frei werdende Wärme erst an dem Verbrennungsorte, der beliebig weit von jener entfernt sein kann, nutzbar gemacht wird. Wenn also that- sächlich, wie schon hervorgehoben wurde, ein eigentlicher Wärme- gewinn durch die Umwandlung von Kohle und Wasserdampf in Wasser- gas nicht erreicht wird, ja sogar gewisse Wärmeverluste dabei unver- meidlich sind, so erreicht man doch bei diesem Verfahren den Vortheil, dass Wärmeverbrauch und Wärmeerzeugung örtlich getrennt sind oder, mit anderen Worten, dass man, ohne die Kohlen selbst transportiren zu müssen, im Stande ist, an ihrem Fundorte sie gewissermaassen -- man gestatte den Vergleich -- zu einer Einzahlung von Wärme zu benutzen, um an einem beliebig entfernten Orte durch Verbrennung des Gases die Auszahlung zu erhalten. Auch gewöhnliches Generator- gas lässt sich beliebig weit in Leitungen fortführen; bei diesem aber fällt jener durch die Wasserzersetzung hervorgerufene Wärmeverbrauch bei der Erzeugung -- die Einzahlung -- fort, welcher am Verbrauchs- orte wieder gewonnen wird; es wird sogar bei der Kohlenoxydbildung durch atmosphärischen Sauerstoff freie Wärme entwickelt, und dieselbe geht unwiederbringlich verloren, wenn das Gas in langen Leitungen abgekühlt wird.
Es folgt aus diesen Eigenthümlichkeiten des Wassergases, dass dasselbe als besonders geeignet für solche Verwendungen erscheinen muss, wo die Fundstätte der Kohlen und der Verbrauchsort weit ausein- ander liegen; und in diesem Falle auch nur dann, wenn der gesammte Bedarf an Wärme grossartig genug ist, um eine örtliche Trennung des Erzeugungsortes und Verbrauchsortes, welche getrennte Anlagen, ge- trennte Betriebsführung, Anlage von Leitungsröhren u. s. w., also in jedem Falle ein grosses Anlage- und Betriebscapital erforderlich macht, auch ökonomisch vortheilhaft erscheinen zu lassen. Wenn daher alle Aussicht ist, dass für Heizung grösserer Städte und zu ähnlichen Zwecken das Wassergas in nicht ferner Zeit eine ausgedehntere Verwendung finden wird, so ist doch kaum zu erwarten, dass es auf Eisenwerken das in einfacherer Weise gewinnbare Generatorgas (Luftgas) verdrängen werde, es sei denn, dass die Lage dieses oder jenes Eisenwerkes einen leicht zu ermöglichenden Anschluss an eine für allgemeinere Zwecke hergestellte Anlage für Wassergaserzeugung gestattet.
Da bei der Erzeugung von Luftgas Wärme gewonnen, bei der Erzeugung von Wassergas Wärme verbraucht wird, so lässt sich schliessen, dass bei einer Vereinigung beider Processe durch gleich- zeitige Zuführung von Luft und Wasserdampf, welche mit einander gemischt sind, es möglich sein wird, einen Gleichgewichtszustand her- zustellen, in welchem weder eine Abkühlung noch eine fernere Er- hitzung des Generators eintritt, und in welchem ununterbrochen ein Gemisch von Luftgas und Wassergas erfolgt. Diese Erzeugung von Mischgas wurde bereits früher mehrfach berührt; sie tritt in jedem Luftgenerator ein, sobald bei der Zersetzung wasserhaltiger Brennstoffe die entwickelten Wasserdämpfe durch glühende Kohlen hindurchgeführt werden; auch der nie ganz fehlende Wassergehalt der in den Generator
Die Brennstoffe.
