gen und Nasenwurzel. Jch lobte die freyoffnen hellen Augen, wenn das obere Augenlied nicht so unbestimmt, der Raum bis zu den Augenbraunen nicht ungeheuer leer und Seelenlos wäre -- Un- leidlich kraftlos ist der Uebergang von der rechten Augenbraune bis gegen die Mitte der Nase. Kin- disch der unterste Theil der Nase. Der Mund trockene Güte ohne Huld und Grazie. Die Wange, der Hals unleidlich kalt. Die Stirn an sich wäre noch das beste, wird aber auch wieder verderbt durch die zwar kaum merkbare Falte zwischen den Augenbraunen. Die Hand ist noch das beste, schönste, edelste.
Nachstehender hat viel mehr Kraft, Adel, Größe in der kurzen Stirne, dem kräftig bestimm- ten, tiefern Auge -- und der feinern, festern, einfachern Nase. Schade, daß der Mund schief gezeich- net ist. Aber auch dieser Kopf ist an sich weder Jude genug, noch viel weniger Messias Kopf -- und die Stellung zu modern, um nicht zu sagen, zu theatralisch.
[Abbildung]
B. Dasselbe
IX. Abſchnitt. III. Fragment.
gen und Naſenwurzel. Jch lobte die freyoffnen hellen Augen, wenn das obere Augenlied nicht ſo unbeſtimmt, der Raum bis zu den Augenbraunen nicht ungeheuer leer und Seelenlos waͤre — Un- leidlich kraftlos iſt der Uebergang von der rechten Augenbraune bis gegen die Mitte der Naſe. Kin- diſch der unterſte Theil der Naſe. Der Mund trockene Guͤte ohne Huld und Grazie. Die Wange, der Hals unleidlich kalt. Die Stirn an ſich waͤre noch das beſte, wird aber auch wieder verderbt durch die zwar kaum merkbare Falte zwiſchen den Augenbraunen. Die Hand iſt noch das beſte, ſchoͤnſte, edelſte.
Nachſtehender hat viel mehr Kraft, Adel, Groͤße in der kurzen Stirne, dem kraͤftig beſtimm- ten, tiefern Auge — und der feinern, feſtern, einfachern Naſe. Schade, daß der Mund ſchief gezeich- net iſt. Aber auch dieſer Kopf iſt an ſich weder Jude genug, noch viel weniger Meſſias Kopf — und die Stellung zu modern, um nicht zu ſagen, zu theatraliſch.
[Abbildung]
B. Daſſelbe
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IX. Abſchnitt. III. Fragment.
gen und Naſenwurzel. Jch lobte die freyoffnen hellen Augen, wenn das obere Augenlied nicht ſo
unbeſtimmt, der Raum bis zu den Augenbraunen nicht ungeheuer leer und Seelenlos waͤre — Un-
leidlich kraftlos iſt der Uebergang von der rechten Augenbraune bis gegen die Mitte der Naſe. Kin-
diſch der unterſte Theil der Naſe. Der Mund trockene Guͤte ohne Huld und Grazie. Die Wange,
der Hals unleidlich kalt. Die Stirn an ſich waͤre noch das beſte, wird aber auch wieder verderbt
durch die zwar kaum merkbare Falte zwiſchen den Augenbraunen. Die Hand iſt noch das beſte,
ſchoͤnſte, edelſte.
Nachſtehender hat viel mehr Kraft, Adel, Groͤße in der kurzen Stirne, dem kraͤftig beſtimm-
ten, tiefern Auge — und der feinern, feſtern, einfachern Naſe. Schade, daß der Mund ſchief gezeich-
net iſt. Aber auch dieſer Kopf iſt an ſich weder Jude genug, noch viel weniger Meſſias Kopf —
und die Stellung zu modern, um nicht zu ſagen, zu theatraliſch.
[Abbildung]
B. Daſſelbe
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/560>, abgerufen am 27.11.2024.
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