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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Oefen und feuerfesten Materialien.

Siemens'sche oder Regenerativ-Feuerung. Dieses im Jahre
1861 durch W. Siemens in London und Fr. Siemens in Dresden
in die Praxis eingeführte Feuerungssystem war es hauptsächlich,
welches die älteren bis dahin üblichen, oben beschriebenen Gasöfen
verdrängte und der Gasfeuerung überhaupt in verhältnissmässig kurzer
Zeit eine erheblich ausgedehntere Verwendung verschaffte. Die Ein-
richtung eines Siemensofens ist im Wesentlichen folgende.

An jeder Seite des Ofens liegen, tiefer als dieser und mitunter in
den Erdboden unterhalb des Ofens eingebaut, ein Paar Kammern, aus
feuerfestem Materiale hergestellt und mit feuerfesten Ziegeln in solcher
Weise ausgesetzt, dass ohne Behinderung des Durchzuges der Gase
eine grosse Oberfläche dargeboten wird. Diese Kammern werden --
freilich nicht gerade zutreffend -- Regeneratoren genannt; in Wirk-
lichkeit sind sie Wärmespeicher, dazu bestimmt, die Abhitze des Ofens
in möglichst umfänglicher Weise aufzunehmen. Gas und Luft steigen,
ehe sie in den Ofen gelangen, getrennt in je einer dieser Kammern
empor und mischen sich oberhalb derselben, um hier zu verbrennen
und bei ihrem Hindurchziehen durch den Ofen denselben zu erhitzen.
Die noch heissen Verbrennungsgase aber entweichen durch die beiden
am entgegengesetzten Ende des Ofens gelegenen Kammern, diese erwär-
mend, um dann nach einer gemeinschaftlichen Esse zu entweichen.
Sind die zuletzt erwähnten beiden Kammern nunmehr auf eine gewisse
Temperatur erhitzt, so wird mit Hilfe einer Umsteuerungsvorrichtung
die Richtung des Gas- und Luftstromes umgekehrt; sie steigen jetzt
durch die heissen Kammern empor, hierbei Wärme aufnehmend und
dieselbe in den Ofen zurückführend. Ihre Abhitze aber dient wiederum
zum Heizen der entgegengesetzten Kammern, bis diese erhitzt, die
anderen um ein bestimmtes Maass abgekühlt sind; dann folgt abermalige
Umsteuerung, u. s. f.

Die Abbildungen Fig. 19--24 lassen die Einrichtung eines Siemens-
ofens erkennen. 1) a ist der Herd des Ofens, hier zur Aufnahme von
Tiegeln bestimmt, daher sehr kurz, und durch Scheidewände in drei
Abtheilungen getheilt, wie Fig. 20 erkennen lässt. Durch Oeffnungen
in der Decke des Ofens, welche durch Deckel geschlossen werden, ist der
Herd von aussen zugänglich (Fig. 22); und um die Bedienung zu erleich-
tern, ist in diesem Falle der ganze Ofen in das Erdreich eingebaut, so
dass seine Oberkante mit der Hüttensohle in einer Horizontalebene liegt.
Seitlich vom Herde liegen die Regeneratoren b b1 für Luft und c c1 für
Gas, die ganze Breite des Herdes einnehmend. Wie Fig. 22 erkennen
lässt, ist der Querschnitt der Luftregeneratoren um ca. 50 Proc. grösser
als derjenige der Gasregeneratoren, und man findet bei fast allen Sie-
mensö
fen ein ähnliches Verhältniss, theils weil die eintretende Luft
kälter als das Gas zu sein pflegt, theils auch, weil für die voll-
ständige Verbrennung ein Luftüberschuss nicht zu entbehren ist, wäh-
rend theoretisch das erforderliche Luftvolumen annähernd ebenso gross
sein müsste als das Volumen der Generatorgase.

Die Gase gelangen aus dem Kanale d, nachdem das Ventil v (Fig. 19

1) Unter Benutzung von H. Wedding, Darstellung des schmiedbaren Eisens,
Braunschweig 1875, Fig. 183--188.
Die Oefen und feuerfesten Materialien.