frei werdende Wärme erst an dem Verbrennungsorte, der beliebig weit von jener entfernt sein kann, nutzbar gemacht wird. Wenn also that- sächlich, wie schon hervorgehoben wurde, ein eigentlicher Wärme- gewinn durch die Umwandlung von Kohle und Wasserdampf in Wasser- gas nicht erreicht wird, ja sogar gewisse Wärmeverluste dabei unver- meidlich sind, so erreicht man doch bei diesem Verfahren den Vortheil, dass Wärmeverbrauch und Wärmeerzeugung örtlich getrennt sind oder, mit anderen Worten, dass man, ohne die Kohlen selbst transportiren zu müssen, im Stande ist, an ihrem Fundorte sie gewissermaassen — man gestatte den Vergleich — zu einer Einzahlung von Wärme zu benutzen, um an einem beliebig entfernten Orte durch Verbrennung des Gases die Auszahlung zu erhalten. Auch gewöhnliches Generator- gas lässt sich beliebig weit in Leitungen fortführen; bei diesem aber fällt jener durch die Wasserzersetzung hervorgerufene Wärmeverbrauch bei der Erzeugung — die Einzahlung — fort, welcher am Verbrauchs- orte wieder gewonnen wird; es wird sogar bei der Kohlenoxydbildung durch atmosphärischen Sauerstoff freie Wärme entwickelt, und dieselbe geht unwiederbringlich verloren, wenn das Gas in langen Leitungen abgekühlt wird.
Es folgt aus diesen Eigenthümlichkeiten des Wassergases, dass dasselbe als besonders geeignet für solche Verwendungen erscheinen muss, wo die Fundstätte der Kohlen und der Verbrauchsort weit ausein- ander liegen; und in diesem Falle auch nur dann, wenn der gesammte Bedarf an Wärme grossartig genug ist, um eine örtliche Trennung des Erzeugungsortes und Verbrauchsortes, welche getrennte Anlagen, ge- trennte Betriebsführung, Anlage von Leitungsröhren u. s. w., also in jedem Falle ein grosses Anlage- und Betriebscapital erforderlich macht, auch ökonomisch vortheilhaft erscheinen zu lassen. Wenn daher alle Aussicht ist, dass für Heizung grösserer Städte und zu ähnlichen Zwecken das Wassergas in nicht ferner Zeit eine ausgedehntere Verwendung finden wird, so ist doch kaum zu erwarten, dass es auf Eisenwerken das in einfacherer Weise gewinnbare Generatorgas (Luftgas) verdrängen werde, es sei denn, dass die Lage dieses oder jenes Eisenwerkes einen leicht zu ermöglichenden Anschluss an eine für allgemeinere Zwecke hergestellte Anlage für Wassergaserzeugung gestattet.
Da bei der Erzeugung von Luftgas Wärme gewonnen, bei der Erzeugung von Wassergas Wärme verbraucht wird, so lässt sich schliessen, dass bei einer Vereinigung beider Processe durch gleich- zeitige Zuführung von Luft und Wasserdampf, welche mit einander gemischt sind, es möglich sein wird, einen Gleichgewichtszustand her- zustellen, in welchem weder eine Abkühlung noch eine fernere Er- hitzung des Generators eintritt, und in welchem ununterbrochen ein Gemisch von Luftgas und Wassergas erfolgt. Diese Erzeugung von Mischgas wurde bereits früher mehrfach berührt; sie tritt in jedem Luftgenerator ein, sobald bei der Zersetzung wasserhaltiger Brennstoffe die entwickelten Wasserdämpfe durch glühende Kohlen hindurchgeführt werden; auch der nie ganz fehlende Wassergehalt der in den Generator
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0132"n="100"/><fwplace="top"type="header">Die Brennstoffe.</fw><lb/>
frei werdende Wärme erst an dem Verbrennungsorte, der beliebig weit<lb/>
von jener entfernt sein kann, nutzbar gemacht wird. Wenn also that-<lb/>
