Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Brennstoffe.
sich erzielen, wenn man den den Gasen beigemengten Wasserdampf
(z. B. bei Gasen, die aus wasserhaltigen Brennstoffen, Holz, Torf, Braun-
kohlen erzeugt waren) durch Verdichtung entfernt, ehe sie an den
Verbrennungsort gelangen, und theils aus diesem Grunde, theils wegen
der Möglichkeit, auch feinkörnige, für Rostfeuerung weniger geeignete
Brennstoffe zu vergasen, erhält man durch Anwendung der Gasfeuerung
ein geeignetes Mittel, selbst geringwerthige Brennstoffe mit Vortheil
zu verwenden.

Der Ursprung der Gase kann ein verschiedener sein.

Mitunter entweichen brennbare Gase als Nebenerzeugniss
eines zu einem andern Zwecke angestellten Processes und lassen sich
dann weiter verwenden. Dieser Fall tritt in besonderer Wichtigkeit
beim Eisenhochofenprocesse zu Tage, wo die Gichtgase des Hochofens
einen werthvollen Brennstoff für Heizung anderer Apparate bilden.
Erwähnt wurde bereits, dass gerade diese Gichtgase den ersten Anstoss
zur Einführung der Gasfeuerung überhaupt gegeben haben. Von der
Zusammensetzung, Entziehung und Fortleitung derselben wird in der
zweiten Abtheilung bei Besprechung der Roheisendarstellung im Hoch-
ofen die Rede sein.

Zweitens benutzt man, freilich nur in einer einzigen Gegend der
Erde, für die Eisenindustrie brennbare Gase, welche in der Natur
vorkommen. Es sind dieses die Petroleumgase Pennsylvaniens, welche
theilweise an Ort und Stelle zum Heizen von Dampfkesseln benutzt
werden, theilweise sogar ungenutzt entweichen, während ein anderer
Theil derselben nach Wedding's Berichte über das Eisenhüttenwesen
der Vereinigten Staaten durch eine 22 km lange Röhrenleitung nach
Pittsburg geführt wird, um dort zum Betriebe von Puddel- und Schweiss-
öfen zu dienen. Das Gas enthält 90 Proc. leichten Kohlenwasserstoff,
ca. 4 Proc. schweren Kohlenwasserstoff, 4 Proc. Wasserstoff, übrigens
Kohlensäure u. s. w. und bildet deshalb einen werthvollen Brennstoff
mit hoher Verbrennungstemperatur.

Drittens lassen sich brennbare Gase aus festen Brennstoffen dar-
stellen; und dieses Verfahren bildet in der Jetztzeit das am häufigsten
für die Gasfeuerung angewendete. Diese Vergasung fester Brennstoffe
lässt sich wiederum in zweierlei Weise oder, richtiger gesagt, unter
Anwendung zweier verschiedener Oxydationsmittel durchführen. In
dem einen dieser Fälle dient Sauerstoff der atmosphärischen Luft dazu,
den Kohlenstoff des Brennstoffes zu Kohlenoxyd zu verbrennen (soge-
nannte unvollständige Verbrennung), während -- bei Anwendung
unverkohlter Brennstoffe -- die bei jener Verbrennung entwickelte
Wärme zugleich die Zersetzung des Brennstoffes, d. h. die Austreibung
der flüchtigen und theilweise brennbaren Bestandtheile bewirkt, so dass
diese sich mit dem gebildeten Kohlenoxydgas mischen. Der hierzu
erforderliche Apparat wird Generator genannt; von der gewöhnlichen
Verbrennung fester Brennstoffe auf dem Roste (der directen Feuerung)
unterscheidet sich diese Generator-Gasfeuerung demnach im Wesentlichen
dadurch, dass bei jener die zur vollständigen Verbrennung erforderliche
Verbrennungsluft bereits durch die Rostspalten hindurch ihren Weg
nimmt (dass trotzdem die eigentliche Verbrennung oft erst weit von
dem Roste ihr Ende erreicht, beweist die mehr oder minder lange, vom

Die Brennstoffe.
sich erzielen, wenn man den den Gasen beigemengten Wasserdampf
(z. B. bei Gasen, die aus wasserhaltigen Brennstoffen, Holz, Torf, Braun-
kohlen erzeugt waren) durch Verdichtung entfernt, ehe sie an den
Verbrennungsort gelangen, und theils aus diesem Grunde, theils wegen
der Möglichkeit, auch feinkörnige, für Rostfeuerung weniger geeignete
Brennstoffe zu vergasen, erhält man durch Anwendung der Gasfeuerung
ein geeignetes Mittel, selbst geringwerthige Brennstoffe mit Vortheil
zu verwenden.

