Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
Beruf der Jünger.
2.
Beruf der Jünger.

Als Er an der Galiläischen See wandelte,Mark. I.
16-20.

sahe Er Simon und seinen Bruder Andreas, die
warfen das Netz ins Meer, denn sie waren Fi-
scher. Und Jesus sprach zu ihnen: Kommet mir
nach und Ich will euch zu Menschenfischern ma-
chen. Und als sie ihre Netze alsobald verlassen,
folgten sie Ihm nach. Und als Er von da ein
wenig weiter gegangen, sah' Er Jakobum, den
Sohn Zebedäi, und seinen Bruder Johannes,
welche im Schiffe die Netze besserten, und bald
rief Er ihnen. Und sie liessen ihren Vater Zebe-
däum im Schiff mit den Taglöhnern, und folge-
ten Ihm nach.

Hier legt sich also der erste Fundamentstein des
herrlichen Gebäudes der christlichen Kirche. So ge-
ring ist der Anfang einer unermeßlichen Sache. Chri-
stus beruft einige Fischer, verwandelt ihre Geschäfte,
erhöhet ihre Bestimmung. Die einfältigen Freunde der
Wahrheit fühlen beym ersten Rufe etwas Göttliches,
in der Gestalt, der Miene, der Stimme des Rufers;
Sie handeln diesem Gefühle gemäß; Sie sehen die vor
ihnen lebendig stehende Wahrheit, und sie haben nie
Ursache, diese treuherzige Ergebung zu bereuen. Was
Er ihnen verhieß, das hielt Er über alle ihre Hofnung,
über alle ihre Vorstellung. So wie ihr Netz auf sein
Wort ausgeworfen eine ungeheure Menge Fische zog, so

gewann
Beruf der Jünger.
2.
Beruf der Jünger.

Als Er an der Galiläiſchen See wandelte,Mark. I.
16-20.

ſahe Er Simon und ſeinen Bruder Andreas, die
warfen das Netz ins Meer, denn ſie waren Fi-
ſcher. Und Jeſus ſprach zu ihnen: Kommet mir
nach und Ich will euch zu Menſchenfiſchern ma-
chen. Und als ſie ihre Netze alſobald verlaſſen,
folgten ſie Ihm nach. Und als Er von da ein
wenig weiter gegangen, ſah’ Er Jakobum, den
Sohn Zebedäi, und ſeinen Bruder Johannes,
welche im Schiffe die Netze beſſerten, und bald
rief Er ihnen. Und ſie lieſſen ihren Vater Zebe-
däum im Schiff mit den Taglöhnern, und folge-
ten Ihm nach.

Hier legt ſich alſo der erſte Fundamentſtein des
herrlichen Gebäudes der chriſtlichen Kirche. So ge-
ring iſt der Anfang einer unermeßlichen Sache. Chri-
ſtus beruft einige Fiſcher, verwandelt ihre Geſchäfte,
erhöhet ihre Beſtimmung. Die einfältigen Freunde der
Wahrheit fühlen beym erſten Rufe etwas Göttliches,
in der Geſtalt, der Miene, der Stimme des Rufers;
Sie handeln dieſem Gefühle gemäß; Sie ſehen die vor
ihnen lebendig ſtehende Wahrheit, und ſie haben nie
Urſache, dieſe treuherzige Ergebung zu bereuen. Was
Er ihnen verhieß, das hielt Er über alle ihre Hofnung,
über alle ihre Vorſtellung. So wie ihr Netz auf ſein
Wort ausgeworfen eine ungeheure Menge Fiſche zog, ſo