Siemens’sche oder Regenerativ-Feuerung. Dieses im Jahre
1861 durch W. Siemens in London und Fr. Siemens in Dresden
in die Praxis eingeführte Feuerungssystem war es hauptsächlich,
welches die älteren bis dahin üblichen, oben beschriebenen Gasöfen
verdrängte und der Gasfeuerung überhaupt in verhältnissmässig kurzer
Zeit eine erheblich ausgedehntere Verwendung verschaffte. Die Ein-
richtung eines Siemensofens ist im Wesentlichen folgende.

An jeder Seite des Ofens liegen, tiefer als dieser und mitunter in
den Erdboden unterhalb des Ofens eingebaut, ein Paar Kammern, aus
feuerfestem Materiale hergestellt und mit feuerfesten Ziegeln in solcher
Weise ausgesetzt, dass ohne Behinderung des Durchzuges der Gase
eine grosse Oberfläche dargeboten wird. Diese Kammern werden —
freilich nicht gerade zutreffend — Regeneratoren genannt; in Wirk-
lichkeit sind sie Wärmespeicher, dazu bestimmt, die Abhitze des Ofens
in möglichst umfänglicher Weise aufzunehmen. Gas und Luft steigen,
ehe sie in den Ofen gelangen, getrennt in je einer dieser Kammern
empor und mischen sich oberhalb derselben, um hier zu verbrennen
und bei ihrem Hindurchziehen durch den Ofen denselben zu erhitzen.
Die noch heissen Verbrennungsgase aber entweichen durch die beiden
am entgegengesetzten Ende des Ofens gelegenen Kammern, diese erwär-
mend, um dann nach einer gemeinschaftlichen Esse zu entweichen.
Sind die zuletzt erwähnten beiden Kammern nunmehr auf eine gewisse
Temperatur erhitzt, so wird mit Hilfe einer Umsteuerungsvorrichtung
die Richtung des Gas- und Luftstromes umgekehrt; sie steigen jetzt
durch die heissen Kammern empor, hierbei Wärme aufnehmend und
dieselbe in den Ofen zurückführend. Ihre Abhitze aber dient wiederum
zum Heizen der entgegengesetzten Kammern, bis diese erhitzt, die
anderen um ein bestimmtes Maass abgekühlt sind; dann folgt abermalige
Umsteuerung, u. s. f.

Die Abbildungen Fig. 19—24 lassen die Einrichtung eines Siemens-
ofens erkennen. 1) a ist der Herd des Ofens, hier zur Aufnahme von
Tiegeln bestimmt, daher sehr kurz, und durch Scheidewände in drei
Abtheilungen getheilt, wie Fig. 20 erkennen lässt. Durch Oeffnungen
in der Decke des Ofens, welche durch Deckel geschlossen werden, ist der
Herd von aussen zugänglich (Fig. 22); und um die Bedienung zu erleich-
tern, ist in diesem Falle der ganze Ofen in das Erdreich eingebaut, so
dass seine Oberkante mit der Hüttensohle in einer Horizontalebene liegt.
Seitlich vom Herde liegen die Regeneratoren b b1 für Luft und c c1 für
Gas, die ganze Breite des Herdes einnehmend. Wie Fig. 22 erkennen
lässt, ist der Querschnitt der Luftregeneratoren um ca. 50 Proc. grösser
als derjenige der Gasregeneratoren, und man findet bei fast allen Sie-
mensö
fen ein ähnliches Verhältniss, theils weil die eintretende Luft
kälter als das Gas zu sein pflegt, theils auch, weil für die voll-
ständige Verbrennung ein Luftüberschuss nicht zu entbehren ist, wäh-
rend theoretisch das erforderliche Luftvolumen annähernd ebenso gross
sein müsste als das Volumen der Generatorgase.

