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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

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Religiose.
Sechszehntes Fragment.
Zinzendorf und Nitschmann.
Z. N.

Hier noch zween schlechtere Umrisse von Zinzendorf, und von der Schwester Nitschmann.

Und ich meyne, sie sprechen alle viere!

Und ich meyne, das sind Originalgesichter und Gesichtgen!

Beyde Zinzendorfe auf diesem Blatte haben das mit einander gemein -- was alle
Brüder ohne Ausnahme mit einander gemein haben -- So viel ich deren immer lebend und
im Bilde gesehen habe -- nicht ein einziger physiognomischer Zug -- reinen, philosophi-
renden Verstandes.
Um aller Liebe willen -- übersetzt das nicht in "keinen verständigen
"mährischen Bruder!" -- Jch habe äußerst verständige, Genies von Klugheit -- und Wohl-
anstelligkeit unter ihnen gesehen. Aber philosophische Köpfe -- nicht Einen! -- Spangen-
bergen
sah ich nicht; wenn's einer wäre, wär's der vielleicht. Und doch ist's auch der nicht,
so viel edle Weisheit ihm auch eigen seyn mag .. Und ich wollte fast sagen dürfen -- "den-
"selben Tag will ich mich der Gemeine einverleiben, wenn ich einen kennen lerne" -- -- Aber
ich glaube, es ließen sich ohn' alle Zauber- und Wahrsagerkunst eine unzählige Menge von Ge-
sichtern zeichnen, die niemals, unter keinen Umständen, aufrichtig und ganz Gemeinglieder
werden können -- und wenigstens auch ein halb Dutzend Gesichter, die's gewiß werden,

wenn
Phys. Fragm. III Versuch. N n
Religioſe.
Sechszehntes Fragment.
Zinzendorf und Nitſchmann.
Z. N.

Hier noch zween ſchlechtere Umriſſe von Zinzendorf, und von der Schweſter Nitſchmann.

Und ich meyne, ſie ſprechen alle viere!

Und ich meyne, das ſind Originalgeſichter und Geſichtgen!

Beyde Zinzendorfe auf dieſem Blatte haben das mit einander gemein — was alle
Bruͤder ohne Ausnahme mit einander gemein haben — So viel ich deren immer lebend und
im Bilde geſehen habe — nicht ein einziger phyſiognomiſcher Zug — reinen, philoſophi-
renden Verſtandes.
Um aller Liebe willen — uͤberſetzt das nicht in „keinen verſtaͤndigen
„maͤhriſchen Bruder!“ — Jch habe aͤußerſt verſtaͤndige, Genies von Klugheit — und Wohl-
anſtelligkeit unter ihnen geſehen. Aber philoſophiſche Koͤpfe — nicht Einen! — Spangen-
bergen
ſah ich nicht; wenn’s einer waͤre, waͤr’s der vielleicht. Und doch iſt’s auch der nicht,
ſo viel edle Weisheit ihm auch eigen ſeyn mag .. Und ich wollte faſt ſagen duͤrfen — „den-
„ſelben Tag will ich mich der Gemeine einverleiben, wenn ich einen kennen lerne“ — — Aber
ich glaube, es ließen ſich ohn’ alle Zauber- und Wahrſagerkunſt eine unzaͤhlige Menge von Ge-
ſichtern zeichnen, die niemals, unter keinen Umſtaͤnden, aufrichtig und ganz Gemeinglieder
werden koͤnnen — und wenigſtens auch ein halb Dutzend Geſichter, die’s gewiß werden,

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[281/0453] Religioſe. Sechszehntes Fragment. Zinzendorf und Nitſchmann. Z. N. Hier noch zween ſchlechtere Umriſſe von Zinzendorf, und von der Schweſter Nitſchmann. Und ich meyne, ſie ſprechen alle viere! Und ich meyne, das ſind Originalgeſichter und Geſichtgen! Beyde Zinzendorfe auf dieſem Blatte haben das mit einander gemein — was alle Bruͤder ohne Ausnahme mit einander gemein haben — So viel ich deren immer lebend und im Bilde geſehen habe — nicht ein einziger phyſiognomiſcher Zug — reinen, philoſophi- renden Verſtandes. Um aller Liebe willen — uͤberſetzt das nicht in „keinen verſtaͤndigen „maͤhriſchen Bruder!“ — Jch habe aͤußerſt verſtaͤndige, Genies von Klugheit — und Wohl- anſtelligkeit unter ihnen geſehen. Aber philoſophiſche Koͤpfe — nicht Einen! — Spangen- bergen ſah ich nicht; wenn’s einer waͤre, waͤr’s der vielleicht. Und doch iſt’s auch der nicht, ſo viel edle Weisheit ihm auch eigen ſeyn mag .. Und ich wollte faſt ſagen duͤrfen — „den- „ſelben Tag will ich mich der Gemeine einverleiben, wenn ich einen kennen lerne“ — — Aber ich glaube, es ließen ſich ohn’ alle Zauber- und Wahrſagerkunſt eine unzaͤhlige Menge von Ge- ſichtern zeichnen, die niemals, unter keinen Umſtaͤnden, aufrichtig und ganz Gemeinglieder werden koͤnnen — und wenigſtens auch ein halb Dutzend Geſichter, die’s gewiß werden, wenn Phyſ. Fragm. III Verſuch. N n

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/453>, abgerufen am 22.11.2024.