hören dürfte), auch noch in Rothgluth Kohlenstoffablagerung statt- finden kann.
Gruner glaubt durch Versuche gefunden zu haben, dass der Process überhaupt nur möglich sei, wenn gleichzeitig metallisches und oxydirtes Eisen vorhanden sind. Verschiedene Umstände jedoch lassen diese Theorie als mindestens zweifelhaft erscheinen, vor allen die oben berührte Thatsache, dass in der Temperatur zwischen 300 und 400°C. zwar Eisenoxyd zu Oxydul, dieses aber kaum zu metallischem Eisen reducirt wird.
Nach Bell hört die Kohlenstoffablagerung auf, wenn das Volumen der Kohlensäure im Gasstrome halb so gross ist als das des Kohlen- oxydes. Da jedoch Kohlensäure auf feste Kohle um so stärker oxydirend einwirkt, je höher die Temperatur ist, so dürfte auch jene Grenze des zulässigen Kohlensäuregehaltes von der Temperatur abhängig sein und um so tiefer liegen, in je höherer Temperatur der Process vor sich geht.
Eine allseitig befriedigende Erklärung des beschriebenen wunder- baren Vorganges ist bis jetzt nicht gefunden worden. Gruner glaubt auf Grund der angestellten Versuche eine abwechselnde Reduction und Oxydation annehmen zu sollen, welche er durch die Formeln
[Formel 1]
(an Eisen gebunden)
[Formel 2]
darstellt. Dass jedoch derselbe Gasstrom abwechselnd das Eisenoxydul oxydiren und das Oxyduloxyd reduciren sollte, ist wenig wahrschein- lich; auch jene Vereinigung zwischen Eisen und Kohle, durch deren Entstehung allenfalls die Wechselwirkung erklärt werden könnte, hat um so weniger Wahrscheinlichkeit für sich, da, wie erwähnt, die Kohlen- stoffausscheidung von der Menge des anwesenden Eisens durchaus un- abhängig ist.
Für die Praxis ist der besprochene Vorgang nicht ohne Bedeutung. Es möge hier vorläufig nur an den einen Umstand erinnert werden, dass die Einwirkung des Kohlenoxydes sich auch auf eisenhaltige Zu- stellungsmaterialien der Oefen erstreckt, welche in der erwähnten Tempe- ratur dem Gase ausgesetzt sind. In den Fugen des Gemäuers, in den Poren des Steines, überall, wo sich kleine Mengen oxydirten Eisens befanden und von dem Gase getroffen wurden, setzt sich Kohlenstoff ab, häuft sich mehr und mehr an, durch den Zersetzungsprocess wird der Zusammenhang der Steine gelockert, sie werden mürbe, zerfallen wohl gar theilweise und vermögen schliesslich ihren Zweck nicht mehr zu erfüllen.
Reduction durch Wasserstoffgas. Dieselbe spielt neben der Reduction durch Kohle und Kohlenoxyd eine gewisse, wenn auch nicht sehr hervorragende, Rolle und verdient immerhin einige Beachtung. Wir verdanken die Kenntniss des Einflusses von Wasserstoff auf Eisen- oxyde und der Beeinflussung dieses Einflusses durch Temperatur und Anwesenheit anderer Körper wiederum zum grössten Theile dem mehr- fach genannten englischen Eisenwerksbesitzer Lowthian Bell.
Kohlenstoffablagerung aus Kohlenoxyd.
hören dürfte), auch noch in Rothgluth Kohlenstoffablagerung statt- finden kann.
Gruner glaubt durch Versuche gefunden zu haben, dass der Process überhaupt nur möglich sei, wenn gleichzeitig metallisches und oxydirtes Eisen vorhanden sind. Verschiedene Umstände jedoch lassen diese Theorie als mindestens zweifelhaft erscheinen, vor allen die oben berührte Thatsache, dass in der Temperatur zwischen 300 und 400°C. zwar Eisenoxyd zu Oxydul, dieses aber kaum zu metallischem Eisen reducirt wird.
Nach Bell hört die Kohlenstoffablagerung auf, wenn das Volumen der Kohlensäure im Gasstrome halb so gross ist als das des Kohlen- oxydes. Da jedoch Kohlensäure auf feste Kohle um so stärker oxydirend einwirkt, je höher die Temperatur ist, so dürfte auch jene Grenze des zulässigen Kohlensäuregehaltes von der Temperatur abhängig sein und um so tiefer liegen, in je höherer Temperatur der Process vor sich geht.
