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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Der Hochofen.
Einwirkungen auf den Schmelzgang hervorgerufen. Bei engem Durch-
messer und grosser Höhe sind die Widerstände, welche die Gichten
bei ihrem Niedergange und die Gase bei ihrem Aufsteigen finden,
beträchtlicher; eine höhere Windspannung ist erforderlich, um die
gleiche Menge Wind als bei einem niedrigeren Ofen einzuführen, und
diese stärkere Windspannung kann nur durch vermehrte Arbeitsleistung
der Betriebsmaschine hervorgebracht werden.

Je weiter aber der Ofen im Durchmesser ist, desto ungleichmässiger
werden in einem und demselben Ofenquerschnitte die Gase und die
festen Körper vertheilt sein, desto stärker wird jenes oben erwähnte
Voreilen der specifisch schwereren Bestandtheile der Schmelzsäule ein-
treten, desto weniger werden die in der Achsengegend des Ofens sich
anhäufenden Erze von den Gasen erreicht werden und eine desto
grössere Menge derselben wird unvollständig reducirt in den Schmelz-
raum gelangen.

Auf Erfahrungsresultaten fussend pflegt man daher das Verhältniss
der Höhe zum Kohlensackdurchmesser selten kleiner als 3 und selten
grösser als 4 zu nehmen; bei den meisten Oefen beträgt dasselbe
3.2--3.6. Für den Brennstoffverbrauch ist eine schlanke Form des Hoch-
ofenprofils (grosse Höhe bei geringem Durchmesser) eher günstig als
nachtheilig; bei Hochöfen, in welchen ausschliesslich Weisseisen dar-
gestellt werden soll, sind grosse Durchmesser weniger nachtheilig als
bei solchen für Graueisendarstellung. (Vergl. die unten gegebenen Bei-
spiele verschiedener Hochofenprofile.)

Gichtdurchmesser. Der Einflüsse, welche durch eine zu enge wie
durch eine zu weite Gicht auf den Schmelzgang ausgeübt werden, ist
bereits oben (S. 334) gedacht worden. Theoretisch sollte der Gicht-
durchmesser abhängig sein von der Menge der in gewisser Zeit aus-
strömenden Gase, damit nicht durch allzu engen Ausflussquerschnitt
die Gasspannung im Ofen unnöthig erhöht werde. Es würde hier-
bei ebensowohl die Menge des in der Zeiteinheit vergasten Brenn-
stoffs als die Menge der Wasserdämpfe und Gase, welche durch Zer-
setzung der Hydrate und Carbonate in der Beschickung gebildet werden,
in Betracht kommen; auch die Temperatur der entweichenden Gase
müsste berücksichtigt werden. Da es unmöglich ist, alle diese Um-
stände von vorn herein mit ausreichender Sicherheit zu bemessen, fusst
man auf praktisch erlangten Erfahrungen. In den zahlreicheren Fällen
haben weitere Gichten günstigere Ergebnisse geliefert als enge, ins-
besondere ist die Leistung der Oefen aus den schon besprochenen
Gründen beträchtlicher; andererseits ist eine allmähliche Verengung des
Ofens vom Kohlensack aufwärts, durch welche das sogenannte "Auf-
hängen" der Gichten erschwert wird, für einen gleichmässigen Schmelz-
gang von Nutzen. Auch der ebenfalls schon erwähnte Umstand, dass
mit dem Gichtendurchmesser die Schwierigkeit einer regelrechten Auf-
gichtung wächst, kommt in Betracht. Besonders aus letzterem Grunde
geht man selten über 4 m Gichtdurchmesser hinaus, sofern nicht etwa
die Mitte der Gicht durch ein in dieselbe eingehängtes Gasentziehungs-
rohr (vergl. unten Gasfänge) eingenommen ist, um welches herum das
Aufgichten stattfinden muss; in diesem Falle sind allerdings Gicht-
durchmesser von 5 m und darüber nicht selten.