Der Ursprung der Gase kann ein verschiedener sein.

Mitunter entweichen brennbare Gase als Nebenerzeugniss
eines zu einem andern Zwecke angestellten Processes und lassen sich
dann weiter verwenden. Dieser Fall tritt in besonderer Wichtigkeit
beim Eisenhochofenprocesse zu Tage, wo die Gichtgase des Hochofens
einen werthvollen Brennstoff für Heizung anderer Apparate bilden.
Erwähnt wurde bereits, dass gerade diese Gichtgase den ersten Anstoss
zur Einführung der Gasfeuerung überhaupt gegeben haben. Von der
Zusammensetzung, Entziehung und Fortleitung derselben wird in der
zweiten Abtheilung bei Besprechung der Roheisendarstellung im Hoch-
ofen die Rede sein.

Zweitens benutzt man, freilich nur in einer einzigen Gegend der
Erde, für die Eisenindustrie brennbare Gase, welche in der Natur
vorkommen. Es sind dieses die Petroleumgase Pennsylvaniens, welche
theilweise an Ort und Stelle zum Heizen von Dampfkesseln benutzt
werden, theilweise sogar ungenutzt entweichen, während ein anderer
Theil derselben nach Wedding’s Berichte über das Eisenhüttenwesen
der Vereinigten Staaten durch eine 22 km lange Röhrenleitung nach
Pittsburg geführt wird, um dort zum Betriebe von Puddel- und Schweiss-
öfen zu dienen. Das Gas enthält 90 Proc. leichten Kohlenwasserstoff,
ca. 4 Proc. schweren Kohlenwasserstoff, 4 Proc. Wasserstoff, übrigens
Kohlensäure u. s. w. und bildet deshalb einen werthvollen Brennstoff
mit hoher Verbrennungstemperatur.

Drittens lassen sich brennbare Gase aus festen Brennstoffen dar-
stellen; und dieses Verfahren bildet in der Jetztzeit das am häufigsten
für die Gasfeuerung angewendete. Diese Vergasung fester Brennstoffe
lässt sich wiederum in zweierlei Weise oder, richtiger gesagt, unter
Anwendung zweier verschiedener Oxydationsmittel durchführen. In
dem einen dieser Fälle dient Sauerstoff der atmosphärischen Luft dazu,
den Kohlenstoff des Brennstoffes zu Kohlenoxyd zu verbrennen (soge-
nannte unvollständige Verbrennung), während — bei Anwendung
unverkohlter Brennstoffe — die bei jener Verbrennung entwickelte
Wärme zugleich die Zersetzung des Brennstoffes, d. h. die Austreibung
der flüchtigen und theilweise brennbaren Bestandtheile bewirkt, so dass
diese sich mit dem gebildeten Kohlenoxydgas mischen. Der hierzu
erforderliche Apparat wird Generator genannt; von der gewöhnlichen
Verbrennung fester Brennstoffe auf dem Roste (der directen Feuerung)
unterscheidet sich diese Generator-Gasfeuerung demnach im Wesentlichen
dadurch, dass bei jener die zur vollständigen Verbrennung erforderliche
Verbrennungsluft bereits durch die Rostspalten hindurch ihren Weg
nimmt (dass trotzdem die eigentliche Verbrennung oft erst weit von
dem Roste ihr Ende erreicht, beweist die mehr oder minder lange, vom

