Das metallurgisch-chemische Verhalten des Eisens und seiner Begleiter.
Bei der gemeinschaftlichen Einwirkung der Kohlensäure und des Wassers auf das Eisen wird durch Zerlegung des Wassers Wasserstoff gebildet, welcher sich mit dem Stickstoff der Luft zu Ammoniak ver- bindet. Schon 1683 wies Claude Bourdelin nach, dass bei der Ein- wirkung lufthaltigen Wassers auf Eisen Ammoniak entstände. 1)
Es ist also das Zusammenwirken dreier Körper, des Wassers, des freien Sauerstoffs und der Kohlensäure erforderlich, um Rostbildung zu veranlassen; da aber alle drei in der atmosphärischen Luft regelmässig neben einander vorkommen, so ist jedem Eisen, welches nicht durch besondere Schutzmittel ihrer Einwirkung entzogen ist, ausreichende Gelegenheit zum Rosten gegeben. Fehlt einer der drei genannten Rost- bildner, so vermögen auch die übrigen beiden nicht mehr einzuwirken. Calvert zeigte, dass auch im feuchten Sauerstoffgase, sofern es frei ist von irgend einer andern Säure, die Neigung des Eisens zum Rosten ganz unbedeutend ist.
Wohl aber kann die Kohlensäure durch andere Säuren, ja auch durch Lösungen gewisser Salze (Chloride des Magnesiums und der Alkalien u. a.) ersetzt werden; und der Vorgang bei der Einwirkung solcher säure- oder salzhaltigen Flüssigkeiten bei Luftzutritt auf das Eisen ist demnach ein dem gewöhnlichen Rosten ganz ähnlicher. Selbst Fette vermögen nur so lange einen Schutz des Eisens gegen das Rosten zu bilden, als sie nicht selbst durch äussere Einwirkungen theilweise in Fettsäuren umgewandelt worden sind. 2)
Die Widerstandsfähigkeit verschiedener Eisensorten gegenüber der Rostbildung wie der Einwirkung von Säuren überhaupt ist, wie die Erfahrung lehrt, ziemlich abweichend. Theils spricht die chemische Zusammensetzung des Eisens hierbei mit; theils auch die Structur und äussere Beschaffenheit desselben. Einzelne mit dem Eisen legirte Körper erschweren das Rosten, andere befördern es. Auch mechanisch ein- gemengte Körperchen, z. B. Schlacke, können, indem sie galvanische Ströme mit dem Eisen erzeugen, das Rosten befördern; eine eben solche Wirkung entsteht, wenn infolge einer Saigerung des erstarrenden Eisens sich abweichend zusammengesetzte Verbindungen neben einander ab- lagern. Auf solche Entstehung galvanischer Ströme hat man wohl nicht mit Unrecht theils das oft abweichende Verhalten scheinbar gleicher Eisen- sorten, theils die Thatsache zurückgeführt, dass doch auch an einzelnen Stellen solchen Eisens, welches in kohlensäure- und luftfreiem Wasser aufbewahrt wurde, im Laufe der Zeit mitunter Rostbildung sich zeigt.
Unter den verschiedenen Begleitern des Eisens wirken Silicium und gebundene Kohle entschieden günstig auf Verhinderung der Rost- bildung und die Widerstandsfähigkeit gegen chemische Einflüsse über- haupt. Siliciumreiche Eisensorten sind auch durch starke Säuren oft nicht in Auflösung zu bringen.
Aehnlich wie diese, aber weniger deutlich, scheint Phosphor zu wirken.
Ein Graphitgehalt des Eisens wird, indem er durch mechanische Einlagerung das Gefüge des Eisens auflockert und den Angriff der
1) Dingler's Polyt. Journ., Bd. 196, S. 131.
2) Vergl. Literatur (Mercier).
Das metallurgisch-chemische Verhalten des Eisens und seiner Begleiter.
Bei der gemeinschaftlichen Einwirkung der Kohlensäure und des Wassers auf das Eisen wird durch Zerlegung des Wassers Wasserstoff gebildet, welcher sich mit dem Stickstoff der Luft zu Ammoniak ver- bindet. Schon 1683 wies Claude Bourdelin nach, dass bei der Ein- wirkung lufthaltigen Wassers auf Eisen Ammoniak entstände. 1)
Es ist also das Zusammenwirken dreier Körper, des Wassers, des freien Sauerstoffs und der Kohlensäure erforderlich, um Rostbildung zu veranlassen; da aber alle drei in der atmosphärischen Luft regelmässig neben einander vorkommen, so ist jedem Eisen, welches nicht durch besondere Schutzmittel ihrer Einwirkung entzogen ist, ausreichende Gelegenheit zum Rosten gegeben. Fehlt einer der drei genannten Rost- bildner, so vermögen auch die übrigen beiden nicht mehr einzuwirken. Calvert zeigte, dass auch im feuchten Sauerstoffgase, sofern es frei ist von irgend einer andern Säure, die Neigung des Eisens zum Rosten ganz unbedeutend ist.
