"Er muß ein gerechter unschuldiger Mann seyn! Ein &q;Göttersohn seyn -- Dann Er starb in dem Momen- &q;te, da Er dem obersten Gott seine Seele empfahl! &q;Und mit welcher Macht rief Er's! Das war keines ge- &q;meinen Menschen Stimme -- das war nicht der Ruf &q;eines entkräfteten Gekreuzigten! So haben wir noch &q;keinen leiden, keinen sterben gesehen! Es ist seines glei- &q;chen nicht, und die Götter des Himmels geben Ihm &q;Zeugniß nach seinem Tode!" So mußte die rohe Seele redlicher heidnischer Soldaten sprechen. Sie sprach wie die Vernunft und wie die Wahrheit.
241. Fromme Frauen.
Und es waren viel Weiber da, die von Fer-Matth. XXVII. 55.56. ne zusahen, die da Jesus waren nachgefolget aus Galiläa, und hatten Ihm gedienet. Unter welchen war Maria Magdalena, und Maria die Mutter Jacobi und Joses, und die Mutter der Söhne Zebedäi.
Christliche Leserinnen dieser Stelle, lasset diese frommen Frauen euere Heldinnen, euere Beyspiele seyn. Sie waren Nachfolgerinnen, Wohlthäterinnen, treue Freundinnen Jesu bis in seinen Tod. Sie lebten nur für Ihn, und wären, ach, so gerne mit Ihm und für Ihn gestorben. Alles, was ihnen lieb war, war ihnen um Seinetwillen lieb. Sie freuten sich aller seiner Freu- den. Sie litten mit Ihm in allem seinem Leiden. Welche
Freuden,
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Fromme Frauen.
„Er muß ein gerechter unſchuldiger Mann ſeyn! Ein &q;Götterſohn ſeyn — Dann Er ſtarb in dem Momen- &q;te, da Er dem oberſten Gott ſeine Seele empfahl! &q;Und mit welcher Macht rief Er’s! Das war keines ge- &q;meinen Menſchen Stimme — das war nicht der Ruf &q;eines entkräfteten Gekreuzigten! So haben wir noch &q;keinen leiden, keinen ſterben geſehen! Es iſt ſeines glei- &q;chen nicht, und die Götter des Himmels geben Ihm &q;Zeugniß nach ſeinem Tode!„ So mußte die rohe Seele redlicher heidniſcher Soldaten ſprechen. Sie ſprach wie die Vernunft und wie die Wahrheit.
241. Fromme Frauen.
Und es waren viel Weiber da, die von Fer-Matth. XXVII. 55.56. ne zuſahen, die da Jeſus waren nachgefolget aus Galiläa, und hatten Ihm gedienet. Unter welchen war Maria Magdalena, und Maria die Mutter Jacobi und Joſes, und die Mutter der Söhne Zebedäi.
Chriſtliche Leſerinnen dieſer Stelle, laſſet dieſe frommen Frauen euere Heldinnen, euere Beyſpiele ſeyn. Sie waren Nachfolgerinnen, Wohlthäterinnen, treue Freundinnen Jeſu bis in ſeinen Tod. Sie lebten nur für Ihn, und wären, ach, ſo gerne mit Ihm und für Ihn geſtorben. Alles, was ihnen lieb war, war ihnen um Seinetwillen lieb. Sie freuten ſich aller ſeiner Freu- den. Sie litten mit Ihm in allem ſeinem Leiden. Welche
Freuden,
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[531[551]/0559]
Fromme Frauen.
„Er muß ein gerechter unſchuldiger Mann ſeyn! Ein
&q;Götterſohn ſeyn — Dann Er ſtarb in dem Momen-
&q;te, da Er dem oberſten Gott ſeine Seele empfahl!
&q;Und mit welcher Macht rief Er’s! Das war keines ge-
&q;meinen Menſchen Stimme — das war nicht der Ruf
&q;eines entkräfteten Gekreuzigten! So haben wir noch
&q;keinen leiden, keinen ſterben geſehen! Es iſt ſeines glei-
&q;chen nicht, und die Götter des Himmels geben Ihm
&q;Zeugniß nach ſeinem Tode!„ So mußte die rohe Seele
redlicher heidniſcher Soldaten ſprechen. Sie ſprach wie
die Vernunft und wie die Wahrheit.
241.
Fromme Frauen.
Und es waren viel Weiber da, die von Fer-
ne zuſahen, die da Jeſus waren nachgefolget
aus Galiläa, und hatten Ihm gedienet. Unter
welchen war Maria Magdalena, und Maria
die Mutter Jacobi und Joſes, und die Mutter
der Söhne Zebedäi.
Matth.
XXVII.
55.56.
Chriſtliche Leſerinnen dieſer Stelle, laſſet dieſe
frommen Frauen euere Heldinnen, euere Beyſpiele ſeyn.
Sie waren Nachfolgerinnen, Wohlthäterinnen, treue
Freundinnen Jeſu bis in ſeinen Tod. Sie lebten nur
für Ihn, und wären, ach, ſo gerne mit Ihm und für
Ihn geſtorben. Alles, was ihnen lieb war, war ihnen
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 531[551]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/559>, abgerufen am 23.11.2024.
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