Jm 6. Theilnehmung, Unwillen über der Stirne, lässige Hingebenheit im Munde -- eines nicht schwachen, nicht rathlosen Menschen, der wenig Zuversicht zu sich selbst hat, und dessen Thätigkeit auf einem gewissen Punkte von Kraftmangel erschlafft?
Jm 7. unerhabne Andacht, demüthige, leidende, anmaßungslose Güte?
Jm 8. unentschlossene Entschlossenheit. Sie will sich rächen allenfalls, aber weiß noch nicht wie? das Auge mehr schauend, als treffend. Jm Munde mehr That, als Ueberlegung.
Jm 9. -- angestrengte Aufmerksamkeit, ohne Verstand und Geschmack. Jn der Ober- lippe -- und überhaupt im Munde ist sichtbarer Mangel an bestimmter Ueberlegung, und wenig Adel. Jm Ganzen wie wenig Reines und Feines? --
[Abbildung]
Zweyte
I. Fragment. Von der Allgemeinheit
Jm 6. Theilnehmung, Unwillen uͤber der Stirne, laͤſſige Hingebenheit im Munde — eines nicht ſchwachen, nicht rathloſen Menſchen, der wenig Zuverſicht zu ſich ſelbſt hat, und deſſen Thaͤtigkeit auf einem gewiſſen Punkte von Kraftmangel erſchlafft?
Jm 7. unerhabne Andacht, demuͤthige, leidende, anmaßungsloſe Guͤte?
Jm 8. unentſchloſſene Entſchloſſenheit. Sie will ſich raͤchen allenfalls, aber weiß noch nicht wie? das Auge mehr ſchauend, als treffend. Jm Munde mehr That, als Ueberlegung.
Jm 9. — angeſtrengte Aufmerkſamkeit, ohne Verſtand und Geſchmack. Jn der Ober- lippe — und uͤberhaupt im Munde iſt ſichtbarer Mangel an beſtimmter Ueberlegung, und wenig Adel. Jm Ganzen wie wenig Reines und Feines? —
[Abbildung]
Zweyte
<TEI><text><body><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0028"n="12"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Fragment. Von der Allgemeinheit</hi></fw><lb/><p>Jm 6. Theilnehmung, Unwillen uͤber der Stirne, laͤſſige Hingebenheit im Munde —<lb/>
eines nicht ſchwachen, nicht rathloſen Menſchen, der wenig Zuverſicht zu ſich ſelbſt hat, und deſſen<lb/>
Thaͤtigkeit auf einem gewiſſen Punkte von Kraftmangel erſchlafft?</p><lb/><p>Jm 7. unerhabne Andacht, demuͤthige, leidende, anmaßungsloſe Guͤte?</p><lb/><p>Jm 8. unentſchloſſene Entſchloſſenheit. Sie will ſich raͤchen allenfalls, aber weiß noch<lb/>
nicht wie? das Auge mehr ſchauend, als treffend. Jm Munde mehr That, als Ueberlegung.</p><lb/><p>Jm 9. — angeſtrengte Aufmerkſamkeit, ohne Verſtand und Geſchmack. Jn der Ober-<lb/>
lippe — und uͤberhaupt im Munde iſt ſichtbarer Mangel an beſtimmter Ueberlegung, und wenig<lb/>
Adel. Jm Ganzen wie wenig Reines und Feines? —</p><lb/><figure/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Zweyte</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[12/0028]
I. Fragment. Von der Allgemeinheit
Jm 6. Theilnehmung, Unwillen uͤber der Stirne, laͤſſige Hingebenheit im Munde —
eines nicht ſchwachen, nicht rathloſen Menſchen, der wenig Zuverſicht zu ſich ſelbſt hat, und deſſen
Thaͤtigkeit auf einem gewiſſen Punkte von Kraftmangel erſchlafft?
Jm 7. unerhabne Andacht, demuͤthige, leidende, anmaßungsloſe Guͤte?
Jm 8. unentſchloſſene Entſchloſſenheit. Sie will ſich raͤchen allenfalls, aber weiß noch
nicht wie? das Auge mehr ſchauend, als treffend. Jm Munde mehr That, als Ueberlegung.
Jm 9. — angeſtrengte Aufmerkſamkeit, ohne Verſtand und Geſchmack. Jn der Ober-
lippe — und uͤberhaupt im Munde iſt ſichtbarer Mangel an beſtimmter Ueberlegung, und wenig
Adel. Jm Ganzen wie wenig Reines und Feines? —
[Abbildung]
Zweyte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/28>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.