Wohl aber kann die Kohlensäure durch andere Säuren, ja auch durch Lösungen gewisser Salze (Chloride des Magnesiums und der Alkalien u. a.) ersetzt werden; und der Vorgang bei der Einwirkung solcher säure- oder salzhaltigen Flüssigkeiten bei Luftzutritt auf das Eisen ist demnach ein dem gewöhnlichen Rosten ganz ähnlicher. Selbst Fette vermögen nur so lange einen Schutz des Eisens gegen das Rosten zu bilden, als sie nicht selbst durch äussere Einwirkungen theilweise in Fettsäuren umgewandelt worden sind. 2)
Die Widerstandsfähigkeit verschiedener Eisensorten gegenüber der Rostbildung wie der Einwirkung von Säuren überhaupt ist, wie die Erfahrung lehrt, ziemlich abweichend. Theils spricht die chemische Zusammensetzung des Eisens hierbei mit; theils auch die Structur und äussere Beschaffenheit desselben. Einzelne mit dem Eisen legirte Körper erschweren das Rosten, andere befördern es. Auch mechanisch ein- gemengte Körperchen, z. B. Schlacke, können, indem sie galvanische Ströme mit dem Eisen erzeugen, das Rosten befördern; eine eben solche Wirkung entsteht, wenn infolge einer Saigerung des erstarrenden Eisens sich abweichend zusammengesetzte Verbindungen neben einander ab- lagern. Auf solche Entstehung galvanischer Ströme hat man wohl nicht mit Unrecht theils das oft abweichende Verhalten scheinbar gleicher Eisen- sorten, theils die Thatsache zurückgeführt, dass doch auch an einzelnen Stellen solchen Eisens, welches in kohlensäure- und luftfreiem Wasser aufbewahrt wurde, im Laufe der Zeit mitunter Rostbildung sich zeigt.
Unter den verschiedenen Begleitern des Eisens wirken Silicium und gebundene Kohle entschieden günstig auf Verhinderung der Rost- bildung und die Widerstandsfähigkeit gegen chemische Einflüsse über- haupt. Siliciumreiche Eisensorten sind auch durch starke Säuren oft nicht in Auflösung zu bringen.
Aehnlich wie diese, aber weniger deutlich, scheint Phosphor zu wirken.
Ein Graphitgehalt des Eisens wird, indem er durch mechanische Einlagerung das Gefüge des Eisens auflockert und den Angriff der
1) Dingler’s Polyt. Journ., Bd. 196, S. 131.
2) Vergl. Literatur (Mercier).
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Das metallurgisch-chemische Verhalten des Eisens und seiner Begleiter.
Bei der gemeinschaftlichen Einwirkung der Kohlensäure und des
Wassers auf das Eisen wird durch Zerlegung des Wassers Wasserstoff
gebildet, welcher sich mit dem Stickstoff der Luft zu Ammoniak ver-
bindet. Schon 1683 wies Claude Bourdelin nach, dass bei der Ein-
wirkung lufthaltigen Wassers auf Eisen Ammoniak entstände. 1)
Es ist also das Zusammenwirken dreier Körper, des Wassers, des
freien Sauerstoffs und der Kohlensäure erforderlich, um Rostbildung zu
veranlassen; da aber alle drei in der atmosphärischen Luft regelmässig
neben einander vorkommen, so ist jedem Eisen, welches nicht durch
besondere Schutzmittel ihrer Einwirkung entzogen ist, ausreichende
Gelegenheit zum Rosten gegeben. Fehlt einer der drei genannten Rost-
bildner, so vermögen auch die übrigen beiden nicht mehr einzuwirken.
Calvert zeigte, dass auch im feuchten Sauerstoffgase, sofern es frei ist
von irgend einer andern Säure, die Neigung des Eisens zum Rosten
ganz unbedeutend ist.
Wohl aber kann die Kohlensäure durch andere Säuren, ja auch
durch Lösungen gewisser Salze (Chloride des Magnesiums und der
Alkalien u. a.) ersetzt werden; und der Vorgang bei der Einwirkung
solcher säure- oder salzhaltigen Flüssigkeiten bei Luftzutritt auf das
Eisen ist demnach ein dem gewöhnlichen Rosten ganz ähnlicher. Selbst
Fette vermögen nur so lange einen Schutz des Eisens gegen das Rosten
zu bilden, als sie nicht selbst durch äussere Einwirkungen theilweise
in Fettsäuren umgewandelt worden sind. 2)
Die Widerstandsfähigkeit verschiedener Eisensorten gegenüber der
Rostbildung wie der Einwirkung von Säuren überhaupt ist, wie die
Erfahrung lehrt, ziemlich abweichend. Theils spricht die chemische
Zusammensetzung des Eisens hierbei mit; theils auch die Structur und
äussere Beschaffenheit desselben. Einzelne mit dem Eisen legirte Körper
erschweren das Rosten, andere befördern es. Auch mechanisch ein-
gemengte Körperchen, z. B. Schlacke, können, indem sie galvanische
Ströme mit dem Eisen erzeugen, das Rosten befördern; eine eben solche
Wirkung entsteht, wenn infolge einer Saigerung des erstarrenden Eisens
sich abweichend zusammengesetzte Verbindungen neben einander ab-
lagern. Auf solche Entstehung galvanischer Ströme hat man wohl nicht
mit Unrecht theils das oft abweichende Verhalten scheinbar gleicher Eisen-
sorten, theils die Thatsache zurückgeführt, dass doch auch an einzelnen
Stellen solchen Eisens, welches in kohlensäure- und luftfreiem Wasser
aufbewahrt wurde, im Laufe der Zeit mitunter Rostbildung sich zeigt.
Unter den verschiedenen Begleitern des Eisens wirken Silicium
und gebundene Kohle entschieden günstig auf Verhinderung der Rost-
bildung und die Widerstandsfähigkeit gegen chemische Einflüsse über-
haupt. Siliciumreiche Eisensorten sind auch durch starke Säuren oft
nicht in Auflösung zu bringen.
Aehnlich wie diese, aber weniger deutlich, scheint Phosphor zu
wirken.
Ein Graphitgehalt des Eisens wird, indem er durch mechanische
Einlagerung das Gefüge des Eisens auflockert und den Angriff der
1) Dingler’s Polyt. Journ., Bd. 196, S. 131.
2) Vergl. Literatur (Mercier).
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/324>, abgerufen am 05.12.2024.
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