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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten in Oefen.
Röstofen betrachtet werden, welcher in Königshütte in Anwendung
ist. Wie jener besitzt er ein cylindrisches Obertheil mit sich verengen-
dem Untertheile. Der Zweck dieser Verengung ist der nämliche wie
bei jenen Oefen. Während aber bei den Clevelandöfen der Gusseisen-
kranz, auf dem der Schacht ruht, unmittelbar auf den kurzen Säulen
ruht, wird bei dem schlesischen Ofen jener Kranz lediglich von dem
Blechmantel, in welchem er eingeschraubt ist, getragen und letzterer
hängt, wie die Abbildung erkennen lässt, mit einem angeschraubten
Gusseisenringe auf vier ausserhalb aufgestellten Gusseisenständern.
Letztere sind auf diese Weise der Beschädigung durch die herausrollen-
den heissen Erze offenbar weniger unterworfen, als wenn sie unter
dem Schachte selbst ständen. Ausser dem erwähnten Gusseisenringe
dient ein weiter unten angenieteter Kranz aus Winkeleisen, welcher
sich auf angegossene Consolen an den Ständern legt, für die Befestigung,
und schmiedeeiserne Streben führen von der Unterkante des Blech-
mantels hinüber nach dem Fusse der Ständer, um hier eine dritte Ver-
bindung herzustellen.

Man benutzt diese Oefen in Königshütte mit gutem Erfolge zum
Rösten von Magneteisenerzen. Die tägliche Leistung bei den in der
Zeichnung angegebenen Abmessungen und beim Rösten von Magnet-
eisenerz beträgt 16--17 Tonnen; also, da der räumliche Inhalt des
Ofens sich auf ca. 36 cbm beziffert, per cbm ca. 400 kg. Als Brenn-
stoff gebraucht man per 1000 kg geröstetes Magneteisenerz 47--52 kg,
durchschnittlich also etwa 50 kg Steinkohlenklein.

Die Magneteisenerze werden vor dem Rösten auf eine Grösse von
20--25 cm Durchmesser gepocht. Als Lohn für das Pochen und Rösten
zusammen zahlt man 45--48 Pf. per 1000 kg, je nachdem das Erz --
man verarbeitet schlesische kalkhaltige und sächsische kalkfreie Magnet-
eisenerze -- eine leichtere oder schwierigere Zerkleinerung und Röstung
ermöglicht.

Als der einfachste aller Röstöfen dürfte der in Fig. 41 abgebildete
Siegensche Röstofen erscheinen. Man benutzt denselben vorzugs-
weise zum Rösten von Spatheisensteinen und Sphärosideriten, sowohl
auf Siegerländer als anderen deutschen Eisenwerken. Die Abmessungen
sind gewöhnlich annähernd dieselben als in der Abbildung 1); in Eng-
land jedoch (auf den Normanby Ironworks bei Middlesborough) hat man
die nämliche Form, nur mit etwas schlankerem Profile (Neigungswinkel
der Seitenflächen etwa 80 Grad), auch für weit grössere Oefen benutzt,
deren Fassungsraum demjenigen der oben beschriebenen Clevelandöfen
nahe steht und welche in Rücksicht auf den grossen Durchmesser mit
eben solchem Abrutschkegel am Boden wie letztere versehen sind.

Die Einrichtung wird ohne besondere Erläuterung verständlich sein.
Von dem oben besprochenen schlesischen Röstofen unterscheiden sich

1) Die eingeschriebenen Maasse des abgebildeten Röstofens sind die bei einer
neueren Röstofenanlage zu Gaisweid benutzten. Eine vollständige Abbildung der
ganzen Anlage findet der Leser in Dürre, Anlage und Betrieb der Eisenhütten,
Bd. 1, Taf. II.

Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten in Oefen.
Röstofen betrachtet werden, welcher in Königshütte in Anwendung
ist. Wie jener besitzt er ein cylindrisches Obertheil mit sich verengen-
dem Untertheile. Der Zweck dieser Verengung ist der nämliche wie
bei jenen Oefen. Während aber bei den Clevelandöfen der Gusseisen-
kranz, auf dem der Schacht ruht, unmittelbar auf den kurzen Säulen
ruht, wird bei dem schlesischen Ofen jener Kranz lediglich von dem
Blechmantel, in welchem er eingeschraubt ist, getragen und letzterer
hängt, wie die Abbildung erkennen lässt, mit einem angeschraubten
Gusseisenringe auf vier ausserhalb aufgestellten Gusseisenständern.
Letztere sind auf diese Weise der Beschädigung durch die herausrollen-
den heissen Erze offenbar weniger unterworfen, als wenn sie unter
dem Schachte selbst ständen. Ausser dem erwähnten Gusseisenringe
dient ein weiter unten angenieteter Kranz aus Winkeleisen, welcher
sich auf angegossene Consolen an den Ständern legt, für die Befestigung,
und schmiedeeiserne Streben führen von der Unterkante des Blech-
mantels hinüber nach dem Fusse der Ständer, um hier eine dritte Ver-
bindung herzustellen.

Man benutzt diese Oefen in Königshütte mit gutem Erfolge zum
Rösten von Magneteisenerzen. Die tägliche Leistung bei den in der
Zeichnung angegebenen Abmessungen und beim Rösten von Magnet-
eisenerz beträgt 16—17 Tonnen; also, da der räumliche Inhalt des
Ofens sich auf ca. 36 cbm beziffert, per cbm ca. 400 kg. Als Brenn-
stoff gebraucht man per 1000 kg geröstetes Magneteisenerz 47—52 kg,
durchschnittlich also etwa 50 kg Steinkohlenklein.