sächlich, wie schon hervorgehoben wurde, ein eigentlicher Wärme-<lb/>
gewinn durch die Umwandlung von Kohle und Wasserdampf in Wasser-<lb/>
gas nicht erreicht wird, ja sogar gewisse Wärmeverluste dabei unver-<lb/>
meidlich sind, so erreicht man doch bei diesem Verfahren den Vortheil,<lb/>
dass Wärmeverbrauch und Wärmeerzeugung örtlich getrennt sind oder,<lb/>
mit anderen Worten, dass man, ohne die Kohlen selbst transportiren<lb/>
zu müssen, im Stande ist, an ihrem Fundorte sie gewissermaassen<lb/>— man gestatte den Vergleich — zu einer Einzahlung von Wärme zu<lb/>
benutzen, um an einem beliebig entfernten Orte durch Verbrennung<lb/>
des Gases die Auszahlung zu erhalten. Auch gewöhnliches Generator-<lb/>
gas lässt sich beliebig weit in Leitungen fortführen; bei diesem aber<lb/>
fällt jener durch die Wasserzersetzung hervorgerufene Wärmeverbrauch<lb/>
bei der Erzeugung — die Einzahlung — fort, welcher am Verbrauchs-<lb/>
orte wieder gewonnen wird; es wird sogar bei der Kohlenoxydbildung<lb/>
durch atmosphärischen Sauerstoff freie Wärme entwickelt, und dieselbe<lb/>
geht unwiederbringlich verloren, wenn das Gas in langen Leitungen<lb/>
abgekühlt wird.</p><lb/><p>Es folgt aus diesen Eigenthümlichkeiten des Wassergases, dass<lb/>
dasselbe als besonders geeignet für solche Verwendungen erscheinen<lb/>
muss, wo die Fundstätte der Kohlen und der Verbrauchsort weit ausein-<lb/>
ander liegen; und in diesem Falle auch nur dann, wenn der gesammte<lb/>
Bedarf an Wärme grossartig genug ist, um eine örtliche Trennung des<lb/>
Erzeugungsortes und Verbrauchsortes, welche getrennte Anlagen, ge-<lb/>
trennte Betriebsführung, Anlage von Leitungsröhren u. s. w., also in<lb/>
jedem Falle ein grosses Anlage- und Betriebscapital erforderlich macht,<lb/>
auch ökonomisch vortheilhaft erscheinen zu lassen. Wenn daher alle<lb/>
Aussicht ist, dass für Heizung grösserer Städte und zu ähnlichen Zwecken<lb/>
das Wassergas in nicht ferner Zeit eine ausgedehntere Verwendung<lb/>
finden wird, so ist doch kaum zu erwarten, dass es auf Eisenwerken<lb/>
das in einfacherer Weise gewinnbare Generatorgas (Luftgas) verdrängen<lb/>
werde, es sei denn, dass die Lage dieses oder jenes Eisenwerkes einen<lb/>
leicht zu ermöglichenden Anschluss an eine für allgemeinere Zwecke<lb/>
hergestellte Anlage für Wassergaserzeugung gestattet.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Da bei der Erzeugung von Luftgas Wärme gewonnen, bei der<lb/>
Erzeugung von Wassergas Wärme verbraucht wird, so lässt sich<lb/>
schliessen, dass bei einer Vereinigung beider Processe durch gleich-<lb/>
zeitige Zuführung von Luft und Wasserdampf, welche mit einander<lb/>
gemischt sind, es möglich sein wird, einen Gleichgewichtszustand her-<lb/>
zustellen, in welchem weder eine Abkühlung noch eine fernere Er-<lb/>
hitzung des Generators eintritt, und in welchem ununterbrochen ein<lb/>
Gemisch von Luftgas und Wassergas erfolgt. Diese Erzeugung von<lb/>
Mischgas wurde bereits früher mehrfach berührt; sie tritt in jedem<lb/>
Luftgenerator ein, sobald bei der Zersetzung wasserhaltiger Brennstoffe<lb/>
die entwickelten Wasserdämpfe durch glühende Kohlen hindurchgeführt<lb/>
werden; auch der nie ganz fehlende Wassergehalt der in den Generator<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[100/0132]
Die Brennstoffe.
