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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Form und der Bau des Hochofens. Massezustellung.
tritt, um auf der schon erwähnten Schlackentrift hinab zu fliessen. An
der entgegengesetzten Seite befindet sich das Stichloch d.

Die Breite der Brustöffnung ist bei kleinen Oefen gleich dem
Durchmesser des Gestelles. Hat das letztere, wie bei älteren Holz-
kohlenhochöfen, quadratischen Querschnitt, so werden durch diese Ein-
richtung allerdings, wie schon erwähnt wurde, die Windformen, an
denen vorzugsweise sich erstarrte Massen anzusetzen pflegen, sehr leicht
von aussen her erreichbar. Bei grossen Oefen mit weiten Gestellen
würde jedoch eine dem Durchmesser gleiche Breite der Brustöffnung
mancherlei Unzuträglichkeiten mit sich führen. Man pflegt deshalb in
diesen Fällen jener Oeffnung eine Breite von nicht über 1 m zu geben,
zumal da bei diesen grossen Oefen, welche mit hocherhitztem Winde
betrieben zu werden pflegen, jener ursprüngliche Zweck der Einrichtung
einer offenen Brust, die Ermöglichung des Losbrechens erstarrter Massen
in der Formgegend, eine geringere Bedeutung besitzt, als es früher
beim Betriebe mit kaltem Winde und zäher Schlacke der Fall war.

Den Tümpel e Fig. 93 mauert man bei Benutzung von Chamotte-
steinen aus einzelnen Keilstücken als sogenannten scheitrechten Bogen
und giebt zu diesem Zwecke den als Widerlager dienenden Seitenwänden
der Brustöffnung eine entsprechende Abschrägung. Die Höhe jener
Oeffnung des Gestelles, in welche der Tümpel eingesetzt wird, pflegt
man etwas beträchtlicher zu nehmen als gerade für den Tümpel allein
erforderlich sein würde, und dann den oberen Theil derselben durch
eingesetzte Steine f f zu schliessen. Das Tümpeleisen g Fig. 94, welches
die untere und gewöhnlich auch die Vorderseite des Tümpels vor Be-
schädigungen zu schützen bestimmt ist, wird unten 1) eingehendere
Besprechung finden (in Fig. 93 ist das Tümpeleisen weggenommen
gedacht).

Von der gegenseitigen Stellung des Wallsteines, Tümpels und der
Windformen war bereits auf S. 328 die Rede.


Die Anordnung der Raststeine ist aus den bereits gegebenen
Abbildungen (Fig. 83, 84, 94) erkennbar. Sie bestehen aus einzelnen
Segmentstücken, welche äusserlich in Rücksicht auf die erforderliche
Verankerung durch Cylinderflächen begrenzt sind.

Gewöhnlich lässt man die oberste Schicht der Raststeine, wie bei
Fig. 83 und 84, keilartig auslaufen. Eine andere Anordnung, vornehm-
lich zu dem Zwecke, die hierbei entstehende scharfe Kante der oberen
Raststeine zu vermeiden, zeigt Fig. 94. Die bei h h gebliebene Fuge
schliesst sich beim Anheizen des Ofens infolge des Wachsens des Ge-
stelles von selbst.


Die Einrichtung einer Massezustellung ist aus Fig. 79 auf
S. 340 zu ersehen; und die Herstellung derselben ist bereits auf S. 134
kurz erwähnt worden.

Man benutzt für die Massezustellung der Hochöfen so viel als
thunlich die alte Masse, welche nach dem Ausblasen des Hochofens

1) Vergl.: Die Kühlungen.
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Die Form und der Bau des Hochofens. Massezustellung.
tritt, um auf der schon erwähnten Schlackentrift hinab zu fliessen. An
der entgegengesetzten Seite befindet sich das Stichloch d.

Die Breite der Brustöffnung ist bei kleinen Oefen gleich dem
Durchmesser des Gestelles. Hat das letztere, wie bei älteren Holz-
kohlenhochöfen, quadratischen Querschnitt, so werden durch diese Ein-
richtung allerdings, wie schon erwähnt wurde, die Windformen, an
denen vorzugsweise sich erstarrte Massen anzusetzen pflegen, sehr leicht
von aussen her erreichbar. Bei grossen Oefen mit weiten Gestellen
würde jedoch eine dem Durchmesser gleiche Breite der Brustöffnung
mancherlei Unzuträglichkeiten mit sich führen. Man pflegt deshalb in
diesen Fällen jener Oeffnung eine Breite von nicht über 1 m zu geben,
zumal da bei diesen grossen Oefen, welche mit hocherhitztem Winde
betrieben zu werden pflegen, jener ursprüngliche Zweck der Einrichtung
einer offenen Brust, die Ermöglichung des Losbrechens erstarrter Massen
in der Formgegend, eine geringere Bedeutung besitzt, als es früher
beim Betriebe mit kaltem Winde und zäher Schlacke der Fall war.

