Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
XVII. Fragment. Physiognomische Uebungen
6) Ein herrlich verständiger, kluger, rechtschaffner Mann.
7) Ein witziger Kopf in guter Laune.
8) Ein trockner, zaghafter, nicht unkluger Mann.
9) Der neunte, melancholisch und argwöhnisch.
10) Der zehnte, gescheut, weibisch und schlau.
11) Ein ehrliches, liebes, verständiges Gesichtchen.
12) Ein ehrliches, aber untenher ziemlich schwaches Gesicht.
13) Gescheut und entschlossen.
14) Verständig zum Argwohn, und zur Grausamkeit -- und, aller Wahrscheinlichkeit nach,
wollüstig.
15) Ein vollständiger Soldat! Ein entschloßnes festes, cholerisch-melancholisches Gesichte. Nur
ist die Nase für die Entschlossenheit des Ganzen zu schwach, zu wenig hervorstehend.
16) Etwas gescheuter und feiner, als der vorhergehende.
17) Das completeste Mönchsgesicht. Ununternehmend, wohllebisch, phlegmatisch, ohne
Theilnehmung.
18) Ein Mohrengesicht, dessen Stirne vielleicht was hoffen ließe, wenn besonders die Nase hin-
ten nicht so ferne vom Munde, und dem zu kleinen Auge zu nahe wäre.
19) Ein guter Mann, mit wenig Scharfsinn, doch nicht ganz unfähig des mönchischen
Witzes.
20) Ungefähr derselbe, doch etwas verschlagner.
21) Ein nicht unverständiges, kaltes, ordentliches, bedächtliches Gesicht.
22) Jesuitischer Blick. Etwas Bigotterie, und untenher seelenlos.
23) Etwas verdrüßlich, mißtrauisch, eigensinnig.
24) Verständig; vermöge des Umrisses der Augenknochen und der Nase gut; aber nicht groß
nach dem Munde und dem Kinne.
II. Tafel.
XVII. Fragment. Phyſiognomiſche Uebungen
6) Ein herrlich verſtaͤndiger, kluger, rechtſchaffner Mann.
7) Ein witziger Kopf in guter Laune.
8) Ein trockner, zaghafter, nicht unkluger Mann.
9) Der neunte, melancholiſch und argwoͤhniſch.
10) Der zehnte, geſcheut, weibiſch und ſchlau.
11) Ein ehrliches, liebes, verſtaͤndiges Geſichtchen.
12) Ein ehrliches, aber untenher ziemlich ſchwaches Geſicht.
13) Geſcheut und entſchloſſen.
14) Verſtaͤndig zum Argwohn, und zur Grauſamkeit — und, aller Wahrſcheinlichkeit nach,
wolluͤſtig.
15) Ein vollſtaͤndiger Soldat! Ein entſchloßnes feſtes, choleriſch-melancholiſches Geſichte. Nur
iſt die Naſe fuͤr die Entſchloſſenheit des Ganzen zu ſchwach, zu wenig hervorſtehend.
16) Etwas geſcheuter und feiner, als der vorhergehende.
17) Das completeſte Moͤnchsgeſicht. Ununternehmend, wohllebiſch, phlegmatiſch, ohne
Theilnehmung.
18) Ein Mohrengeſicht, deſſen Stirne vielleicht was hoffen ließe, wenn beſonders die Naſe hin-
ten nicht ſo ferne vom Munde, und dem zu kleinen Auge zu nahe waͤre.
19) Ein guter Mann, mit wenig Scharfſinn, doch nicht ganz unfaͤhig des moͤnchiſchen
Witzes.
20) Ungefaͤhr derſelbe, doch etwas verſchlagner.
21) Ein nicht unverſtaͤndiges, kaltes, ordentliches, bedaͤchtliches Geſicht.
22) Jeſuitiſcher Blick. Etwas Bigotterie, und untenher ſeelenlos.
23) Etwas verdruͤßlich, mißtrauiſch, eigenſinnig.
24) Verſtaͤndig; vermoͤge des Umriſſes der Augenknochen und der Naſe gut; aber nicht groß
nach dem Munde und dem Kinne.