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0114" n="86"/><fw place="top" type="header">Die Brennstoffe.</fw><lb/>
sich erzielen, wenn man den den Gasen beigemengten Wasserdampf<lb/>
(z. B. bei Gasen, die aus wasserhaltigen Brennstoffen, Holz, Torf, Braun-<lb/>
kohlen erzeugt waren) durch Verdichtung entfernt, ehe sie an den<lb/>
Verbrennungsort gelangen, und theils aus diesem Grunde, theils wegen<lb/>
der Möglichkeit, auch feinkörnige, für Rostfeuerung weniger geeignete<lb/>
Brennstoffe zu vergasen, erhält man durch Anwendung der Gasfeuerung<lb/>
ein geeignetes Mittel, selbst geringwerthige Brennstoffe mit Vortheil<lb/>
zu verwenden.</p><lb/>
              <p>Der Ursprung der Gase kann ein verschiedener sein.</p><lb/>
              <p>Mitunter entweichen <hi rendition="#g">brennbare Gase als Nebenerzeugniss</hi><lb/>
eines zu einem andern Zwecke angestellten Processes und lassen sich<lb/>
dann weiter verwenden. Dieser Fall tritt in besonderer Wichtigkeit<lb/>
beim Eisenhochofenprocesse zu Tage, wo die Gichtgase des Hochofens<lb/>
einen werthvollen Brennstoff für Heizung anderer Apparate bilden.<lb/>
Erwähnt wurde bereits, dass gerade diese Gichtgase den ersten Anstoss<lb/>
zur Einführung der Gasfeuerung überhaupt gegeben haben. Von der<lb/>
Zusammensetzung, Entziehung und Fortleitung derselben wird in der<lb/>
zweiten Abtheilung bei Besprechung der Roheisendarstellung im Hoch-<lb/>
ofen die Rede sein.</p><lb/>
              <p>Zweitens benutzt man, freilich nur in einer einzigen Gegend der<lb/>
Erde, für die Eisenindustrie brennbare Gase, welche in der Natur<lb/>
vorkommen. Es sind dieses die Petroleumgase Pennsylvaniens, welche<lb/>
theilweise an Ort und Stelle zum Heizen von Dampfkesseln benutzt<lb/>
werden, theilweise sogar ungenutzt entweichen, während ein anderer<lb/>
Theil derselben nach <hi rendition="#g">Wedding&#x2019;s</hi> Berichte über das Eisenhüttenwesen<lb/>
der Vereinigten Staaten durch eine 22 km lange Röhrenleitung nach<lb/>
Pittsburg geführt wird, um dort zum Betriebe von Puddel- und Schweiss-<lb/>
öfen zu dienen. Das Gas enthält 90 Proc. leichten Kohlenwasserstoff,<lb/>
ca. 4 Proc. schweren Kohlenwasserstoff, 4 Proc. Wasserstoff, übrigens<lb/>
Kohlensäure u. s. w. und bildet deshalb einen werthvollen Brennstoff<lb/>
mit hoher Verbrennungstemperatur.</p><lb/>
              <p>Drittens lassen sich brennbare Gase aus festen Brennstoffen dar-<lb/>
stellen; und dieses Verfahren bildet in der Jetztzeit das am häufigsten<lb/>
für die Gasfeuerung angewendete. Diese Vergasung fester Brennstoffe<lb/>
lässt sich wiederum in zweierlei Weise oder, richtiger gesagt, unter<lb/>
Anwendung zweier verschiedener Oxydationsmittel durchführen. In<lb/>
dem einen dieser Fälle dient Sauerstoff der atmosphärischen Luft dazu,<lb/>
den Kohlenstoff des Brennstoffes zu Kohlenoxyd zu verbrennen (soge-<lb/>
nannte unvollständige Verbrennung), während &#x2014; bei Anwendung<lb/>
unverkohlter Brennstoffe &#x2014; die bei jener Verbrennung entwickelte<lb/>
Wärme zugleich die Zersetzung des Brennstoffes, d. h. die Austreibung<lb/>
der flüchtigen und theilweise brennbaren Bestandtheile bewirkt, so dass<lb/>
diese sich mit dem gebildeten Kohlenoxydgas mischen. Der hierzu<lb/>
erforderliche Apparat wird <hi rendition="#b">Generator</hi> genannt; von der gewöhnlichen<lb/>
Verbrennung fester Brennstoffe auf dem Roste (der directen Feuerung)<lb/>
unterscheidet sich diese Generator-Gasfeuerung demnach im Wesentlichen<lb/>
dadurch, dass bei jener die zur vollständigen Verbrennung erforderliche<lb/>
Verbrennungsluft bereits durch die Rostspalten hindurch ihren Weg<lb/>