Der Hochofen.
Einwirkungen auf den Schmelzgang hervorgerufen. Bei engem Durch-
messer und grosser Höhe sind die Widerstände, welche die Gichten
bei ihrem Niedergange und die Gase bei ihrem Aufsteigen finden,
beträchtlicher; eine höhere Windspannung ist erforderlich, um die
gleiche Menge Wind als bei einem niedrigeren Ofen einzuführen, und
diese stärkere Windspannung kann nur durch vermehrte Arbeitsleistung
der Betriebsmaschine hervorgebracht werden.

Je weiter aber der Ofen im Durchmesser ist, desto ungleichmässiger
werden in einem und demselben Ofenquerschnitte die Gase und die
festen Körper vertheilt sein, desto stärker wird jenes oben erwähnte
Voreilen der specifisch schwereren Bestandtheile der Schmelzsäule ein-
treten, desto weniger werden die in der Achsengegend des Ofens sich
anhäufenden Erze von den Gasen erreicht werden und eine desto
grössere Menge derselben wird unvollständig reducirt in den Schmelz-
raum gelangen.

Auf Erfahrungsresultaten fussend pflegt man daher das Verhältniss
der Höhe zum Kohlensackdurchmesser selten kleiner als 3 und selten
grösser als 4 zu nehmen; bei den meisten Oefen beträgt dasselbe
3.2—3.6. Für den Brennstoffverbrauch ist eine schlanke Form des Hoch-
ofenprofils (grosse Höhe bei geringem Durchmesser) eher günstig als
nachtheilig; bei Hochöfen, in welchen ausschliesslich Weisseisen dar-
gestellt werden soll, sind grosse Durchmesser weniger nachtheilig als
bei solchen für Graueisendarstellung. (Vergl. die unten gegebenen Bei-
spiele verschiedener Hochofenprofile.)

Gichtdurchmesser. Der Einflüsse, welche durch eine zu enge wie
durch eine zu weite Gicht auf den Schmelzgang ausgeübt werden, ist
bereits oben (S. 334) gedacht worden. Theoretisch sollte der Gicht-
durchmesser abhängig sein von der Menge der in gewisser Zeit aus-
strömenden Gase, damit nicht durch allzu engen Ausflussquerschnitt
die Gasspannung im Ofen unnöthig erhöht werde. Es würde hier-
bei ebensowohl die Menge des in der Zeiteinheit vergasten Brenn-
stoffs als die Menge der Wasserdämpfe und Gase, welche durch Zer-
setzung der Hydrate und Carbonate in der Beschickung gebildet werden,
in Betracht kommen; auch die Temperatur der entweichenden Gase
müsste berücksichtigt werden. Da es unmöglich ist, alle diese Um-
stände von vorn herein mit ausreichender Sicherheit zu bemessen, fusst
man auf praktisch erlangten Erfahrungen. In den zahlreicheren Fällen
haben weitere Gichten günstigere Ergebnisse geliefert als enge, ins-
besondere ist die Leistung der Oefen aus den schon besprochenen
Gründen beträchtlicher; andererseits ist eine allmähliche Verengung des
Ofens vom Kohlensack aufwärts, durch welche das sogenannte „Auf-
hängen“ der Gichten erschwert wird, für einen gleichmässigen Schmelz-
gang von Nutzen. Auch der ebenfalls schon erwähnte Umstand, dass
mit dem Gichtendurchmesser die Schwierigkeit einer regelrechten Auf-
gichtung wächst, kommt in Betracht. Besonders aus letzterem Grunde
geht man selten über 4 m Gichtdurchmesser hinaus, sofern nicht etwa
die Mitte der Gicht durch ein in dieselbe eingehängtes Gasentziehungs-
rohr (vergl. unten Gasfänge) eingenommen ist, um welches herum das
Aufgichten stattfinden muss; in diesem Falle sind allerdings Gicht-
durchmesser von 5 m und darüber nicht selten.

