Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.VII. Abschnitt. X. Fragment. meine Bemühungen um die Physiognomik von Würkung seyn sollen, so muß der Sinn für die Formdes Gesichtes mehr geöffnet, geübt und gestärket werden; und besonders für die Grundform. des LVI. Tafel. Nun, um wieder auf unsern Text 1, den Kopf von Eduard Cooper, zu- 2. Ludwig Goupy -- hat seinen Charakter vornehmlich in den Augen und im Knopfe der Nase. Auch die Stirne hat viel offnes, aber wenig kühnes. 3. Alan Ramsey -- Mund abgerechnet, nicht die Oberlippe, zeigt Stirne, Augen- braune, Auge, Nase, und zum Theil auch das Ohr -- Genie, Naturgefühl und Geschmack. 4. Wieder in der Stirne, der Augenbraune, der Nase, wie viel englischer, bloß englischer Geistescharakter. Jch glaube, es ist Wyk oder Wooton. 5. Enoch Seemann -- mehr Muth, Stolz, Frechheit -- in Aug, Stirn, Nase und Mund. 6. Rysbröck, ein Holländer -- die Augen sind mehr hell, als tiefsehend. Die Stirn ist von der mittlern Gattung; die Nase Feuervoll; im Munde Verstand, Kälte und Trutz. 7. Carl Christian Reisen, ein Engländer, welches man ihm beynah an der Stirne schon ansehen kann. Die Nase ist das markigste an diesem Gesichte, dem viel von dem deutschen Fleiße fehlt. 8. Abraham Hondius, Mahler, viel weiblich schmachtendes, ohne Weiberkleinheit und Mannesgröße. 9. Johann Murrari, Großheit, Feuer, Stolz. Großheit, besonders in der Nase und in den Augenbraunen. 10. Lorenz Delvaux, Bildhauer, eine große Physiognomie. Doch im Knopfe der Nase um ein Haar verkleinlicht. Obenher groß. 11. Franz
VII. Abſchnitt. X. Fragment. meine Bemuͤhungen um die Phyſiognomik von Wuͤrkung ſeyn ſollen, ſo muß der Sinn fuͤr die Formdes Geſichtes mehr geoͤffnet, geuͤbt und geſtaͤrket werden; und beſonders fuͤr die Grundform. des LVI. Tafel. Nun, um wieder auf unſern Text 1, den Kopf von Eduard Cooper, zu- 2. Ludwig Goupy — hat ſeinen Charakter vornehmlich in den Augen und im Knopfe der Naſe. Auch die Stirne hat viel offnes, aber wenig kuͤhnes. 3. Alan Ramſey — Mund abgerechnet, nicht die Oberlippe, zeigt Stirne, Augen- braune, Auge, Naſe, und zum Theil auch das Ohr — Genie, Naturgefuͤhl und Geſchmack. 4. Wieder in der Stirne, der Augenbraune, der Naſe, wie viel engliſcher, bloß engliſcher Geiſtescharakter. Jch glaube, es iſt Wyk oder Wooton. 5. Enoch Seemann — mehr Muth, Stolz, Frechheit — in Aug, Stirn, Naſe und Mund. 6. Rysbroͤck, ein Hollaͤnder — die Augen ſind mehr hell, als tiefſehend. Die Stirn iſt von der mittlern Gattung; die Naſe Feuervoll; im Munde Verſtand, Kaͤlte und Trutz. 7. Carl Chriſtian Reiſen, ein Englaͤnder, welches man ihm beynah an der Stirne ſchon anſehen kann. Die Naſe iſt das markigſte an dieſem Geſichte, dem viel von dem deutſchen Fleiße fehlt. 8. Abraham Hondius, Mahler, viel weiblich ſchmachtendes, ohne Weiberkleinheit und Mannesgroͤße. 9. Johann Murrari, Großheit, Feuer, Stolz. Großheit, beſonders in der Naſe und in den Augenbraunen. 10. Lorenz Delvaux, Bildhauer, eine große Phyſiognomie. Doch im Knopfe der Naſe um ein Haar verkleinlicht. Obenher groß. 11. Franz
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VII. Abſchnitt. X. Fragment.
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Nun, um wieder auf unſern Text 1, den Kopf von Eduard Cooper, zu-
ruͤck zu kommen — dieſe Stirn iſt keines gemeinen Menſchen. Dieſe Stirn mit die-
ſen Augenbraunen — unfehlbar Stirn voll Blick und Sinn. Vielleicht ſcheint manchem auch
12. Thornhill ein Alltagsgeſicht. Eben wegen der Mienenloſigkeit? dem ſey wie ihm wolle!
dieſe Stirne, dieſe Augenbraunen, dieſe Augen, dieſe Naſe, ſo wahr ich lebe, ſie ſind keines ge-
meinen, unbedeutenden Menſchen.
2. Ludwig Goupy — hat ſeinen Charakter vornehmlich in den Augen und im Knopfe
der Naſe. Auch die Stirne hat viel offnes, aber wenig kuͤhnes.
3. Alan Ramſey — Mund abgerechnet, nicht die Oberlippe, zeigt Stirne, Augen-
braune, Auge, Naſe, und zum Theil auch das Ohr — Genie, Naturgefuͤhl und Geſchmack.
4. Wieder in der Stirne, der Augenbraune, der Naſe, wie viel engliſcher, bloß engliſcher
Geiſtescharakter. Jch glaube, es iſt Wyk oder Wooton.
5. Enoch Seemann — mehr Muth, Stolz, Frechheit — in Aug, Stirn, Naſe und
Mund.
6. Rysbroͤck, ein Hollaͤnder — die Augen ſind mehr hell, als tiefſehend. Die Stirn
iſt von der mittlern Gattung; die Naſe Feuervoll; im Munde Verſtand, Kaͤlte und Trutz.
7. Carl Chriſtian Reiſen, ein Englaͤnder, welches man ihm beynah an der Stirne ſchon
anſehen kann. Die Naſe iſt das markigſte an dieſem Geſichte, dem viel von dem deutſchen Fleiße
fehlt.
8. Abraham Hondius, Mahler, viel weiblich ſchmachtendes, ohne Weiberkleinheit
und Mannesgroͤße.
9. Johann Murrari, Großheit, Feuer, Stolz. Großheit, beſonders in der Naſe und
in den Augenbraunen.
10. Lorenz Delvaux, Bildhauer, eine große Phyſiognomie. Doch im Knopfe der
Naſe um ein Haar verkleinlicht. Obenher groß.
11. Franz
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