fremden Sauerstoff oxydirt; ja, durch die Anwesenheit gewisser Körper wird es schon bei noch niedrigerer Temperatur -- zwischen 300 und 400° -- zum Zerfallen gebracht, indem Kohlensäure und fester Kohlenstoff entstehen:
[Formel 1]
, ein Vorgang, welcher später (diese Abtheilung, VII) ausführlichere Be- sprechung finden wird. Die aus der Oxydation des Kohlenoxydes hervorgehende Kohlensäure aber zeigt um so geringere Beständigkeit, je höher die Temperatur steigt. Sie beginnt schon bei ca. 1200°C. in Kohlenoxyd und Sauerstoff zu zerfallen und kann bei 2000°C. über- haupt nicht mehr bestehen. Es folgt hieraus von selbst, dass eine Ver- brennung des Kohlenoxydes zu Kohlensäure immer schwieriger wird, sobald jene Temperaturgrenze überschritten ist, und es ist leicht erklärlich, dass, wie die Erfahrung lehrt, die Kohlensäure in höheren Temperaturen kräftig oxydirend auf andere Körper einwirkt, deren Verwandtschaft zum Sauerstoffe in jenen Temperaturen höher als die des Kohlenoxydes ist. Eben deshalb verliert aber das Kohlenoxyd um so mehr an redu- cirender Kraft, je höher die Temperatur über eine gewisse Grenze hinaus steigt, welche durch die Oxydationsfähigkeit des zu reducirenden Körpers in höheren Temperaturen gegeben ist; und ein und dasselbe Gemisch von Kohlensäure und Kohlenoxyd (welches stets entsteht, sobald ein kohlenoxydhaltiger Gasstrom Reduction ausübt) kann in niedrigeren Temperaturen reducirend, in höheren Temperaturen oxydirend auf den nämlichen Körper einwirken. Nach Versuchen von L. Bell verhält sich ein Gemisch beider Gase gegenüber metallischem Eisen neutral, d. h. es wirkt weder reducirend noch oxydirend, wenn es
in Weissgluth . . 90 Vol. Kohlenoxyd neben 10 Vol. Kohlensäure
" heller Rothgluth 68 " " " 32 " "
" dunkler " 40 " " " 60 " "
enthält.
Durch den gasförmigen Zustand des Kohlenoxydes wird seine Be- rührung mit zu reducirenden festen Körpern erleichtert; es umhüllt dieselben, dringt in die Poren derselben ein u. s. w. Zwischen einem festen Körper und Kohle dagegen ist die gegenseitige Berührung um so unvollkommener, je grobstückiger beide sind; sie wird vergrössert, wenn Schmelzung des ersteren eintritt.
Alle diese Unterschiede in dem Verhalten der Kohle und des Kohlenoxydes liefern eine genügende Erklärung für die Thatsache, dass für Reductionsprocesse, welche in niedrigeren Tempe- raturen ausführbar sind, Kohlenoxyd das geeignetere Reductionsmittel ist, während Kohle als Reductionsmittel um so werthvoller wird, je höher die Temperatur steigt, und in den höchsten Temperaturen unserer Oefen einzig und allein zur Reduction benutzbar bleibt. Metalle, deren Oxyde durch Kohlenoxyd reducirbar sind, nennen wir leicht redu- cirbar, solche, die nur noch durch Kohle in Weissgluth reducirt werden können, schwer reducirbar.
Aus jener oxydirenden Wirkung der Kohlensäure in höheren Temperaturen erklärt sich dann auch leicht die bekannte Erscheinung,
Verbrennung und Reduction.