Eine allseitig befriedigende Erklärung des beschriebenen wunder- baren Vorganges ist bis jetzt nicht gefunden worden. Gruner glaubt auf Grund der angestellten Versuche eine abwechselnde Reduction und Oxydation annehmen zu sollen, welche er durch die Formeln
[Formel 1]
(an Eisen gebunden)
[Formel 2]
darstellt. Dass jedoch derselbe Gasstrom abwechselnd das Eisenoxydul oxydiren und das Oxyduloxyd reduciren sollte, ist wenig wahrschein- lich; auch jene Vereinigung zwischen Eisen und Kohle, durch deren Entstehung allenfalls die Wechselwirkung erklärt werden könnte, hat um so weniger Wahrscheinlichkeit für sich, da, wie erwähnt, die Kohlen- stoffausscheidung von der Menge des anwesenden Eisens durchaus un- abhängig ist.
Für die Praxis ist der besprochene Vorgang nicht ohne Bedeutung. Es möge hier vorläufig nur an den einen Umstand erinnert werden, dass die Einwirkung des Kohlenoxydes sich auch auf eisenhaltige Zu- stellungsmaterialien der Oefen erstreckt, welche in der erwähnten Tempe- ratur dem Gase ausgesetzt sind. In den Fugen des Gemäuers, in den Poren des Steines, überall, wo sich kleine Mengen oxydirten Eisens befanden und von dem Gase getroffen wurden, setzt sich Kohlenstoff ab, häuft sich mehr und mehr an, durch den Zersetzungsprocess wird der Zusammenhang der Steine gelockert, sie werden mürbe, zerfallen wohl gar theilweise und vermögen schliesslich ihren Zweck nicht mehr zu erfüllen.
Reduction durch Wasserstoffgas. Dieselbe spielt neben der Reduction durch Kohle und Kohlenoxyd eine gewisse, wenn auch nicht sehr hervorragende, Rolle und verdient immerhin einige Beachtung. Wir verdanken die Kenntniss des Einflusses von Wasserstoff auf Eisen- oxyde und der Beeinflussung dieses Einflusses durch Temperatur und Anwesenheit anderer Körper wiederum zum grössten Theile dem mehr- fach genannten englischen Eisenwerksbesitzer Lowthian Bell.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0277"n="231"/><fwplace="top"type="header">Kohlenstoffablagerung aus Kohlenoxyd.</fw><lb/>
hören dürfte), auch noch in Rothgluth Kohlenstoffablagerung statt-<lb/>
finden kann.</p><lb/><p><hirendition="#g">Gruner</hi> glaubt durch Versuche gefunden zu haben, dass der<lb/>
Process überhaupt nur möglich sei, wenn gleichzeitig metallisches und<lb/>
oxydirtes Eisen vorhanden sind. Verschiedene Umstände jedoch lassen<lb/>
diese Theorie als mindestens zweifelhaft erscheinen, vor allen die oben<lb/>
berührte Thatsache, dass in der Temperatur zwischen 300 und 400°C.<lb/>
zwar Eisenoxyd zu Oxydul, dieses aber kaum zu metallischem Eisen<lb/>
reducirt wird.</p><lb/><p>Nach <hirendition="#g">Bell</hi> hört die Kohlenstoffablagerung auf, wenn das Volumen<lb/>
der Kohlensäure im Gasstrome halb so gross ist als das des Kohlen-<lb/>
oxydes. Da jedoch Kohlensäure auf feste Kohle um so stärker oxydirend<lb/>
einwirkt, je höher die Temperatur ist, so dürfte auch jene Grenze des<lb/>
zulässigen Kohlensäuregehaltes von der Temperatur abhängig sein und<lb/>
um so tiefer liegen, in je höherer Temperatur der Process vor sich geht.</p><lb/><p>Eine allseitig befriedigende Erklärung des beschriebenen wunder-<lb/>
baren Vorganges ist bis jetzt nicht gefunden worden. <hirendition="#g">Gruner</hi> glaubt<lb/>
auf Grund der angestellten Versuche eine abwechselnde Reduction und<lb/>
Oxydation annehmen zu sollen, welche er durch die Formeln<lb/><hirendition="#et"><formula/> (an Eisen gebunden)<lb/><formula/></hi> darstellt. Dass jedoch derselbe Gasstrom abwechselnd das Eisenoxydul<lb/>
oxydiren und das Oxyduloxyd reduciren sollte, ist wenig wahrschein-<lb/>
lich; auch jene Vereinigung zwischen Eisen und Kohle, durch deren<lb/>
Entstehung allenfalls die Wechselwirkung erklärt werden könnte, hat<lb/>
um so weniger Wahrscheinlichkeit für sich, da, wie erwähnt, die Kohlen-<lb/>
stoffausscheidung von der Menge des anwesenden Eisens durchaus un-<lb/>
abhängig ist.</p><lb/><p>Für die Praxis ist der besprochene Vorgang nicht ohne Bedeutung.<lb/>
Es möge hier vorläufig nur an den einen Umstand erinnert werden,<lb/>
dass die Einwirkung des Kohlenoxydes sich auch auf eisenhaltige Zu-<lb/>
stellungsmaterialien der Oefen erstreckt, welche in der erwähnten Tempe-<lb/>
ratur dem Gase ausgesetzt sind. In den Fugen des Gemäuers, in den<lb/>
Poren des Steines, überall, wo sich kleine Mengen oxydirten Eisens<lb/>
befanden und von dem Gase getroffen wurden, setzt sich Kohlenstoff<lb/>
ab, häuft sich mehr und mehr an, durch den Zersetzungsprocess wird<lb/>
der Zusammenhang der Steine gelockert, sie werden mürbe, zerfallen<lb/>
wohl gar theilweise und vermögen schliesslich ihren Zweck nicht mehr<lb/>
zu erfüllen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#g">Reduction durch Wasserstoffgas</hi>. Dieselbe spielt neben der<lb/>
Reduction durch Kohle und Kohlenoxyd eine gewisse, wenn auch nicht<lb/>
sehr hervorragende, Rolle und verdient immerhin einige Beachtung.<lb/>
Wir verdanken die Kenntniss des Einflusses von Wasserstoff auf Eisen-<lb/>
oxyde und der Beeinflussung dieses Einflusses durch Temperatur und<lb/>
Anwesenheit anderer Körper wiederum zum grössten Theile dem mehr-<lb/>
fach genannten englischen Eisenwerksbesitzer <hirendition="#g">Lowthian Bell</hi>.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[231/0277]
Kohlenstoffablagerung aus Kohlenoxyd.