gewann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0587" n="559[579]"/>
          <fw place="top" type="header">Beruf der Jünger.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>2.<lb/>
Beruf der Jünger.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Als Er an der Galiläi&#x017F;chen See wandelte,</hi> <note place="right">Mark. <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/>
16-20.</note><lb/> <hi rendition="#fr">&#x017F;ahe Er Simon und &#x017F;einen Bruder Andreas, die<lb/>
warfen das Netz ins Meer, denn &#x017F;ie waren Fi-<lb/>
&#x017F;cher. Und Je&#x017F;us &#x017F;prach zu ihnen: Kommet mir<lb/>
nach und Ich will euch zu Men&#x017F;chenfi&#x017F;chern ma-<lb/>
chen. Und als &#x017F;ie ihre Netze al&#x017F;obald verla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
folgten &#x017F;ie Ihm nach. Und als Er von da ein<lb/>
wenig weiter gegangen, &#x017F;ah&#x2019; Er Jakobum, den<lb/>
Sohn Zebedäi, und &#x017F;einen Bruder Johannes,<lb/>
welche im Schiffe die Netze be&#x017F;&#x017F;erten, und bald<lb/>
rief Er ihnen. Und &#x017F;ie lie&#x017F;&#x017F;en ihren Vater Zebe-<lb/>
däum im Schiff mit den Taglöhnern, und folge-<lb/>
ten Ihm nach.</hi> </p><lb/>
            <p>Hier legt &#x017F;ich al&#x017F;o der er&#x017F;te Fundament&#x017F;tein des<lb/>
herrlichen Gebäudes der chri&#x017F;tlichen Kirche. So ge-<lb/>
ring i&#x017F;t der Anfang einer unermeßlichen Sache. Chri-<lb/>
&#x017F;tus beruft einige Fi&#x017F;cher, verwandelt ihre Ge&#x017F;chäfte,<lb/>
erhöhet ihre Be&#x017F;timmung. Die einfältigen Freunde der<lb/>
Wahrheit fühlen beym er&#x017F;ten Rufe etwas Göttliches,<lb/>
in der Ge&#x017F;talt, der Miene, der Stimme des Rufers;<lb/>
Sie handeln die&#x017F;em Gefühle gemäß; Sie &#x017F;ehen die vor<lb/>
ihnen lebendig &#x017F;tehende Wahrheit, und &#x017F;ie haben nie<lb/>
Ur&#x017F;ache, die&#x017F;e treuherzige Ergebung zu bereuen. Was<lb/>
Er ihnen verhieß, das hielt Er über alle ihre Hofnung,<lb/>
über alle ihre Vor&#x017F;tellung. So wie ihr Netz auf &#x017F;ein<lb/>
Wort ausgeworfen eine ungeheure Menge Fi&#x017F;che zog, &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gewann</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[559[579]/0587] Beruf der Jünger. 2. Beruf der Jünger. Als Er an der Galiläiſchen See wandelte, ſahe Er Simon und ſeinen Bruder Andreas, die warfen das Netz ins Meer, denn ſie waren Fi- ſcher. Und Jeſus ſprach zu ihnen: Kommet mir nach und Ich will euch zu Menſchenfiſchern ma- chen. Und als ſie ihre Netze alſobald verlaſſen, folgten ſie Ihm nach. Und als Er von da ein wenig weiter gegangen, ſah’ Er Jakobum, den Sohn Zebedäi, und ſeinen Bruder Johannes, welche im Schiffe die Netze beſſerten, und bald rief Er ihnen. Und ſie lieſſen ihren Vater Zebe- däum im Schiff mit den Taglöhnern, und folge- ten Ihm nach. Mark. I. 16-20. Hier legt ſich alſo der erſte Fundamentſtein des herrlichen Gebäudes der chriſtlichen Kirche. So ge- ring iſt der Anfang einer unermeßlichen Sache. Chri- ſtus beruft einige Fiſcher, verwandelt ihre Geſchäfte, erhöhet ihre Beſtimmung. Die einfältigen Freunde der Wahrheit fühlen beym erſten Rufe etwas Göttliches, in der Geſtalt, der Miene, der Stimme des Rufers; Sie handeln dieſem Gefühle gemäß; Sie ſehen die vor ihnen lebendig ſtehende Wahrheit, und ſie haben nie Urſache, dieſe treuherzige Ergebung zu bereuen. Was Er ihnen verhieß, das hielt Er über alle ihre Hofnung, über alle ihre Vorſtellung. So wie ihr Netz auf ſein Wort ausgeworfen eine ungeheure Menge Fiſche zog, ſo gewann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/587
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 559[579]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/587>, abgerufen am 27.07.2024.