de antworten und sprechen: Mache mir keine Unruhe, die Thür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder sind bey mir in der Kammer. Ich kann nicht aufstehen und dir geben. -- Ich sage Euch: obschon er nicht aufsteht und ihm giebt, darum, daß er sein Freund ist, so wird er doch um sei- ner Unverschämtheit willen aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf. -- Und denn noch die Stel- Luc. XVIII 1. 8.le: Er sagte ihnen ein Gleichniß, daß man al- lezeit bethen, und nicht laß werden sollte; und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott, und scheuete sich vor keinem Menschen. Es war aber eine Witt- we in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Rette mich von meinem Widersacher! Und er wollte lange nicht. Darnach aber dach- te er bey sich selbst. Ob ich mich schon vor Gott nicht fürchte, noch vor keinem Menschen scheue; dieweil mir aber diese Wittwe so viele Mühe machet, will ich sie retten, auf daß sie nicht zu- letzt komme, und übertäube mich. -- Da sprach der Herr: Höret, was dieser ungerechte Rich- ter saget. Sollte Gott seinen Auserwählten nicht Rettung schaffen, die Tags und Nachts zu ihm schreyen, obgleich Er's verzieht? Ich sa- ge Euch: Er wird ihnen in kurzem Rettung schaf- fen. Immer und immer. Statt aller Auslegung und Anmerkung, möcht' ich nur diese Stellen lesen, und von meinen Lesern immer und immer wieder gelesen wis- sen -- In jeder wahren Noth, jeder dringenden Ver-
legen-
Matthäus VII.
de antworten und ſprechen: Mache mir keine Unruhe, die Thür iſt ſchon zugeſchloſſen, und meine Kinder ſind bey mir in der Kammer. Ich kann nicht aufſtehen und dir geben. — Ich ſage Euch: obſchon er nicht aufſteht und ihm giebt, darum, daß er ſein Freund iſt, ſo wird er doch um ſei- ner Unverſchämtheit willen aufſtehen und ihm geben, ſoviel er bedarf. — Und denn noch die Stel- Luc. XVIII 1. 8.le: Er ſagte ihnen ein Gleichniß, daß man al- lezeit bethen, und nicht laß werden ſollte; und ſprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete ſich nicht vor Gott, und ſcheuete ſich vor keinem Menſchen. Es war aber eine Witt- we in derſelben Stadt, die kam zu ihm und ſprach: Rette mich von meinem Widerſacher! Und er wollte lange nicht. Darnach aber dach- te er bey ſich ſelbſt. Ob ich mich ſchon vor Gott nicht fürchte, noch vor keinem Menſchen ſcheue; dieweil mir aber dieſe Wittwe ſo viele Mühe machet, will ich ſie retten, auf daß ſie nicht zu- letzt komme, und übertäube mich. — Da ſprach der Herr: Höret, was dieſer ungerechte Rich- ter ſaget. Sollte Gott ſeinen Auserwählten nicht Rettung ſchaffen, die Tags und Nachts zu ihm ſchreyen, obgleich Er’s verzieht? Ich ſa- ge Euch: Er wird ihnen in kurzem Rettung ſchaf- fen. Immer und immer. Statt aller Auslegung und Anmerkung, möcht’ ich nur dieſe Stellen leſen, und von meinen Leſern immer und immer wieder geleſen wiſ- ſen — In jeder wahren Noth, jeder dringenden Ver-
legen-
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[46[66]/0074]
Matthäus VII.
de antworten und ſprechen: Mache mir keine
Unruhe, die Thür iſt ſchon zugeſchloſſen, und meine
Kinder ſind bey mir in der Kammer. Ich kann
nicht aufſtehen und dir geben. — Ich ſage Euch:
obſchon er nicht aufſteht und ihm giebt, darum,
daß er ſein Freund iſt, ſo wird er doch um ſei-
ner Unverſchämtheit willen aufſtehen und ihm
geben, ſoviel er bedarf. — Und denn noch die Stel-
le: Er ſagte ihnen ein Gleichniß, daß man al-
lezeit bethen, und nicht laß werden ſollte; und
ſprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der
fürchtete ſich nicht vor Gott, und ſcheuete ſich
vor keinem Menſchen. Es war aber eine Witt-
we in derſelben Stadt, die kam zu ihm und
ſprach: Rette mich von meinem Widerſacher!
Und er wollte lange nicht. Darnach aber dach-
te er bey ſich ſelbſt. Ob ich mich ſchon vor Gott
nicht fürchte, noch vor keinem Menſchen ſcheue;
dieweil mir aber dieſe Wittwe ſo viele Mühe
machet, will ich ſie retten, auf daß ſie nicht zu-
letzt komme, und übertäube mich. — Da ſprach
der Herr: Höret, was dieſer ungerechte Rich-
ter ſaget. Sollte Gott ſeinen Auserwählten
nicht Rettung ſchaffen, die Tags und Nachts
zu ihm ſchreyen, obgleich Er’s verzieht? Ich ſa-
ge Euch: Er wird ihnen in kurzem Rettung ſchaf-
fen. Immer und immer. Statt aller Auslegung und
Anmerkung, möcht’ ich nur dieſe Stellen leſen, und
von meinen Leſern immer und immer wieder geleſen wiſ-
ſen — In jeder wahren Noth, jeder dringenden Ver-
legen-
Luc. XVIII
1. 8.
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Lavater, Johann Caspar: Betrachtungen über die wichtigsten Stellen der Evangelien. Bd. 1: Matthäus und Markus. Dessau/Leipzig, 1783, S. 46[66]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_betrachtungen01_1783/74>, abgerufen am 21.11.2024.
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