Den Tümpel e Fig. 93 mauert man bei Benutzung von Chamotte-
steinen aus einzelnen Keilstücken als sogenannten scheitrechten Bogen
und giebt zu diesem Zwecke den als Widerlager dienenden Seitenwänden
der Brustöffnung eine entsprechende Abschrägung. Die Höhe jener
Oeffnung des Gestelles, in welche der Tümpel eingesetzt wird, pflegt
man etwas beträchtlicher zu nehmen als gerade für den Tümpel allein
erforderlich sein würde, und dann den oberen Theil derselben durch
eingesetzte Steine f f zu schliessen. Das Tümpeleisen g Fig. 94, welches
die untere und gewöhnlich auch die Vorderseite des Tümpels vor Be-
schädigungen zu schützen bestimmt ist, wird unten 1) eingehendere
Besprechung finden (in Fig. 93 ist das Tümpeleisen weggenommen
gedacht).

Von der gegenseitigen Stellung des Wallsteines, Tümpels und der
Windformen war bereits auf S. 328 die Rede.


Die Anordnung der Raststeine ist aus den bereits gegebenen
Abbildungen (Fig. 83, 84, 94) erkennbar. Sie bestehen aus einzelnen
Segmentstücken, welche äusserlich in Rücksicht auf die erforderliche
Verankerung durch Cylinderflächen begrenzt sind.

Gewöhnlich lässt man die oberste Schicht der Raststeine, wie bei
Fig. 83 und 84, keilartig auslaufen. Eine andere Anordnung, vornehm-
lich zu dem Zwecke, die hierbei entstehende scharfe Kante der oberen
Raststeine zu vermeiden, zeigt Fig. 94. Die bei h h gebliebene Fuge
schliesst sich beim Anheizen des Ofens infolge des Wachsens des Ge-
stelles von selbst.


Die Einrichtung einer Massezustellung ist aus Fig. 79 auf
S. 340 zu ersehen; und die Herstellung derselben ist bereits auf S. 134
kurz erwähnt worden.

Man benutzt für die Massezustellung der Hochöfen so viel als
thunlich die alte Masse, welche nach dem Ausblasen des Hochofens

1) Vergl.: Die Kühlungen.
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[355/0409] Die Form und der Bau des Hochofens. Massezustellung. tritt, um auf der schon erwähnten Schlackentrift hinab zu fliessen. An der entgegengesetzten Seite befindet sich das Stichloch d. Die Breite der Brustöffnung ist bei kleinen Oefen gleich dem Durchmesser des Gestelles. Hat das letztere, wie bei älteren Holz- kohlenhochöfen, quadratischen Querschnitt, so werden durch diese Ein- richtung allerdings, wie schon erwähnt wurde, die Windformen, an denen vorzugsweise sich erstarrte Massen anzusetzen pflegen, sehr leicht von aussen her erreichbar. Bei grossen Oefen mit weiten Gestellen würde jedoch eine dem Durchmesser gleiche Breite der Brustöffnung mancherlei Unzuträglichkeiten mit sich führen. Man pflegt deshalb in diesen Fällen jener Oeffnung eine Breite von nicht über 1 m zu geben, zumal da bei diesen grossen Oefen, welche mit hocherhitztem Winde betrieben zu werden pflegen, jener ursprüngliche Zweck der Einrichtung einer offenen Brust, die Ermöglichung des Losbrechens erstarrter Massen in der Formgegend, eine geringere Bedeutung besitzt, als es früher beim Betriebe mit kaltem Winde und zäher Schlacke der Fall war. Den Tümpel e Fig. 93 mauert man bei Benutzung von Chamotte- steinen aus einzelnen Keilstücken als sogenannten scheitrechten Bogen und giebt zu diesem Zwecke den als Widerlager dienenden Seitenwänden der Brustöffnung eine entsprechende Abschrägung. Die Höhe jener Oeffnung des Gestelles, in welche der Tümpel eingesetzt wird, pflegt man etwas beträchtlicher zu nehmen als gerade für den Tümpel allein erforderlich sein würde, und dann den oberen Theil derselben durch eingesetzte Steine f f zu schliessen. Das Tümpeleisen g Fig. 94, welches die untere und gewöhnlich auch die Vorderseite des Tümpels vor Be- schädigungen zu schützen bestimmt ist, wird unten 1) eingehendere Besprechung finden (in Fig. 93 ist das Tümpeleisen weggenommen gedacht). Von der gegenseitigen Stellung des Wallsteines, Tümpels und der Windformen war bereits auf S. 328 die Rede. Die Anordnung der Raststeine ist aus den bereits gegebenen Abbildungen (Fig. 83, 84, 94) erkennbar. Sie bestehen aus einzelnen Segmentstücken, welche äusserlich in Rücksicht auf die erforderliche Verankerung durch Cylinderflächen begrenzt sind. Gewöhnlich lässt man die oberste Schicht der Raststeine, wie bei Fig. 83 und 84, keilartig auslaufen. Eine andere Anordnung, vornehm- lich zu dem Zwecke, die hierbei entstehende scharfe Kante der oberen Raststeine zu vermeiden, zeigt Fig. 94. Die bei h h gebliebene Fuge schliesst sich beim Anheizen des Ofens infolge des Wachsens des Ge- stelles von selbst. Die Einrichtung einer Massezustellung ist aus Fig. 79 auf S. 340 zu ersehen; und die Herstellung derselben ist bereits auf S. 134 kurz erwähnt worden. Man benutzt für die Massezustellung der Hochöfen so viel als thunlich die alte Masse, welche nach dem Ausblasen des Hochofens 1) Vergl.: Die Kühlungen. 23*

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/409>, abgerufen am 05.12.2024.