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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

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Jugendliche Gesichter.
7. Voll wahrhaft jugendlicher Heiterkeit und Frohheit. Das Aug edelgefällig. Nicht
denkend, aber nachdenkend. Das wird ein Mann, der jeden seinen Weg gehen läßt.
8. Der ist schon mehr ausgebildet, staatsmännischer; Entwürfe scheinen sich schon in ihm
zu regen -- und doch verbreitet sich Schwachheit über den entstehenden Entwurf. Er wird nicht
ausgeführt. Wenn 7. spät Jüngling wird, wird 8. früh schon Mann. Nicht die Zeichnung, aber
die Lage des Mundes thut dem Gesicht wehe. Er durfte nur um eine Umrißlinie höher stehen, wie
viel mehr würde dieser Kopf sogleich versprechen.
9. Stirn und Aug und zum Theil die Nase eines klugen, festen. Ueble Laune schwebt,
nein haftet auf dem Munde.


Drittes
S 2
Jugendliche Geſichter.
7. Voll wahrhaft jugendlicher Heiterkeit und Frohheit. Das Aug edelgefaͤllig. Nicht
denkend, aber nachdenkend. Das wird ein Mann, der jeden ſeinen Weg gehen laͤßt.
8. Der iſt ſchon mehr ausgebildet, ſtaatsmaͤnniſcher; Entwuͤrfe ſcheinen ſich ſchon in ihm
zu regen — und doch verbreitet ſich Schwachheit uͤber den entſtehenden Entwurf. Er wird nicht
ausgefuͤhrt. Wenn 7. ſpaͤt Juͤngling wird, wird 8. fruͤh ſchon Mann. Nicht die Zeichnung, aber
die Lage des Mundes thut dem Geſicht wehe. Er durfte nur um eine Umrißlinie hoͤher ſtehen, wie
viel mehr wuͤrde dieſer Kopf ſogleich verſprechen.
9. Stirn und Aug und zum Theil die Naſe eines klugen, feſten. Ueble Laune ſchwebt,
nein haftet auf dem Munde.


Drittes
S 2
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[139/0219] Jugendliche Geſichter. 7. Voll wahrhaft jugendlicher Heiterkeit und Frohheit. Das Aug edelgefaͤllig. Nicht denkend, aber nachdenkend. Das wird ein Mann, der jeden ſeinen Weg gehen laͤßt. 8. Der iſt ſchon mehr ausgebildet, ſtaatsmaͤnniſcher; Entwuͤrfe ſcheinen ſich ſchon in ihm zu regen — und doch verbreitet ſich Schwachheit uͤber den entſtehenden Entwurf. Er wird nicht ausgefuͤhrt. Wenn 7. ſpaͤt Juͤngling wird, wird 8. fruͤh ſchon Mann. Nicht die Zeichnung, aber die Lage des Mundes thut dem Geſicht wehe. Er durfte nur um eine Umrißlinie hoͤher ſtehen, wie viel mehr wuͤrde dieſer Kopf ſogleich verſprechen. 9. Stirn und Aug und zum Theil die Naſe eines klugen, feſten. Ueble Laune ſchwebt, nein haftet auf dem Munde. Drittes S 2

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/219>, abgerufen am 21.11.2024.