Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
X. Abschnitt. XIV. Fragment.

Menno Simonis -- wie seine Lehre und seine Brüderschaft. Einfach und innig. Nicht
hart; nicht weichlich; stillforschend mit Wahrheitsdurst; stillhandelnd mit Sanftmuth und Treue.
Ruhe, mit Trübsinn tingirt. Ruhendes Schauen mit stillverschlingender Theilnehmung. Jm Um-
risse der Nase, besonders obenher -- wie viel Treue, Weisheit, Festigkeit! Mund und Kinn, so viel
sich davon sehen läßt -- Treue, Demuth, Verschwiegenheit.

Nachstehende Vignette -- das Kraft- und Geistvolle Gesicht des Doctor Martin Luthers --
Jn Augen und Nase die Seele! das innige, gefühlte, tiefblickende, nicht sorgsam erlesende im Auge --
Festigkeit, That und Kraft in der Nase. Salz und Laune, Stolz und Verachtung scheinen in die-
sem etwas mönchhaften Munde zusammen zu schmelzen. Der Raum zwischen den Augenbraunen,
(so schief gezeichnet er ist) zeigt den Mann -- der steht, "und wenn die Welt voll Teufel wäre!"

[Abbildung]
Funfzehntes
X. Abſchnitt. XIV. Fragment.

Menno Simonis — wie ſeine Lehre und ſeine Bruͤderſchaft. Einfach und innig. Nicht
hart; nicht weichlich; ſtillforſchend mit Wahrheitsdurſt; ſtillhandelnd mit Sanftmuth und Treue.
Ruhe, mit Truͤbſinn tingirt. Ruhendes Schauen mit ſtillverſchlingender Theilnehmung. Jm Um-
riſſe der Naſe, beſonders obenher — wie viel Treue, Weisheit, Feſtigkeit! Mund und Kinn, ſo viel
ſich davon ſehen laͤßt — Treue, Demuth, Verſchwiegenheit.

Nachſtehende Vignette — das Kraft- und Geiſtvolle Geſicht des Doctor Martin Luthers
Jn Augen und Naſe die Seele! das innige, gefuͤhlte, tiefblickende, nicht ſorgſam erleſende im Auge —
Feſtigkeit, That und Kraft in der Naſe. Salz und Laune, Stolz und Verachtung ſcheinen in die-
ſem etwas moͤnchhaften Munde zuſammen zu ſchmelzen. Der Raum zwiſchen den Augenbraunen,
(ſo ſchief gezeichnet er iſt) zeigt den Mann — der ſteht, „und wenn die Welt voll Teufel waͤre!“

[Abbildung]
Funfzehntes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0444" n="276"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">X.</hi> Ab&#x017F;chnitt. <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Fragment.</hi> </fw><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Menno Simonis</hi> &#x2014; wie &#x017F;eine Lehre und &#x017F;eine Bru&#x0364;der&#x017F;chaft. Einfach und innig. Nicht<lb/>
hart; nicht weichlich; &#x017F;tillfor&#x017F;chend mit Wahrheitsdur&#x017F;t; &#x017F;tillhandelnd mit Sanftmuth und Treue.<lb/>
Ruhe, mit Tru&#x0364;b&#x017F;inn tingirt. Ruhendes Schauen mit &#x017F;tillver&#x017F;chlingender Theilnehmung. Jm Um-<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;e der Na&#x017F;e, be&#x017F;onders obenher &#x2014; wie viel Treue, Weisheit, Fe&#x017F;tigkeit! Mund und Kinn, &#x017F;o viel<lb/>
&#x017F;ich davon &#x017F;ehen la&#x0364;ßt &#x2014; Treue, Demuth, Ver&#x017F;chwiegenheit.</p><lb/>
            <p>Nach&#x017F;tehende Vignette &#x2014; das Kraft- und Gei&#x017F;tvolle Ge&#x017F;icht des Doctor Martin <hi rendition="#fr">Luthers</hi> &#x2014;<lb/>
Jn Augen und Na&#x017F;e die Seele! das innige, gefu&#x0364;hlte, tiefblickende, nicht &#x017F;org&#x017F;am erle&#x017F;ende im Auge &#x2014;<lb/>
Fe&#x017F;tigkeit, That und Kraft in der Na&#x017F;e. Salz und Laune, Stolz und Verachtung &#x017F;cheinen in die-<lb/>
&#x017F;em etwas mo&#x0364;nchhaften Munde zu&#x017F;ammen zu &#x017F;chmelzen. Der Raum zwi&#x017F;chen den Augenbraunen,<lb/>
(&#x017F;o &#x017F;chief gezeichnet er i&#x017F;t) zeigt den Mann &#x2014; der &#x017F;teht, &#x201E;und wenn die Welt voll Teufel wa&#x0364;re!&#x201C;</p><lb/>
            <figure/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Funfzehntes</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0444] X. Abſchnitt. XIV. Fragment. Menno Simonis — wie ſeine Lehre und ſeine Bruͤderſchaft. Einfach und innig. Nicht hart; nicht weichlich; ſtillforſchend mit Wahrheitsdurſt; ſtillhandelnd mit Sanftmuth und Treue. Ruhe, mit Truͤbſinn tingirt. Ruhendes Schauen mit ſtillverſchlingender Theilnehmung. Jm Um- riſſe der Naſe, beſonders obenher — wie viel Treue, Weisheit, Feſtigkeit! Mund und Kinn, ſo viel ſich davon ſehen laͤßt — Treue, Demuth, Verſchwiegenheit. Nachſtehende Vignette — das Kraft- und Geiſtvolle Geſicht des Doctor Martin Luthers — Jn Augen und Naſe die Seele! das innige, gefuͤhlte, tiefblickende, nicht ſorgſam erleſende im Auge — Feſtigkeit, That und Kraft in der Naſe. Salz und Laune, Stolz und Verachtung ſcheinen in die- ſem etwas moͤnchhaften Munde zuſammen zu ſchmelzen. Der Raum zwiſchen den Augenbraunen, (ſo ſchief gezeichnet er iſt) zeigt den Mann — der ſteht, „und wenn die Welt voll Teufel waͤre!“ [Abbildung] Funfzehntes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/444
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/444>, abgerufen am 23.11.2024.