frei werdende Wärme erst an dem Verbrennungsorte, der beliebig weit
von jener entfernt sein kann, nutzbar gemacht wird. Wenn also that-
sächlich, wie schon hervorgehoben wurde, ein eigentlicher Wärme-
gewinn durch die Umwandlung von Kohle und Wasserdampf in Wasser-
gas nicht erreicht wird, ja sogar gewisse Wärmeverluste dabei unver-
meidlich sind, so erreicht man doch bei diesem Verfahren den Vortheil,
dass Wärmeverbrauch und Wärmeerzeugung örtlich getrennt sind oder,
mit anderen Worten, dass man, ohne die Kohlen selbst transportiren
zu müssen, im Stande ist, an ihrem Fundorte sie gewissermaassen
— man gestatte den Vergleich — zu einer Einzahlung von Wärme zu
benutzen, um an einem beliebig entfernten Orte durch Verbrennung
des Gases die Auszahlung zu erhalten. Auch gewöhnliches Generator-
gas lässt sich beliebig weit in Leitungen fortführen; bei diesem aber
fällt jener durch die Wasserzersetzung hervorgerufene Wärmeverbrauch
bei der Erzeugung — die Einzahlung — fort, welcher am Verbrauchs-
orte wieder gewonnen wird; es wird sogar bei der Kohlenoxydbildung
durch atmosphärischen Sauerstoff freie Wärme entwickelt, und dieselbe
geht unwiederbringlich verloren, wenn das Gas in langen Leitungen
abgekühlt wird.
Es folgt aus diesen Eigenthümlichkeiten des Wassergases, dass
dasselbe als besonders geeignet für solche Verwendungen erscheinen
muss, wo die Fundstätte der Kohlen und der Verbrauchsort weit ausein-
ander liegen; und in diesem Falle auch nur dann, wenn der gesammte
Bedarf an Wärme grossartig genug ist, um eine örtliche Trennung des
Erzeugungsortes und Verbrauchsortes, welche getrennte Anlagen, ge-
trennte Betriebsführung, Anlage von Leitungsröhren u. s. w., also in
jedem Falle ein grosses Anlage- und Betriebscapital erforderlich macht,
auch ökonomisch vortheilhaft erscheinen zu lassen. Wenn daher alle
Aussicht ist, dass für Heizung grösserer Städte und zu ähnlichen Zwecken
das Wassergas in nicht ferner Zeit eine ausgedehntere Verwendung
finden wird, so ist doch kaum zu erwarten, dass es auf Eisenwerken
das in einfacherer Weise gewinnbare Generatorgas (Luftgas) verdrängen
werde, es sei denn, dass die Lage dieses oder jenes Eisenwerkes einen
leicht zu ermöglichenden Anschluss an eine für allgemeinere Zwecke
hergestellte Anlage für Wassergaserzeugung gestattet.
Da bei der Erzeugung von Luftgas Wärme gewonnen, bei der
Erzeugung von Wassergas Wärme verbraucht wird, so lässt sich
schliessen, dass bei einer Vereinigung beider Processe durch gleich-
zeitige Zuführung von Luft und Wasserdampf, welche mit einander
gemischt sind, es möglich sein wird, einen Gleichgewichtszustand her-
zustellen, in welchem weder eine Abkühlung noch eine fernere Er-
hitzung des Generators eintritt, und in welchem ununterbrochen ein
Gemisch von Luftgas und Wassergas erfolgt. Diese Erzeugung von
Mischgas wurde bereits früher mehrfach berührt; sie tritt in jedem
Luftgenerator ein, sobald bei der Zersetzung wasserhaltiger Brennstoffe
die entwickelten Wasserdämpfe durch glühende Kohlen hindurchgeführt
werden; auch der nie ganz fehlende Wassergehalt der in den Generator
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/132>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.