nimmt (dass trotzdem die eigentliche Verbrennung oft erst weit von<lb/>
dem Roste ihr Ende erreicht, beweist die mehr oder minder lange, vom<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0114] Die Brennstoffe. sich erzielen, wenn man den den Gasen beigemengten Wasserdampf (z. B. bei Gasen, die aus wasserhaltigen Brennstoffen, Holz, Torf, Braun- kohlen erzeugt waren) durch Verdichtung entfernt, ehe sie an den Verbrennungsort gelangen, und theils aus diesem Grunde, theils wegen der Möglichkeit, auch feinkörnige, für Rostfeuerung weniger geeignete Brennstoffe zu vergasen, erhält man durch Anwendung der Gasfeuerung ein geeignetes Mittel, selbst geringwerthige Brennstoffe mit Vortheil zu verwenden. Der Ursprung der Gase kann ein verschiedener sein. Mitunter entweichen brennbare Gase als Nebenerzeugniss eines zu einem andern Zwecke angestellten Processes und lassen sich dann weiter verwenden. Dieser Fall tritt in besonderer Wichtigkeit beim Eisenhochofenprocesse zu Tage, wo die Gichtgase des Hochofens einen werthvollen Brennstoff für Heizung anderer Apparate bilden. Erwähnt wurde bereits, dass gerade diese Gichtgase den ersten Anstoss zur Einführung der Gasfeuerung überhaupt gegeben haben. Von der Zusammensetzung, Entziehung und Fortleitung derselben wird in der zweiten Abtheilung bei Besprechung der Roheisendarstellung im Hoch- ofen die Rede sein. Zweitens benutzt man, freilich nur in einer einzigen Gegend der Erde, für die Eisenindustrie brennbare Gase, welche in der Natur vorkommen. Es sind dieses die Petroleumgase Pennsylvaniens, welche theilweise an Ort und Stelle zum Heizen von Dampfkesseln benutzt werden, theilweise sogar ungenutzt entweichen, während ein anderer Theil derselben nach Wedding’s Berichte über das Eisenhüttenwesen der Vereinigten Staaten durch eine 22 km lange Röhrenleitung nach Pittsburg geführt wird, um dort zum Betriebe von Puddel- und Schweiss- öfen zu dienen. Das Gas enthält 90 Proc. leichten Kohlenwasserstoff, ca. 4 Proc. schweren Kohlenwasserstoff, 4 Proc. Wasserstoff, übrigens Kohlensäure u. s. w. und bildet deshalb einen werthvollen Brennstoff mit hoher Verbrennungstemperatur. Drittens lassen sich brennbare Gase aus festen Brennstoffen dar- stellen; und dieses Verfahren bildet in der Jetztzeit das am häufigsten für die Gasfeuerung angewendete. Diese Vergasung fester Brennstoffe lässt sich wiederum in zweierlei Weise oder, richtiger gesagt, unter Anwendung zweier verschiedener Oxydationsmittel durchführen. In dem einen dieser Fälle dient Sauerstoff der atmosphärischen Luft dazu, den Kohlenstoff des Brennstoffes zu Kohlenoxyd zu verbrennen (soge- nannte unvollständige Verbrennung), während — bei Anwendung unverkohlter Brennstoffe — die bei jener Verbrennung entwickelte Wärme zugleich die Zersetzung des Brennstoffes, d. h. die Austreibung der flüchtigen und theilweise brennbaren Bestandtheile bewirkt, so dass diese sich mit dem gebildeten Kohlenoxydgas mischen. Der hierzu erforderliche Apparat wird Generator genannt; von der gewöhnlichen Verbrennung fester Brennstoffe auf dem Roste (der directen Feuerung) unterscheidet sich diese Generator-Gasfeuerung demnach im Wesentlichen dadurch, dass bei jener die zur vollständigen Verbrennung erforderliche Verbrennungsluft bereits durch die Rostspalten hindurch ihren Weg nimmt (dass trotzdem die eigentliche Verbrennung oft erst weit von dem Roste ihr Ende erreicht, beweist die mehr oder minder lange, vom

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/114
Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/114>, abgerufen am 04.12.2024.