Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Siebentes Fragment.
Drey Paar Augen.
Des III. Ban-
des XXX.
Tafel.
1) Muthige Würksamkeit; Stolz und Feuer; Mannheit und Entschlossenheit. So
die Augenbraunen. Nicht erhaben; aber groß -- groß ohne Kleinheit -- nur schwächt
die Schweifung am untern Augenliede den Eindruck von Muth.
2) Viel denkender; weniger vordringend, muthig; aber an Erhabenheit gränzend. Das
mehr zusinkende obere Augenlied -- wird eben durch dieses Zusinken muthloser -- verschließt die
Empfindung mehr in sich selbst. Jn den Augenbraunen ist mehr Feuer und Großheit, als in den
obern. Fast zu viel für das Schmachten, das durchscheint.
3) Von einem Cupido nach Mengs. Ein herrlich gebogenes und gewölbtes Augenpaar,
ohne Bruch, Biegung, Schweifung ... Rein jugendlich, ohne Plan und Tiessinn -- sich ganz
sinnlich empor wälzend nach Sinnlichkeit!

Nachstehende Vignette -- Mißzeichnung eines Mannes voll That und Weisheit und
Kraft. Wie spricht dieß alles im hell und scharf durchblickenden, obgleich ein wenig staunenden
Auge.

[Abbildung]

Achtes
Phys. Fragm. III Versuch. R
Siebentes Fragment.
Drey Paar Augen.
Des III. Ban-
des XXX.
Tafel.
1) Muthige Wuͤrkſamkeit; Stolz und Feuer; Mannheit und Entſchloſſenheit. So
die Augenbraunen. Nicht erhaben; aber groß — groß ohne Kleinheit — nur ſchwaͤcht
die Schweifung am untern Augenliede den Eindruck von Muth.
2) Viel denkender; weniger vordringend, muthig; aber an Erhabenheit graͤnzend. Das
mehr zuſinkende obere Augenlied — wird eben durch dieſes Zuſinken muthloſer — verſchließt die
Empfindung mehr in ſich ſelbſt. Jn den Augenbraunen iſt mehr Feuer und Großheit, als in den
obern. Faſt zu viel fuͤr das Schmachten, das durchſcheint.
3) Von einem Cupido nach Mengs. Ein herrlich gebogenes und gewoͤlbtes Augenpaar,
ohne Bruch, Biegung, Schweifung ... Rein jugendlich, ohne Plan und Tieſſinn — ſich ganz
ſinnlich empor waͤlzend nach Sinnlichkeit!

Nachſtehende Vignette — Mißzeichnung eines Mannes voll That und Weisheit und
Kraft. Wie ſpricht dieß alles im hell und ſcharf durchblickenden, obgleich ein wenig ſtaunenden
Auge.

[Abbildung]

Achtes
Phyſ. Fragm. III Verſuch. R
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0205" n="129"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siebentes Fragment.<lb/><hi rendition="#g">Drey Paar Augen.</hi></hi> </head><lb/>
          <note place="left">Des <hi rendition="#aq">III.</hi> Ban-<lb/>
des <hi rendition="#aq">XXX.</hi><lb/>
Tafel.</note>
          <list>
            <item>1) <hi rendition="#in">M</hi>uthige Wu&#x0364;rk&#x017F;amkeit; Stolz und Feuer; Mannheit und Ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enheit. So<lb/>
die Augenbraunen. Nicht erhaben; aber groß &#x2014; groß ohne Kleinheit &#x2014; nur &#x017F;chwa&#x0364;cht<lb/>
die Schweifung am untern Augenliede den Eindruck von Muth.</item><lb/>
            <item>2) Viel denkender; weniger vordringend, muthig; aber an Erhabenheit gra&#x0364;nzend. Das<lb/>
mehr zu&#x017F;inkende obere Augenlied &#x2014; wird eben durch die&#x017F;es Zu&#x017F;inken muthlo&#x017F;er &#x2014; ver&#x017F;chließt die<lb/>
Empfindung mehr in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t. Jn den Augenbraunen i&#x017F;t mehr Feuer und Großheit, als in den<lb/>
obern. Fa&#x017F;t zu viel fu&#x0364;r das Schmachten, das durch&#x017F;cheint.</item><lb/>
            <item>3) Von einem <hi rendition="#fr">Cupido nach Mengs.</hi> Ein herrlich gebogenes und gewo&#x0364;lbtes Augenpaar,<lb/>
ohne Bruch, Biegung, Schweifung ... Rein jugendlich, ohne Plan und Tie&#x017F;&#x017F;inn &#x2014; &#x017F;ich ganz<lb/>
&#x017F;innlich empor wa&#x0364;lzend nach Sinnlichkeit!</item>
          </list><lb/>
          <p>Nach&#x017F;tehende Vignette &#x2014; Mißzeichnung eines <hi rendition="#fr">Mannes</hi> voll <hi rendition="#fr">That</hi> und <hi rendition="#fr">Weisheit</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Kraft.</hi> Wie &#x017F;pricht dieß alles im hell und &#x017F;charf durchblickenden, obgleich ein wenig &#x017F;taunenden<lb/>
Auge.</p><lb/>
          <figure/>
        </div>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Phy&#x017F;. Fragm.</hi><hi rendition="#aq">III</hi><hi rendition="#fr">Ver&#x017F;uch.</hi> R</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Achtes</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0205] Siebentes Fragment. Drey Paar Augen. 1) Muthige Wuͤrkſamkeit; Stolz und Feuer; Mannheit und Entſchloſſenheit. So die Augenbraunen. Nicht erhaben; aber groß — groß ohne Kleinheit — nur ſchwaͤcht die Schweifung am untern Augenliede den Eindruck von Muth. 2) Viel denkender; weniger vordringend, muthig; aber an Erhabenheit graͤnzend. Das mehr zuſinkende obere Augenlied — wird eben durch dieſes Zuſinken muthloſer — verſchließt die Empfindung mehr in ſich ſelbſt. Jn den Augenbraunen iſt mehr Feuer und Großheit, als in den obern. Faſt zu viel fuͤr das Schmachten, das durchſcheint. 3) Von einem Cupido nach Mengs. Ein herrlich gebogenes und gewoͤlbtes Augenpaar, ohne Bruch, Biegung, Schweifung ... Rein jugendlich, ohne Plan und Tieſſinn — ſich ganz ſinnlich empor waͤlzend nach Sinnlichkeit! Nachſtehende Vignette — Mißzeichnung eines Mannes voll That und Weisheit und Kraft. Wie ſpricht dieß alles im hell und ſcharf durchblickenden, obgleich ein wenig ſtaunenden Auge. [Abbildung] Achtes Phyſ. Fragm. III Verſuch. R

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/205
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/205>, abgerufen am 21.11.2024.