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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

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Anmerkungen zu einer physiognomischen Abhandlung.
nicht genug haben; hier sind aus unzähligen -- noch einige -- wiewohl schon alle drey Bände
davon voll sind. --

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Hier ein Profil, das seiner Form nach nie (ohne Wunder) des kräftig verachtenden Trutzes
eines Carls des XII. nie der Rohigkeit und des Stumpfsinns eines brutalen Menschen fähig ist --
Diese Stirn wird erlesen, scheiden, Licht geben -- aber sie wird nicht mit vordringender Anmaßung
stillschweigend jedem Begegnenden sagen: hie bin ich! Was helle Einsicht, was Ordnungsliebe, Fleiß,
Wissenschaft, Thätigkeit vermag, wird sie vermögen -- aber in diese Form kann sich ohne Wunder
nicht der innerlich knöcherne düstere Starr- und Drangsinn des folgenden Profils gießen. Die For-
men sind verschieden. Zeigt mir einen einzigen nachgebenden, kahlen, faden, marklosen, seelenlosen Men-
schen mit diesem Profil -- (abgerechnet allenfalls Mund und Blick) -- und ich will verloren haben!

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Einen
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Anmerkungen zu einer phyſiognomiſchen Abhandlung.
nicht genug haben; hier ſind aus unzaͤhligen — noch einige — wiewohl ſchon alle drey Baͤnde
davon voll ſind. —

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Hier ein Profil, das ſeiner Form nach nie (ohne Wunder) des kraͤftig verachtenden Trutzes
eines Carls des XII. nie der Rohigkeit und des Stumpfſinns eines brutalen Menſchen faͤhig iſt —
Dieſe Stirn wird erleſen, ſcheiden, Licht geben — aber ſie wird nicht mit vordringender Anmaßung
ſtillſchweigend jedem Begegnenden ſagen: hie bin ich! Was helle Einſicht, was Ordnungsliebe, Fleiß,
Wiſſenſchaft, Thaͤtigkeit vermag, wird ſie vermoͤgen — aber in dieſe Form kann ſich ohne Wunder
nicht der innerlich knoͤcherne duͤſtere Starr- und Drangſinn des folgenden Profils gießen. Die For-
men ſind verſchieden. Zeigt mir einen einzigen nachgebenden, kahlen, faden, markloſen, ſeelenloſen Men-
ſchen mit dieſem Profil — (abgerechnet allenfalls Mund und Blick) — und ich will verloren haben!

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[11/0027] Anmerkungen zu einer phyſiognomiſchen Abhandlung. nicht genug haben; hier ſind aus unzaͤhligen — noch einige — wiewohl ſchon alle drey Baͤnde davon voll ſind. — [Abbildung] Hier ein Profil, das ſeiner Form nach nie (ohne Wunder) des kraͤftig verachtenden Trutzes eines Carls des XII. nie der Rohigkeit und des Stumpfſinns eines brutalen Menſchen faͤhig iſt — Dieſe Stirn wird erleſen, ſcheiden, Licht geben — aber ſie wird nicht mit vordringender Anmaßung ſtillſchweigend jedem Begegnenden ſagen: hie bin ich! Was helle Einſicht, was Ordnungsliebe, Fleiß, Wiſſenſchaft, Thaͤtigkeit vermag, wird ſie vermoͤgen — aber in dieſe Form kann ſich ohne Wunder nicht der innerlich knoͤcherne duͤſtere Starr- und Drangſinn des folgenden Profils gießen. Die For- men ſind verſchieden. Zeigt mir einen einzigen nachgebenden, kahlen, faden, markloſen, ſeelenloſen Men- ſchen mit dieſem Profil — (abgerechnet allenfalls Mund und Blick) — und ich will verloren haben! [Abbildung] Einen B 2

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/27>, abgerufen am 21.11.2024.