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[334/0380] Der Hochofen. Einwirkungen auf den Schmelzgang hervorgerufen. Bei engem Durch- messer und grosser Höhe sind die Widerstände, welche die Gichten bei ihrem Niedergange und die Gase bei ihrem Aufsteigen finden, beträchtlicher; eine höhere Windspannung ist erforderlich, um die gleiche Menge Wind als bei einem niedrigeren Ofen einzuführen, und diese stärkere Windspannung kann nur durch vermehrte Arbeitsleistung der Betriebsmaschine hervorgebracht werden. Je weiter aber der Ofen im Durchmesser ist, desto ungleichmässiger werden in einem und demselben Ofenquerschnitte die Gase und die festen Körper vertheilt sein, desto stärker wird jenes oben erwähnte Voreilen der specifisch schwereren Bestandtheile der Schmelzsäule ein- treten, desto weniger werden die in der Achsengegend des Ofens sich anhäufenden Erze von den Gasen erreicht werden und eine desto grössere Menge derselben wird unvollständig reducirt in den Schmelz- raum gelangen. Auf Erfahrungsresultaten fussend pflegt man daher das Verhältniss der Höhe zum Kohlensackdurchmesser selten kleiner als 3 und selten grösser als 4 zu nehmen; bei den meisten Oefen beträgt dasselbe 3.2—3.6. Für den Brennstoffverbrauch ist eine schlanke Form des Hoch- ofenprofils (grosse Höhe bei geringem Durchmesser) eher günstig als nachtheilig; bei Hochöfen, in welchen ausschliesslich Weisseisen dar- gestellt werden soll, sind grosse Durchmesser weniger nachtheilig als bei solchen für Graueisendarstellung. (Vergl. die unten gegebenen Bei- spiele verschiedener Hochofenprofile.) Gichtdurchmesser. Der Einflüsse, welche durch eine zu enge wie durch eine zu weite Gicht auf den Schmelzgang ausgeübt werden, ist bereits oben (S. 334) gedacht worden. Theoretisch sollte der Gicht- durchmesser abhängig sein von der Menge der in gewisser Zeit aus- strömenden Gase, damit nicht durch allzu engen Ausflussquerschnitt die Gasspannung im Ofen unnöthig erhöht werde. Es würde hier- bei ebensowohl die Menge des in der Zeiteinheit vergasten Brenn- stoffs als die Menge der Wasserdämpfe und Gase, welche durch Zer- setzung der Hydrate und Carbonate in der Beschickung gebildet werden, in Betracht kommen; auch die Temperatur der entweichenden Gase müsste berücksichtigt werden. Da es unmöglich ist, alle diese Um- stände von vorn herein mit ausreichender Sicherheit zu bemessen, fusst man auf praktisch erlangten Erfahrungen. In den zahlreicheren Fällen haben weitere Gichten günstigere Ergebnisse geliefert als enge, ins- besondere ist die Leistung der Oefen aus den schon besprochenen Gründen beträchtlicher; andererseits ist eine allmähliche Verengung des Ofens vom Kohlensack aufwärts, durch welche das sogenannte „Auf- hängen“ der Gichten erschwert wird, für einen gleichmässigen Schmelz- gang von Nutzen. Auch der ebenfalls schon erwähnte Umstand, dass mit dem Gichtendurchmesser die Schwierigkeit einer regelrechten Auf- gichtung wächst, kommt in Betracht. Besonders aus letzterem Grunde geht man selten über 4 m Gichtdurchmesser hinaus, sofern nicht etwa die Mitte der Gicht durch ein in dieselbe eingehängtes Gasentziehungs- rohr (vergl. unten Gasfänge) eingenommen ist, um welches herum das Aufgichten stattfinden muss; in diesem Falle sind allerdings Gicht- durchmesser von 5 m und darüber nicht selten.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/380>, abgerufen am 05.12.2024.