Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775.zur Prüfung des physiognomischen Genies. DD. Vier Silhouetten von trefflichen Männern. Siehe hier vier wohlgerathene Silhouetten von feinen, trefflichen Männern, die, so sehr sie 1. Der erhabenste, muthigste, sanfteste und kühnste Dichter des Jahrhunderts. Ein Mann Ein scharfsinniger Beobachter hat über diese Silhouette folgende Anmerkung gemacht: Der obere Theil des Gesichtes ist des Verstandes, der untere der Einbildungskraft. Eben diese Eigenschaften, mehr und weniger, verbunden mit besonderer Leichtigkeit und Das Phys. Fragm. I. Versuch. J i
zur Pruͤfung des phyſiognomiſchen Genies. DD. Vier Silhouetten von trefflichen Maͤnnern. Siehe hier vier wohlgerathene Silhouetten von feinen, trefflichen Maͤnnern, die, ſo ſehr ſie 1. Der erhabenſte, muthigſte, ſanfteſte und kuͤhnſte Dichter des Jahrhunderts. Ein Mann Ein ſcharfſinniger Beobachter hat uͤber dieſe Silhouette folgende Anmerkung gemacht: Der obere Theil des Geſichtes iſt des Verſtandes, der untere der Einbildungskraft. Eben dieſe Eigenſchaften, mehr und weniger, verbunden mit beſonderer Leichtigkeit und Das Phyſ. Fragm. I. Verſuch. J i
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zur Pruͤfung des phyſiognomiſchen Genies.
DD.
Vier Silhouetten von trefflichen Maͤnnern.
Siehe hier vier wohlgerathene Silhouetten von feinen, trefflichen Maͤnnern, die, ſo ſehr ſie
verſchieden ſind, durch Feinheit des Geiſtes und durch Geſchmack ſich aͤhnlich ſind. Hier kannſt
du feſten Fuß faſſen! Dieſe Maͤnner ſind, (ſey ihre Phyſiognomie, welche man will,) ohne Wider-
rede, von den Verſtaͤndigſten, Geſchmackvolleſten, Geniereichſten, die Teutſchland hervorgebracht
hat. Blos durchs Anſchauen, Betrachten, Vergleichen ſolcher Geſichter, kannſt du nach und
nach, wo nicht zur Kenntniß, doch zum ſichern Gefuͤhle des phyſiognomiſchen Ausdrucks gelan-
gen, wo nicht — biſt du nicht beſtimmt, zu phyſiognomiſiren ....
1.
Der erhabenſte, muthigſte, ſanfteſte und kuͤhnſte Dichter des Jahrhunderts. Ein Mann
von unverfuͤhrbarer Geſchmacksfeſtigkeit.
Ein ſcharfſinniger Beobachter hat uͤber dieſe Silhouette folgende Anmerkung gemacht:
„Dieſe ſanftabgehende Stirne bezeichnet reinen Menſchenverſtand; ihre Hoͤhe uͤber dem Auge Ei-
„genheit und Feinheit; es iſt die Naſe eines Bemerkers; in dem Munde liegt Lieblichkeit,
„Praͤciſion, und in der Verbindung mit dem Kinne, Gewißheit. Ueber dem Ganzen ruht ein
„unbeſchreiblicher Friede, Reinheit und Maͤßigkeit,“ — — Trefflich! —
Der obere Theil des Geſichtes iſt des Verſtandes, der untere der Einbildungskraft.
Jch will ſagen: Saͤh' ich den obern Theil allein, wuͤrd' ich feinen Verſtand, ſaͤh' ich allein
den untern, wuͤrde ich wenig Verſtand, noch weniger Klugheit, aber leicht entflammte
Einbildungskraft vermuthen.
Eben dieſe Eigenſchaften, mehr und weniger, verbunden mit beſonderer Leichtigkeit und
Freyheit, findeſt du in nachſtehender Vignette, welche ein anderer Schattenriß dieſes Mannes
iſt. Durch die Stellung des Kopfs verbreitet ſich uͤber das Ganze eine theilnehmende Kommu-
nikabilitaͤt, die das auf der großen Platte nicht hat.
Das
Phyſ. Fragm. I. Verſuch. J i
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