Die Gase gelangen aus dem Kanale d, nachdem das Ventil v (Fig. 19

1) Unter Benutzung von H. Wedding, Darstellung des schmiedbaren Eisens,
Braunschweig 1875, Fig. 183—188.
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[116/0148] Die Oefen und feuerfesten Materialien. Siemens’sche oder Regenerativ-Feuerung. Dieses im Jahre 1861 durch W. Siemens in London und Fr. Siemens in Dresden in die Praxis eingeführte Feuerungssystem war es hauptsächlich, welches die älteren bis dahin üblichen, oben beschriebenen Gasöfen verdrängte und der Gasfeuerung überhaupt in verhältnissmässig kurzer Zeit eine erheblich ausgedehntere Verwendung verschaffte. Die Ein- richtung eines Siemensofens ist im Wesentlichen folgende. An jeder Seite des Ofens liegen, tiefer als dieser und mitunter in den Erdboden unterhalb des Ofens eingebaut, ein Paar Kammern, aus feuerfestem Materiale hergestellt und mit feuerfesten Ziegeln in solcher Weise ausgesetzt, dass ohne Behinderung des Durchzuges der Gase eine grosse Oberfläche dargeboten wird. Diese Kammern werden — freilich nicht gerade zutreffend — Regeneratoren genannt; in Wirk- lichkeit sind sie Wärmespeicher, dazu bestimmt, die Abhitze des Ofens in möglichst umfänglicher Weise aufzunehmen. Gas und Luft steigen, ehe sie in den Ofen gelangen, getrennt in je einer dieser Kammern empor und mischen sich oberhalb derselben, um hier zu verbrennen und bei ihrem Hindurchziehen durch den Ofen denselben zu erhitzen. Die noch heissen Verbrennungsgase aber entweichen durch die beiden am entgegengesetzten Ende des Ofens gelegenen Kammern, diese erwär- mend, um dann nach einer gemeinschaftlichen Esse zu entweichen. Sind die zuletzt erwähnten beiden Kammern nunmehr auf eine gewisse Temperatur erhitzt, so wird mit Hilfe einer Umsteuerungsvorrichtung die Richtung des Gas- und Luftstromes umgekehrt; sie steigen jetzt durch die heissen Kammern empor, hierbei Wärme aufnehmend und dieselbe in den Ofen zurückführend. Ihre Abhitze aber dient wiederum zum Heizen der entgegengesetzten Kammern, bis diese erhitzt, die anderen um ein bestimmtes Maass abgekühlt sind; dann folgt abermalige Umsteuerung, u. s. f. Die Abbildungen Fig. 19—24 lassen die Einrichtung eines Siemens- ofens erkennen. 1) a ist der Herd des Ofens, hier zur Aufnahme von Tiegeln bestimmt, daher sehr kurz, und durch Scheidewände in drei Abtheilungen getheilt, wie Fig. 20 erkennen lässt. Durch Oeffnungen in der Decke des Ofens, welche durch Deckel geschlossen werden, ist der Herd von aussen zugänglich (Fig. 22); und um die Bedienung zu erleich- tern, ist in diesem Falle der ganze Ofen in das Erdreich eingebaut, so dass seine Oberkante mit der Hüttensohle in einer Horizontalebene liegt. Seitlich vom Herde liegen die Regeneratoren b b1 für Luft und c c1 für Gas, die ganze Breite des Herdes einnehmend. Wie Fig. 22 erkennen lässt, ist der Querschnitt der Luftregeneratoren um ca. 50 Proc. grösser als derjenige der Gasregeneratoren, und man findet bei fast allen Sie- mensöfen ein ähnliches Verhältniss, theils weil die eintretende Luft kälter als das Gas zu sein pflegt, theils auch, weil für die voll- ständige Verbrennung ein Luftüberschuss nicht zu entbehren ist, wäh- rend theoretisch das erforderliche Luftvolumen annähernd ebenso gross sein müsste als das Volumen der Generatorgase. Die Gase gelangen aus dem Kanale d, nachdem das Ventil v (Fig. 19 1) Unter Benutzung von H. Wedding, Darstellung des schmiedbaren Eisens, Braunschweig 1875, Fig. 183—188.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/148>, abgerufen am 04.12.2024.