hören dürfte), auch noch in Rothgluth Kohlenstoffablagerung statt-
finden kann.
Gruner glaubt durch Versuche gefunden zu haben, dass der
Process überhaupt nur möglich sei, wenn gleichzeitig metallisches und
oxydirtes Eisen vorhanden sind. Verschiedene Umstände jedoch lassen
diese Theorie als mindestens zweifelhaft erscheinen, vor allen die oben
berührte Thatsache, dass in der Temperatur zwischen 300 und 400°C.
zwar Eisenoxyd zu Oxydul, dieses aber kaum zu metallischem Eisen
reducirt wird.
Nach Bell hört die Kohlenstoffablagerung auf, wenn das Volumen
der Kohlensäure im Gasstrome halb so gross ist als das des Kohlen-
oxydes. Da jedoch Kohlensäure auf feste Kohle um so stärker oxydirend
einwirkt, je höher die Temperatur ist, so dürfte auch jene Grenze des
zulässigen Kohlensäuregehaltes von der Temperatur abhängig sein und
um so tiefer liegen, in je höherer Temperatur der Process vor sich geht.
Eine allseitig befriedigende Erklärung des beschriebenen wunder-
baren Vorganges ist bis jetzt nicht gefunden worden. Gruner glaubt
auf Grund der angestellten Versuche eine abwechselnde Reduction und
Oxydation annehmen zu sollen, welche er durch die Formeln
[FORMEL] (an Eisen gebunden)
[FORMEL] darstellt. Dass jedoch derselbe Gasstrom abwechselnd das Eisenoxydul
oxydiren und das Oxyduloxyd reduciren sollte, ist wenig wahrschein-
lich; auch jene Vereinigung zwischen Eisen und Kohle, durch deren
Entstehung allenfalls die Wechselwirkung erklärt werden könnte, hat
um so weniger Wahrscheinlichkeit für sich, da, wie erwähnt, die Kohlen-
stoffausscheidung von der Menge des anwesenden Eisens durchaus un-
abhängig ist.
Für die Praxis ist der besprochene Vorgang nicht ohne Bedeutung.
Es möge hier vorläufig nur an den einen Umstand erinnert werden,
dass die Einwirkung des Kohlenoxydes sich auch auf eisenhaltige Zu-
stellungsmaterialien der Oefen erstreckt, welche in der erwähnten Tempe-
ratur dem Gase ausgesetzt sind. In den Fugen des Gemäuers, in den
Poren des Steines, überall, wo sich kleine Mengen oxydirten Eisens
befanden und von dem Gase getroffen wurden, setzt sich Kohlenstoff
ab, häuft sich mehr und mehr an, durch den Zersetzungsprocess wird
der Zusammenhang der Steine gelockert, sie werden mürbe, zerfallen
wohl gar theilweise und vermögen schliesslich ihren Zweck nicht mehr
zu erfüllen.
Reduction durch Wasserstoffgas. Dieselbe spielt neben der
Reduction durch Kohle und Kohlenoxyd eine gewisse, wenn auch nicht
sehr hervorragende, Rolle und verdient immerhin einige Beachtung.
Wir verdanken die Kenntniss des Einflusses von Wasserstoff auf Eisen-
oxyde und der Beeinflussung dieses Einflusses durch Temperatur und
Anwesenheit anderer Körper wiederum zum grössten Theile dem mehr-
fach genannten englischen Eisenwerksbesitzer Lowthian Bell.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/277>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.