II. Abschnitt. VI. Fragment. An physiognomische Schriftsteller.
Wer viel Gutes sehen gelehrt hat -- darf dann, wenn er will, ohne Furcht zu schaden, das Böse auch aufdecken. Nicht ein einziges Muster eines physiognomischen Schriftstellers wüßte ich euch anzugeben -- am wenigsten mich selbst; denn ihr wißt, wie viel ich nach aller Kunstrich- ter Anmerken gesündiget habe, und wie wenig ichs mit allem guten Willen besser machen kann?
Nur das, was mir heiliger Grundsatz war und ist, kann ich am Anfange, in der Mitte und am Ende dieses Fragmentes nicht genug empfehlen.
Sucht nur zu nützen -- und nur durch das zu nützen, was euch liebe, heilige, gesehene und empfundene Wahrheit ist. Amen!
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Des
II. Abſchnitt. VI. Fragment. An phyſiognomiſche Schriftſteller.
Wer viel Gutes ſehen gelehrt hat — darf dann, wenn er will, ohne Furcht zu ſchaden, das Boͤſe auch aufdecken. Nicht ein einziges Muſter eines phyſiognomiſchen Schriftſtellers wuͤßte ich euch anzugeben — am wenigſten mich ſelbſt; denn ihr wißt, wie viel ich nach aller Kunſtrich- ter Anmerken geſuͤndiget habe, und wie wenig ichs mit allem guten Willen beſſer machen kann?
Nur das, was mir heiliger Grundſatz war und iſt, kann ich am Anfange, in der Mitte und am Ende dieſes Fragmentes nicht genug empfehlen.
Sucht nur zu nuͤtzen — und nur durch das zu nuͤtzen, was euch liebe, heilige, geſehene und empfundene Wahrheit iſt. Amen!
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Des
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II. Abſchnitt. VI. Fragment. An phyſiognomiſche Schriftſteller.
Wer viel Gutes ſehen gelehrt hat — darf dann, wenn er will, ohne Furcht zu ſchaden,
das Boͤſe auch aufdecken. Nicht ein einziges Muſter eines phyſiognomiſchen Schriftſtellers wuͤßte
ich euch anzugeben — am wenigſten mich ſelbſt; denn ihr wißt, wie viel ich nach aller Kunſtrich-
ter Anmerken geſuͤndiget habe, und wie wenig ichs mit allem guten Willen beſſer machen kann?
Nur das, was mir heiliger Grundſatz war und iſt, kann ich am Anfange, in der Mitte
und am Ende dieſes Fragmentes nicht genug empfehlen.
Sucht nur zu nuͤtzen — und nur durch das zu nuͤtzen, was euch liebe, heilige,
geſehene und empfundene Wahrheit iſt. Amen!
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/196>, abgerufen am 24.11.2024.
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