Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
VII. Abschnitt. III. Fragment.
Beylage C.
[Abbildung]

Ausdruck des reinsten Verstandes, unermeßlichen Wissens, und einer unnachahmlichen Leichtig-
keit, alle sinnliche Dinge mit abstrakten willkührlichen Zeichen zu bezeichnen, alles zu reihen, zu klas-
sifiziren -- alle Beziehungen, Verhältnisse und Gemeinheiten aller Körper, aller Kräfte, aller Grös-
sen auf den ersten Blick einzusehen -- und bey diesem lichthellen Verstande Bescheidenheit und Dienst-
fertigkeit -- Treue und Geduld zu hören, zu lernen, zu forschen, zu prüfen, zu vergleichen, die ihres
gleichen unter zwanzigtausenden nicht hat -- und über dieß alles ungeheuchelte Religiosität. Jm
Vollgesichte ist die Nase unten zu breit, und der Mund nicht gütig genug. Das Profil ist zum
Sprechen ähnlich -- und von sprechender Bedeutung. Der Abstrahirer ist in der Stirne, den Au-
genbraunen, zwischen denselben, im Umrisse und der Tiefe der Augen -- und in der Tiefe unter der
Stirne -- und in der Nase wenigstens die Verstandeshelle sichtbar. Jn der Natur sind besonders
die Augenbraunen und eine sehr seltene geschweifte Vertiefung zwischen denselben sehr bedeutend.

Beylage
VII. Abſchnitt. III. Fragment.
Beylage C.
[Abbildung]

Ausdruck des reinſten Verſtandes, unermeßlichen Wiſſens, und einer unnachahmlichen Leichtig-
keit, alle ſinnliche Dinge mit abſtrakten willkuͤhrlichen Zeichen zu bezeichnen, alles zu reihen, zu klaſ-
ſifiziren — alle Beziehungen, Verhaͤltniſſe und Gemeinheiten aller Koͤrper, aller Kraͤfte, aller Groͤſ-
ſen auf den erſten Blick einzuſehen — und bey dieſem lichthellen Verſtande Beſcheidenheit und Dienſt-
fertigkeit — Treue und Geduld zu hoͤren, zu lernen, zu forſchen, zu pruͤfen, zu vergleichen, die ihres
gleichen unter zwanzigtauſenden nicht hat — und uͤber dieß alles ungeheuchelte Religioſitaͤt. Jm
Vollgeſichte iſt die Naſe unten zu breit, und der Mund nicht guͤtig genug. Das Profil iſt zum
Sprechen aͤhnlich — und von ſprechender Bedeutung. Der Abſtrahirer iſt in der Stirne, den Au-
genbraunen, zwiſchen denſelben, im Umriſſe und der Tiefe der Augen — und in der Tiefe unter der
Stirne — und in der Naſe wenigſtens die Verſtandeshelle ſichtbar. Jn der Natur ſind beſonders
die Augenbraunen und eine ſehr ſeltene geſchweifte Vertiefung zwiſchen denſelben ſehr bedeutend.

Beylage
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0454" n="376"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VII.</hi> Ab&#x017F;chnitt. <hi rendition="#aq">III.</hi> Fragment.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Beylage <hi rendition="#aq">C.</hi></hi> </head><lb/>
              <figure/>
              <p>Ausdruck des rein&#x017F;ten Ver&#x017F;tandes, unermeßlichen Wi&#x017F;&#x017F;ens, und einer unnachahmlichen Leichtig-<lb/>
keit, alle &#x017F;innliche Dinge mit ab&#x017F;trakten willku&#x0364;hrlichen Zeichen zu bezeichnen, alles zu reihen, zu kla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ifiziren &#x2014; alle Beziehungen, Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e und Gemeinheiten aller Ko&#x0364;rper, aller Kra&#x0364;fte, aller Gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en auf den er&#x017F;ten Blick einzu&#x017F;ehen &#x2014; und bey die&#x017F;em lichthellen Ver&#x017F;tande Be&#x017F;cheidenheit und Dien&#x017F;t-<lb/>
fertigkeit &#x2014; Treue und Geduld zu ho&#x0364;ren, zu lernen, zu for&#x017F;chen, zu pru&#x0364;fen, zu vergleichen, die ihres<lb/>
gleichen unter zwanzigtau&#x017F;enden nicht hat &#x2014; und u&#x0364;ber dieß alles ungeheuchelte Religio&#x017F;ita&#x0364;t. Jm<lb/>
Vollge&#x017F;ichte i&#x017F;t die Na&#x017F;e unten zu breit, und der Mund nicht gu&#x0364;tig genug. Das Profil i&#x017F;t zum<lb/>
Sprechen a&#x0364;hnlich &#x2014; und von &#x017F;prechender Bedeutung. Der Ab&#x017F;trahirer i&#x017F;t in der Stirne, den Au-<lb/>
genbraunen, zwi&#x017F;chen den&#x017F;elben, im Umri&#x017F;&#x017F;e und der Tiefe der Augen &#x2014; und in der Tiefe unter der<lb/>
Stirne &#x2014; und in der Na&#x017F;e wenig&#x017F;tens die Ver&#x017F;tandeshelle &#x017F;ichtbar. Jn der Natur &#x017F;ind be&#x017F;onders<lb/>
die Augenbraunen und eine &#x017F;ehr &#x017F;eltene ge&#x017F;chweifte Vertiefung zwi&#x017F;chen den&#x017F;elben &#x017F;ehr bedeutend.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Beylage</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0454] VII. Abſchnitt. III. Fragment. Beylage C. [Abbildung] Ausdruck des reinſten Verſtandes, unermeßlichen Wiſſens, und einer unnachahmlichen Leichtig- keit, alle ſinnliche Dinge mit abſtrakten willkuͤhrlichen Zeichen zu bezeichnen, alles zu reihen, zu klaſ- ſifiziren — alle Beziehungen, Verhaͤltniſſe und Gemeinheiten aller Koͤrper, aller Kraͤfte, aller Groͤſ- ſen auf den erſten Blick einzuſehen — und bey dieſem lichthellen Verſtande Beſcheidenheit und Dienſt- fertigkeit — Treue und Geduld zu hoͤren, zu lernen, zu forſchen, zu pruͤfen, zu vergleichen, die ihres gleichen unter zwanzigtauſenden nicht hat — und uͤber dieß alles ungeheuchelte Religioſitaͤt. Jm Vollgeſichte iſt die Naſe unten zu breit, und der Mund nicht guͤtig genug. Das Profil iſt zum Sprechen aͤhnlich — und von ſprechender Bedeutung. Der Abſtrahirer iſt in der Stirne, den Au- genbraunen, zwiſchen denſelben, im Umriſſe und der Tiefe der Augen — und in der Tiefe unter der Stirne — und in der Naſe wenigſtens die Verſtandeshelle ſichtbar. Jn der Natur ſind beſonders die Augenbraunen und eine ſehr ſeltene geſchweifte Vertiefung zwiſchen denſelben ſehr bedeutend. Beylage

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/454
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/454>, abgerufen am 22.11.2024.