Muth, Feuerkraft -- ist der Hauptcharakter dieses Kopfes -- die Stirn hat in ihrer Geradheit und Höhe -- viel Eigensinn und Reichthum. Der runde Umriß des obern Augenlieds zeigt et- was blödes, weichliches -- die Nase ist eines fruchtbaren, beynahe erhabnen Genies -- der Mund, voll geraden, festen Sinnes, drückt Bewußtseyn seiner Kunst, und allenfalls Verach- tung des Nebenbuhlers aus. Jm Originale ist nichts von diesem Verächtlichen; vielmehr die edelste, männlichste Güte.
Jn dem nachstehenden Umrisse, wer verkennt einen der größten, geschmackvollsten Kunst- kenner! welche Mannsstirn! welch treffendes Auge! welche knorpliche bestimmt gezeichnete Nase -- welche freye Bestimmtheit im Munde! welche Proportion und Festigkeit im Ganzen!
[Abbildung]
Dritte
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Noch einige andere Kuͤnſtler.
Zweyte Tafel. Janus Luteca, Goldſchmid.
Muth, Feuerkraft — iſt der Hauptcharakter dieſes Kopfes — die Stirn hat in ihrer Geradheit und Hoͤhe — viel Eigenſinn und Reichthum. Der runde Umriß des obern Augenlieds zeigt et- was bloͤdes, weichliches — die Naſe iſt eines fruchtbaren, beynahe erhabnen Genies — der Mund, voll geraden, feſten Sinnes, druͤckt Bewußtſeyn ſeiner Kunſt, und allenfalls Verach- tung des Nebenbuhlers aus. Jm Originale iſt nichts von dieſem Veraͤchtlichen; vielmehr die edelſte, maͤnnlichſte Guͤte.
Jn dem nachſtehenden Umriſſe, wer verkennt einen der groͤßten, geſchmackvollſten Kunſt- kenner! welche Mannsſtirn! welch treffendes Auge! welche knorpliche beſtimmt gezeichnete Naſe — welche freye Beſtimmtheit im Munde! welche Proportion und Feſtigkeit im Ganzen!
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Noch einige andere Kuͤnſtler.
Zweyte Tafel.
Janus Luteca, Goldſchmid.
Muth, Feuerkraft — iſt der Hauptcharakter dieſes Kopfes — die Stirn hat in ihrer Geradheit
und Hoͤhe — viel Eigenſinn und Reichthum. Der runde Umriß des obern Augenlieds zeigt et-
was bloͤdes, weichliches — die Naſe iſt eines fruchtbaren, beynahe erhabnen Genies — der
Mund, voll geraden, feſten Sinnes, druͤckt Bewußtſeyn ſeiner Kunſt, und allenfalls Verach-
tung des Nebenbuhlers aus. Jm Originale iſt nichts von dieſem Veraͤchtlichen; vielmehr die
edelſte, maͤnnlichſte Guͤte.
Jn dem nachſtehenden Umriſſe, wer verkennt einen der groͤßten, geſchmackvollſten Kunſt-
kenner! welche Mannsſtirn! welch treffendes Auge! welche knorpliche beſtimmt gezeichnete Naſe —
welche freye Beſtimmtheit im Munde! welche Proportion und Feſtigkeit im Ganzen!
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/381>, abgerufen am 25.11.2024.
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