Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778.Wie wohl kann mir in meinem Herzen seyn, Ein solcher Gott bist du mein Gott! sollte ich Nein! mit dir mein Gott vermag ich alles; In nur, C
Wie wohl kann mir in meinem Herzen ſeyn, Ein ſolcher Gott biſt du mein Gott! ſollte ich Nein! mit dir mein Gott vermag ich alles; In nur, C
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0035" n="33"/> <p>Wie wohl kann mir in meinem Herzen ſeyn,<lb/> wenn ich an dich denke: Herr und Vater aller, der<lb/> du biſt über alle, und durch alle, und in uns allen!<lb/> der durch Jeſum Chriſtum alle Dinge trägt, erhält<lb/> und regieret; der alles ſchaffet, was er will, im Him-<lb/> mel und auf Erden; ohne deſſen Willen kein Sper-<lb/> ling auf die Erde und kein Haar von unſerm Haupte<lb/> fallen kann! in deſſen Hand alle Herzen der Men-<lb/> ſchen ſind; der ſie alle leitet wie Waſſerbäche, wohin<lb/> er will; deſſen Macht nichts widerſtehen, deſſen Wil-<lb/> len nichts aufhalten kann im Himmel und auf Erden;<lb/> und der nichts ſchaft, als was gut und ſeinen ver-<lb/> nünftigen Geſchöpfen heilſam iſt.</p><lb/> <p>Ein ſolcher Gott biſt du mein Gott! ſollte ich<lb/> mich deiner nicht freuen? ſollte ich einem ſolchen Gott<lb/> nicht vertrauen? Wenn dieſer Gott für mich iſt, wer<lb/> ſollte denn wider mich ſeyn können? Wenn er mein<lb/> Freund iſt, ſollte es mir ſchädlich ſeyn, wenn die gan-<lb/> ze Welt mir übel wollte; wenn alle Menſchen meine<lb/> Feinde wären? Sollte mich etwas erſchrecken, zag-<lb/> haft oder kleinmüthig machen können? Sollte ich<lb/> nicht durch einen feſten und lebendigen Glauben an<lb/> dich, die Welt und alles Uebel überwinden können?</p><lb/> <p>Nein! mit dir mein Gott vermag ich alles; In<lb/> dir bin ich immer fröhlich! Von dir kann nichts<lb/> Böſes herkommen; Alles was die Menſchen immer<lb/> Unglück und Elend nennen, alles iſt gut, wenn es<lb/> von dir herkömmt! Heilſame Arzneyen ſind alle Wi-<lb/> derwärtigkeiten, die deine Vaterhand uns auflegt!<lb/> was mir heute immer begegnen mag, es ſey mir an-<lb/> fangs angenehm oder unangenehm, will ich alles<lb/> von dir annehmen und als das Beſte glauben, das<lb/> mir wiederfahren kann. Mein Leib und meine Seele<lb/> ſind in deiner Hand! Du liebeſt mich mehr, als ich<lb/> mich ſelbſt liebe. Du biſt mehr für mein Glück<lb/> beſorgt, als ich ſelber dafür beſorgt bin. Ich ſehe<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C</fw><fw place="bottom" type="catch">nur,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0035]
Wie wohl kann mir in meinem Herzen ſeyn,
wenn ich an dich denke: Herr und Vater aller, der
du biſt über alle, und durch alle, und in uns allen!
der durch Jeſum Chriſtum alle Dinge trägt, erhält
und regieret; der alles ſchaffet, was er will, im Him-
mel und auf Erden; ohne deſſen Willen kein Sper-
ling auf die Erde und kein Haar von unſerm Haupte
fallen kann! in deſſen Hand alle Herzen der Men-
ſchen ſind; der ſie alle leitet wie Waſſerbäche, wohin
er will; deſſen Macht nichts widerſtehen, deſſen Wil-
len nichts aufhalten kann im Himmel und auf Erden;
und der nichts ſchaft, als was gut und ſeinen ver-
nünftigen Geſchöpfen heilſam iſt.
Ein ſolcher Gott biſt du mein Gott! ſollte ich
mich deiner nicht freuen? ſollte ich einem ſolchen Gott
nicht vertrauen? Wenn dieſer Gott für mich iſt, wer
ſollte denn wider mich ſeyn können? Wenn er mein
Freund iſt, ſollte es mir ſchädlich ſeyn, wenn die gan-
ze Welt mir übel wollte; wenn alle Menſchen meine
Feinde wären? Sollte mich etwas erſchrecken, zag-
haft oder kleinmüthig machen können? Sollte ich
nicht durch einen feſten und lebendigen Glauben an
dich, die Welt und alles Uebel überwinden können?
Nein! mit dir mein Gott vermag ich alles; In
dir bin ich immer fröhlich! Von dir kann nichts
Böſes herkommen; Alles was die Menſchen immer
Unglück und Elend nennen, alles iſt gut, wenn es
von dir herkömmt! Heilſame Arzneyen ſind alle Wi-
derwärtigkeiten, die deine Vaterhand uns auflegt!
was mir heute immer begegnen mag, es ſey mir an-
fangs angenehm oder unangenehm, will ich alles
von dir annehmen und als das Beſte glauben, das
mir wiederfahren kann. Mein Leib und meine Seele
ſind in deiner Hand! Du liebeſt mich mehr, als ich
mich ſelbſt liebe. Du biſt mehr für mein Glück
beſorgt, als ich ſelber dafür beſorgt bin. Ich ſehe
nur,
C
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