Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Helden der Vorzeit.
Sechste und siebente Tafel. Cäsar.

Jch bin nicht in der Stimmung von Cäsarn zu reden; und wer kennt nicht Cäsarn ohne mein
Stammeln? Nur also die beyden Kupfer.

Das schattirte! Welche verzerrte Reste des ersten unter den Menschen! Schatten von
Hoheit, Festigkeit, Leichtigkeit, Unvergleichbarkeit sind übrig geblieben. Aber die gekräuselte,
unbestimmte, und fatal zurückgehende Stirne! das verzogene, abgeschlappte untere Augenlied!
der schwankende abziehende Mund! -- Vom Halse sag' ich nichts -- Jm Ganzen eine eherne,
übertyrannische Selbstigkeit.

Der Umriß! wie wahrhaft groß, rein und gut! Mächtig und gewaltig ohne Trutz. Un-
beweglich und unwiderstehlich. Weise, thätig, erhaben über alles, sich fühlend Sohn des Glücks,
bedächtig, schnell -- Jnnbegriff aller menschlichen Größe.

[Abbildung]

Drey
K k 2
Helden der Vorzeit.
Sechste und ſiebente Tafel. Caͤſar.

Jch bin nicht in der Stimmung von Caͤſarn zu reden; und wer kennt nicht Caͤſarn ohne mein
Stammeln? Nur alſo die beyden Kupfer.

Das ſchattirte! Welche verzerrte Reſte des erſten unter den Menſchen! Schatten von
Hoheit, Feſtigkeit, Leichtigkeit, Unvergleichbarkeit ſind uͤbrig geblieben. Aber die gekraͤuſelte,
unbeſtimmte, und fatal zuruͤckgehende Stirne! das verzogene, abgeſchlappte untere Augenlied!
der ſchwankende abziehende Mund! — Vom Halſe ſag’ ich nichts — Jm Ganzen eine eherne,
uͤbertyranniſche Selbſtigkeit.

Der Umriß! wie wahrhaft groß, rein und gut! Maͤchtig und gewaltig ohne Trutz. Un-
beweglich und unwiderſtehlich. Weiſe, thaͤtig, erhaben uͤber alles, ſich fuͤhlend Sohn des Gluͤcks,
bedaͤchtig, ſchnell — Jnnbegriff aller menſchlichen Groͤße.

[Abbildung]

Drey
K k 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0449" n="259"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Helden der Vorzeit.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#fr">Sechste und &#x017F;iebente Tafel.</hi> <hi rendition="#b">Ca&#x0364;&#x017F;ar.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>ch bin nicht in der Stimmung von Ca&#x0364;&#x017F;arn zu reden; und wer kennt nicht Ca&#x0364;&#x017F;arn ohne mein<lb/>
Stammeln? Nur al&#x017F;o die beyden Kupfer.</p><lb/>
            <p>Das &#x017F;chattirte! Welche verzerrte Re&#x017F;te des er&#x017F;ten unter den Men&#x017F;chen! Schatten von<lb/>
Hoheit, Fe&#x017F;tigkeit, Leichtigkeit, Unvergleichbarkeit &#x017F;ind u&#x0364;brig geblieben. Aber die gekra&#x0364;u&#x017F;elte,<lb/>
unbe&#x017F;timmte, und fatal zuru&#x0364;ckgehende Stirne! das verzogene, abge&#x017F;chlappte untere Augenlied!<lb/>
der &#x017F;chwankende abziehende Mund! &#x2014; Vom Hal&#x017F;e &#x017F;ag&#x2019; ich nichts &#x2014; Jm Ganzen eine eherne,<lb/>
u&#x0364;bertyranni&#x017F;che Selb&#x017F;tigkeit.</p><lb/>
            <p>Der Umriß! wie wahrhaft groß, rein und gut! Ma&#x0364;chtig und gewaltig ohne Trutz. Un-<lb/>
beweglich und unwider&#x017F;tehlich. Wei&#x017F;e, tha&#x0364;tig, erhaben u&#x0364;ber alles, &#x017F;ich fu&#x0364;hlend Sohn des Glu&#x0364;cks,<lb/>
beda&#x0364;chtig, &#x017F;chnell &#x2014; Jnnbegriff aller men&#x017F;chlichen Gro&#x0364;ße.</p><lb/>
            <figure/><lb/>
          </div>
        </div>
        <fw place="bottom" type="sig">K k 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Drey</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0449] Helden der Vorzeit. Sechste und ſiebente Tafel. Caͤſar. Jch bin nicht in der Stimmung von Caͤſarn zu reden; und wer kennt nicht Caͤſarn ohne mein Stammeln? Nur alſo die beyden Kupfer. Das ſchattirte! Welche verzerrte Reſte des erſten unter den Menſchen! Schatten von Hoheit, Feſtigkeit, Leichtigkeit, Unvergleichbarkeit ſind uͤbrig geblieben. Aber die gekraͤuſelte, unbeſtimmte, und fatal zuruͤckgehende Stirne! das verzogene, abgeſchlappte untere Augenlied! der ſchwankende abziehende Mund! — Vom Halſe ſag’ ich nichts — Jm Ganzen eine eherne, uͤbertyranniſche Selbſtigkeit. Der Umriß! wie wahrhaft groß, rein und gut! Maͤchtig und gewaltig ohne Trutz. Un- beweglich und unwiderſtehlich. Weiſe, thaͤtig, erhaben uͤber alles, ſich fuͤhlend Sohn des Gluͤcks, bedaͤchtig, ſchnell — Jnnbegriff aller menſchlichen Groͤße. [Abbildung] Drey K k 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/449
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/449>, abgerufen am 22.11.2024.