II. Tafel.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0308" n="210"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XVII.</hi> Fragment. Phy&#x017F;iognomi&#x017F;che Uebungen</hi> </fw><lb/>
              <list>
                <item>6) Ein herrlich ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger, kluger, recht&#x017F;chaffner Mann.</item><lb/>
                <item>7) Ein witziger Kopf in guter Laune.</item><lb/>
                <item>8) Ein trockner, zaghafter, nicht unkluger Mann.</item><lb/>
                <item>9) Der neunte, melancholi&#x017F;ch und argwo&#x0364;hni&#x017F;ch.</item><lb/>
                <item>10) Der zehnte, ge&#x017F;cheut, weibi&#x017F;ch und &#x017F;chlau.</item><lb/>
                <item>11) Ein ehrliches, liebes, ver&#x017F;ta&#x0364;ndiges Ge&#x017F;ichtchen.</item><lb/>
                <item>12) Ein ehrliches, aber untenher ziemlich &#x017F;chwaches Ge&#x017F;icht.</item><lb/>
                <item>13) Ge&#x017F;cheut und ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</item><lb/>
                <item>14) Ver&#x017F;ta&#x0364;ndig zum Argwohn, und zur Grau&#x017F;amkeit &#x2014; und, aller Wahr&#x017F;cheinlichkeit nach,<lb/>
wollu&#x0364;&#x017F;tig.</item><lb/>
                <item>15) Ein voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger Soldat! Ein ent&#x017F;chloßnes fe&#x017F;tes, choleri&#x017F;ch-melancholi&#x017F;ches Ge&#x017F;ichte. Nur<lb/>
i&#x017F;t die Na&#x017F;e fu&#x0364;r die Ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enheit des Ganzen zu &#x017F;chwach, zu wenig hervor&#x017F;tehend.</item><lb/>
                <item>16) Etwas ge&#x017F;cheuter und feiner, als der vorhergehende.</item><lb/>
                <item>17) Das complete&#x017F;te Mo&#x0364;nchsge&#x017F;icht. Ununternehmend, wohllebi&#x017F;ch, phlegmati&#x017F;ch, ohne<lb/>
Theilnehmung.</item><lb/>
                <item>18) Ein Mohrenge&#x017F;icht, de&#x017F;&#x017F;en Stirne vielleicht was hoffen ließe, wenn be&#x017F;onders die Na&#x017F;e hin-<lb/>
ten nicht &#x017F;o ferne vom Munde, und dem zu kleinen Auge zu nahe wa&#x0364;re.</item><lb/>
                <item>19) Ein guter Mann, mit wenig Scharf&#x017F;inn, doch nicht ganz unfa&#x0364;hig des mo&#x0364;nchi&#x017F;chen<lb/>
Witzes.</item><lb/>
                <item>20) Ungefa&#x0364;hr der&#x017F;elbe, doch etwas ver&#x017F;chlagner.</item><lb/>
                <item>21) Ein nicht unver&#x017F;ta&#x0364;ndiges, kaltes, ordentliches, beda&#x0364;chtliches Ge&#x017F;icht.</item><lb/>
                <item>22) Je&#x017F;uiti&#x017F;cher Blick. Etwas Bigotterie, und untenher &#x017F;eelenlos.</item><lb/>
                <item>23) Etwas verdru&#x0364;ßlich, mißtraui&#x017F;ch, eigen&#x017F;innig.</item><lb/>
                <item>24) Ver&#x017F;ta&#x0364;ndig; vermo&#x0364;ge des Umri&#x017F;&#x017F;es der Augenknochen und der Na&#x017F;e gut; aber nicht groß<lb/>
nach dem Munde und dem Kinne.</item>
              </list><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">II.</hi> <hi rendition="#fr">Tafel.</hi> </fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0308] XVII. Fragment. Phyſiognomiſche Uebungen 6) Ein herrlich verſtaͤndiger, kluger, rechtſchaffner Mann. 7) Ein witziger Kopf in guter Laune. 8) Ein trockner, zaghafter, nicht unkluger Mann. 9) Der neunte, melancholiſch und argwoͤhniſch. 10) Der zehnte, geſcheut, weibiſch und ſchlau. 11) Ein ehrliches, liebes, verſtaͤndiges Geſichtchen. 12) Ein ehrliches, aber untenher ziemlich ſchwaches Geſicht. 13) Geſcheut und entſchloſſen. 14) Verſtaͤndig zum Argwohn, und zur Grauſamkeit — und, aller Wahrſcheinlichkeit nach, wolluͤſtig. 15) Ein vollſtaͤndiger Soldat! Ein entſchloßnes feſtes, choleriſch-melancholiſches Geſichte. Nur iſt die Naſe fuͤr die Entſchloſſenheit des Ganzen zu ſchwach, zu wenig hervorſtehend. 16) Etwas geſcheuter und feiner, als der vorhergehende. 17) Das completeſte Moͤnchsgeſicht. Ununternehmend, wohllebiſch, phlegmatiſch, ohne Theilnehmung. 18) Ein Mohrengeſicht, deſſen Stirne vielleicht was hoffen ließe, wenn beſonders die Naſe hin- ten nicht ſo ferne vom Munde, und dem zu kleinen Auge zu nahe waͤre. 19) Ein guter Mann, mit wenig Scharfſinn, doch nicht ganz unfaͤhig des moͤnchiſchen Witzes. 20) Ungefaͤhr derſelbe, doch etwas verſchlagner. 21) Ein nicht unverſtaͤndiges, kaltes, ordentliches, bedaͤchtliches Geſicht. 22) Jeſuitiſcher Blick. Etwas Bigotterie, und untenher ſeelenlos. 23) Etwas verdruͤßlich, mißtrauiſch, eigenſinnig. 24) Verſtaͤndig; vermoͤge des Umriſſes der Augenknochen und der Naſe gut; aber nicht groß nach dem Munde und dem Kinne. II. Tafel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente01_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente01_1775/308
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente01_1775/308>, abgerufen am 24.11.2024.