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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

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Markus I.
1.
Jesus bey Satan, Engeln und Thieren.

Und Er war in der Wüsten vierzig Tage, undMark. I. 13.
ward versucht vom Satan, und war bey
den Thieren, und die Engel dieneten Ihm.

Das ganze Evangelium ist ein Commentar über
die Worte: Christus ward in allen Dingen ver-
sucht.
Die verschiedensten, die entferntesten Dinge muß-
ten Ihn auf verschiedene Weise unmittelbar berühren.
Er mußte oder wollte sich die Würde eines Herrn über
Alles durch sein göttliches Betragen verdienen. Alles,
was einen Odem hat, mußte Respect für Ihn gewin-
nen, Ihm sollten nicht unbekannt bleiben die Schre-
cken der Natur in Gegenwart wilder Thiere. Er sollte
durch den Glauben an Gott diese Schrecken bekämpfen
lernen. Ihm sollten nicht unbekannt bleiben alle Listen
und alle Schrecknisse, womit der Satan dem Geiste bey-
kommen kann; Nicht unbekannt die Freude der standhaf-
ten und siegenden Tugend. Satans Schrecken und
Engelfreude sollten in der Seele des Kämpfers und
des Siegers abwechseln.

Diese Stelle mag zugleich auch, wie die ganze Ge-
schichte der Versuchung Christi ein Beweiß von der

Wirk-


Markus I.
1.
Jeſus bey Satan, Engeln und Thieren.

Und Er war in der Wüſten vierzig Tage, undMark. I. 13.
ward verſucht vom Satan, und war bey
den Thieren, und die Engel dieneten Ihm.

Das ganze Evangelium iſt ein Commentar über
die Worte: Chriſtus ward in allen Dingen ver-
ſucht.
Die verſchiedenſten, die entfernteſten Dinge muß-
ten Ihn auf verſchiedene Weiſe unmittelbar berühren.
Er mußte oder wollte ſich die Würde eines Herrn über
Alles durch ſein göttliches Betragen verdienen. Alles,
was einen Odem hat, mußte Reſpect für Ihn gewin-
nen, Ihm ſollten nicht unbekannt bleiben die Schre-
cken der Natur in Gegenwart wilder Thiere. Er ſollte
durch den Glauben an Gott dieſe Schrecken bekämpfen
lernen. Ihm ſollten nicht unbekannt bleiben alle Liſten
und alle Schreckniſſe, womit der Satan dem Geiſte bey-
kommen kann; Nicht unbekannt die Freude der ſtandhaf-
ten und ſiegenden Tugend. Satans Schrecken und
Engelfreude ſollten in der Seele des Kämpfers und
des Siegers abwechſeln.

Dieſe Stelle mag zugleich auch, wie die ganze Ge-
ſchichte der Verſuchung Chriſti ein Beweiß von der

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[[577]/0585] Markus I. 1. Jeſus bey Satan, Engeln und Thieren. Und Er war in der Wüſten vierzig Tage, und ward verſucht vom Satan, und war bey den Thieren, und die Engel dieneten Ihm. Mark. I. 13. Das ganze Evangelium iſt ein Commentar über die Worte: Chriſtus ward in allen Dingen ver- ſucht. Die verſchiedenſten, die entfernteſten Dinge muß- ten Ihn auf verſchiedene Weiſe unmittelbar berühren. Er mußte oder wollte ſich die Würde eines Herrn über Alles durch ſein göttliches Betragen verdienen. Alles, was einen Odem hat, mußte Reſpect für Ihn gewin- nen, Ihm ſollten nicht unbekannt bleiben die Schre- cken der Natur in Gegenwart wilder Thiere. Er ſollte durch den Glauben an Gott dieſe Schrecken bekämpfen lernen. Ihm ſollten nicht unbekannt bleiben alle Liſten und alle Schreckniſſe, womit der Satan dem Geiſte bey- kommen kann; Nicht unbekannt die Freude der ſtandhaf- ten und ſiegenden Tugend. Satans Schrecken und Engelfreude ſollten in der Seele des Kämpfers und des Siegers abwechſeln. Dieſe Stelle mag zugleich auch, wie die ganze Ge- ſchichte der Verſuchung Chriſti ein Beweiß von der Wirk-

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. [577]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/585>, abgerufen am 27.07.2024.