Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778.Wenn deine Sünden gleich blutroth sind; sollen Ach, Herr! ich glaube; hilf meinem Unglauben. Wenn mir dann nun meine Sünden vergeben Jch habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, Wenn Gott mir gnädig ist; warum erhöret er wirst E
Wenn deine Sünden gleich blutroth ſind; ſollen Ach, Herr! ich glaube; hilf meinem Unglauben. Wenn mir dann nun meine Sünden vergeben Jch habe dich einen kleinen Augenblick verlaſſen, Wenn Gott mir gnädig iſt; warum erhöret er wirſt E
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0067" n="65"/> <p>Wenn deine Sünden gleich blutroth ſind; ſollen<lb/> ſie doch ſchneeweiß werden. Siehe! da iſt Gottes<lb/> Lamm, das der ganzen Welt Sünde trägt. Das<lb/> Blut Jeſu Chriſti, des Sohnes Gottes, macht<lb/> uns rein von allen Sünden.</p><lb/> <p>Ach, Herr! ich glaube; hilf meinem Unglauben.<lb/> Ja, mein Jeſus iſt auch für mich geſtorben; er hat<lb/> auch mich mit der beleidigten Gottheit verſöhnt:<lb/> hätte ich aber nicht getreuer ihm dienen? innbrün-<lb/> ſtiger lieben? mit heiligerm Wandel ihm dienen<lb/> und ihn verherrlichen ſollen? So wir ſagen wir ha-<lb/> ben keine Sünde; ſo verführen wir uns ſelbſt, und<lb/> die Wahrheit iſt nicht in uns: ſo wir unſere Sün-<lb/> den bekennen; ſo iſt er getreu und gerecht, daß er<lb/> uns die Sünde verglebt, und reiniget uns von aller<lb/> Untugend.</p><lb/> <p>Wenn mir dann nun meine Sünden vergeben<lb/> ſind, warum finde ich doch keine Ruhe im Herzen?<lb/> Warum iſt mir ſo bange?</p><lb/> <p>Jch habe dich einen kleinen Augenblick verlaſſen,<lb/> aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich zu mir<lb/> ſammeln. Jch habe mein Angeſicht ein wenig vor<lb/> dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich<lb/> dein erbarmen. Selig iſt der Mann, der die An-<lb/> fechtungen erduldet; nachdem er bewähret iſt, wird<lb/> er die Krone des ewigen Lebens empfahen.</p><lb/> <p>Wenn Gott mir gnädig iſt; warum erhöret er<lb/> mein Gebet nicht? Warum nimmt er meinen Kum-<lb/> mer nicht weg? Warum muß ich ſo lange ſorgen<lb/> und ſeufzen: hat denn mein Gott vergeſſen mir gnä-<lb/> dig zu ſeyn? hat er ſein Angeſicht ewig im Zorne ver-<lb/> borgen? Was ich itzt thue, das weißt du nicht;<lb/> du wirſt es aber hernach erfahren. Willſt du ſo<lb/> viel, als der Allmächtige wiſſen? Rufe mich nur<lb/> an in der Noth; ſo will ich dich erretten, und du<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E</fw><fw place="bottom" type="catch">wirſt</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0067]
Wenn deine Sünden gleich blutroth ſind; ſollen
ſie doch ſchneeweiß werden. Siehe! da iſt Gottes
Lamm, das der ganzen Welt Sünde trägt. Das
Blut Jeſu Chriſti, des Sohnes Gottes, macht
uns rein von allen Sünden.
Ach, Herr! ich glaube; hilf meinem Unglauben.
Ja, mein Jeſus iſt auch für mich geſtorben; er hat
auch mich mit der beleidigten Gottheit verſöhnt:
hätte ich aber nicht getreuer ihm dienen? innbrün-
ſtiger lieben? mit heiligerm Wandel ihm dienen
und ihn verherrlichen ſollen? So wir ſagen wir ha-
ben keine Sünde; ſo verführen wir uns ſelbſt, und
die Wahrheit iſt nicht in uns: ſo wir unſere Sün-
den bekennen; ſo iſt er getreu und gerecht, daß er
uns die Sünde verglebt, und reiniget uns von aller
Untugend.
Wenn mir dann nun meine Sünden vergeben
ſind, warum finde ich doch keine Ruhe im Herzen?
Warum iſt mir ſo bange?
Jch habe dich einen kleinen Augenblick verlaſſen,
aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich zu mir
ſammeln. Jch habe mein Angeſicht ein wenig vor
dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich
dein erbarmen. Selig iſt der Mann, der die An-
fechtungen erduldet; nachdem er bewähret iſt, wird
er die Krone des ewigen Lebens empfahen.
Wenn Gott mir gnädig iſt; warum erhöret er
mein Gebet nicht? Warum nimmt er meinen Kum-
mer nicht weg? Warum muß ich ſo lange ſorgen
und ſeufzen: hat denn mein Gott vergeſſen mir gnä-
dig zu ſeyn? hat er ſein Angeſicht ewig im Zorne ver-
borgen? Was ich itzt thue, das weißt du nicht;
du wirſt es aber hernach erfahren. Willſt du ſo
viel, als der Allmächtige wiſſen? Rufe mich nur
an in der Noth; ſo will ich dich erretten, und du
wirſt
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Zitationshilfe: | Lavater, Johann Caspar: Sammlung einiger Gebete auf die wichtigsten Angelegenheiten des menschlichen Lebens. Leipzig, 1778, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_sammlung_1778/67>, abgerufen am 18.06.2024. |