Die Magneteisenerze werden vor dem Rösten auf eine Grösse von
20—25 cm Durchmesser gepocht. Als Lohn für das Pochen und Rösten
zusammen zahlt man 45—48 Pf. per 1000 kg, je nachdem das Erz —
man verarbeitet schlesische kalkhaltige und sächsische kalkfreie Magnet-
eisenerze — eine leichtere oder schwierigere Zerkleinerung und Röstung
ermöglicht.

Als der einfachste aller Röstöfen dürfte der in Fig. 41 abgebildete
Siegensche Röstofen erscheinen. Man benutzt denselben vorzugs-
weise zum Rösten von Spatheisensteinen und Sphärosideriten, sowohl
auf Siegerländer als anderen deutschen Eisenwerken. Die Abmessungen
sind gewöhnlich annähernd dieselben als in der Abbildung 1); in Eng-
land jedoch (auf den Normanby Ironworks bei Middlesborough) hat man
die nämliche Form, nur mit etwas schlankerem Profile (Neigungswinkel
der Seitenflächen etwa 80 Grad), auch für weit grössere Oefen benutzt,
deren Fassungsraum demjenigen der oben beschriebenen Clevelandöfen
nahe steht und welche in Rücksicht auf den grossen Durchmesser mit
eben solchem Abrutschkegel am Boden wie letztere versehen sind.

Die Einrichtung wird ohne besondere Erläuterung verständlich sein.
Von dem oben besprochenen schlesischen Röstofen unterscheiden sich

1) Die eingeschriebenen Maasse des abgebildeten Röstofens sind die bei einer
neueren Röstofenanlage zu Gaisweid benutzten. Eine vollständige Abbildung der
ganzen Anlage findet der Leser in Dürre, Anlage und Betrieb der Eisenhütten,
Bd. 1, Taf. II.
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[205/0245] Die Vorbereitungsarbeiten. Das Rösten in Oefen. Röstofen betrachtet werden, welcher in Königshütte in Anwendung ist. Wie jener besitzt er ein cylindrisches Obertheil mit sich verengen- dem Untertheile. Der Zweck dieser Verengung ist der nämliche wie bei jenen Oefen. Während aber bei den Clevelandöfen der Gusseisen- kranz, auf dem der Schacht ruht, unmittelbar auf den kurzen Säulen ruht, wird bei dem schlesischen Ofen jener Kranz lediglich von dem Blechmantel, in welchem er eingeschraubt ist, getragen und letzterer hängt, wie die Abbildung erkennen lässt, mit einem angeschraubten Gusseisenringe auf vier ausserhalb aufgestellten Gusseisenständern. Letztere sind auf diese Weise der Beschädigung durch die herausrollen- den heissen Erze offenbar weniger unterworfen, als wenn sie unter dem Schachte selbst ständen. Ausser dem erwähnten Gusseisenringe dient ein weiter unten angenieteter Kranz aus Winkeleisen, welcher sich auf angegossene Consolen an den Ständern legt, für die Befestigung, und schmiedeeiserne Streben führen von der Unterkante des Blech- mantels hinüber nach dem Fusse der Ständer, um hier eine dritte Ver- bindung herzustellen. Man benutzt diese Oefen in Königshütte mit gutem Erfolge zum Rösten von Magneteisenerzen. Die tägliche Leistung bei den in der Zeichnung angegebenen Abmessungen und beim Rösten von Magnet- eisenerz beträgt 16—17 Tonnen; also, da der räumliche Inhalt des Ofens sich auf ca. 36 cbm beziffert, per cbm ca. 400 kg. Als Brenn- stoff gebraucht man per 1000 kg geröstetes Magneteisenerz 47—52 kg, durchschnittlich also etwa 50 kg Steinkohlenklein. Die Magneteisenerze werden vor dem Rösten auf eine Grösse von 20—25 cm Durchmesser gepocht. Als Lohn für das Pochen und Rösten zusammen zahlt man 45—48 Pf. per 1000 kg, je nachdem das Erz — man verarbeitet schlesische kalkhaltige und sächsische kalkfreie Magnet- eisenerze — eine leichtere oder schwierigere Zerkleinerung und Röstung ermöglicht. Als der einfachste aller Röstöfen dürfte der in Fig. 41 abgebildete Siegensche Röstofen erscheinen. Man benutzt denselben vorzugs- weise zum Rösten von Spatheisensteinen und Sphärosideriten, sowohl auf Siegerländer als anderen deutschen Eisenwerken. Die Abmessungen sind gewöhnlich annähernd dieselben als in der Abbildung 1); in Eng- land jedoch (auf den Normanby Ironworks bei Middlesborough) hat man die nämliche Form, nur mit etwas schlankerem Profile (Neigungswinkel der Seitenflächen etwa 80 Grad), auch für weit grössere Oefen benutzt, deren Fassungsraum demjenigen der oben beschriebenen Clevelandöfen nahe steht und welche in Rücksicht auf den grossen Durchmesser mit eben solchem Abrutschkegel am Boden wie letztere versehen sind. Die Einrichtung wird ohne besondere Erläuterung verständlich sein. Von dem oben besprochenen schlesischen Röstofen unterscheiden sich 1) Die eingeschriebenen Maasse des abgebildeten Röstofens sind die bei einer neueren Röstofenanlage zu Gaisweid benutzten. Eine vollständige Abbildung der ganzen Anlage findet der Leser in Dürre, Anlage und Betrieb der Eisenhütten, Bd. 1, Taf. II.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/245>, abgerufen am 04.12.2024.