fremden Sauerstoff oxydirt; ja, durch die Anwesenheit gewisser Körper wird es schon bei noch niedrigerer Temperatur — zwischen 300 und 400° — zum Zerfallen gebracht, indem Kohlensäure und fester Kohlenstoff entstehen:
[Formel 1]
, ein Vorgang, welcher später (diese Abtheilung, VII) ausführlichere Be- sprechung finden wird. Die aus der Oxydation des Kohlenoxydes hervorgehende Kohlensäure aber zeigt um so geringere Beständigkeit, je höher die Temperatur steigt. Sie beginnt schon bei ca. 1200°C. in Kohlenoxyd und Sauerstoff zu zerfallen und kann bei 2000°C. über- haupt nicht mehr bestehen. Es folgt hieraus von selbst, dass eine Ver- brennung des Kohlenoxydes zu Kohlensäure immer schwieriger wird, sobald jene Temperaturgrenze überschritten ist, und es ist leicht erklärlich, dass, wie die Erfahrung lehrt, die Kohlensäure in höheren Temperaturen kräftig oxydirend auf andere Körper einwirkt, deren Verwandtschaft zum Sauerstoffe in jenen Temperaturen höher als die des Kohlenoxydes ist. Eben deshalb verliert aber das Kohlenoxyd um so mehr an redu- cirender Kraft, je höher die Temperatur über eine gewisse Grenze hinaus steigt, welche durch die Oxydationsfähigkeit des zu reducirenden Körpers in höheren Temperaturen gegeben ist; und ein und dasselbe Gemisch von Kohlensäure und Kohlenoxyd (welches stets entsteht, sobald ein kohlenoxydhaltiger Gasstrom Reduction ausübt) kann in niedrigeren Temperaturen reducirend, in höheren Temperaturen oxydirend auf den nämlichen Körper einwirken. Nach Versuchen von L. Bell verhält sich ein Gemisch beider Gase gegenüber metallischem Eisen neutral, d. h. es wirkt weder reducirend noch oxydirend, wenn es
in Weissgluth . . 90 Vol. Kohlenoxyd neben 10 Vol. Kohlensäure
„ heller Rothgluth 68 „ „ „ 32 „ „
„ dunkler „ 40 „ „ „ 60 „ „
enthält.
Durch den gasförmigen Zustand des Kohlenoxydes wird seine Be- rührung mit zu reducirenden festen Körpern erleichtert; es umhüllt dieselben, dringt in die Poren derselben ein u. s. w. Zwischen einem festen Körper und Kohle dagegen ist die gegenseitige Berührung um so unvollkommener, je grobstückiger beide sind; sie wird vergrössert, wenn Schmelzung des ersteren eintritt.
Alle diese Unterschiede in dem Verhalten der Kohle und des Kohlenoxydes liefern eine genügende Erklärung für die Thatsache, dass für Reductionsprocesse, welche in niedrigeren Tempe- raturen ausführbar sind, Kohlenoxyd das geeignetere Reductionsmittel ist, während Kohle als Reductionsmittel um so werthvoller wird, je höher die Temperatur steigt, und in den höchsten Temperaturen unserer Oefen einzig und allein zur Reduction benutzbar bleibt. Metalle, deren Oxyde durch Kohlenoxyd reducirbar sind, nennen wir leicht redu- cirbar, solche, die nur noch durch Kohle in Weissgluth reducirt werden können, schwer reducirbar.
Aus jener oxydirenden Wirkung der Kohlensäure in höheren Temperaturen erklärt sich dann auch leicht die bekannte Erscheinung,
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[13/0041]
Verbrennung und Reduction.
fremden Sauerstoff oxydirt; ja, durch die Anwesenheit gewisser Körper
wird es schon bei noch niedrigerer Temperatur — zwischen 300 und
400° — zum Zerfallen gebracht, indem Kohlensäure und fester Kohlenstoff
entstehen:
[FORMEL],
ein Vorgang, welcher später (diese Abtheilung, VII) ausführlichere Be-
sprechung finden wird. Die aus der Oxydation des Kohlenoxydes
hervorgehende Kohlensäure aber zeigt um so geringere Beständigkeit,
je höher die Temperatur steigt. Sie beginnt schon bei ca. 1200°C. in
Kohlenoxyd und Sauerstoff zu zerfallen und kann bei 2000°C. über-
haupt nicht mehr bestehen. Es folgt hieraus von selbst, dass eine Ver-
brennung des Kohlenoxydes zu Kohlensäure immer schwieriger wird,
sobald jene Temperaturgrenze überschritten ist, und es ist leicht erklärlich,
dass, wie die Erfahrung lehrt, die Kohlensäure in höheren Temperaturen
kräftig oxydirend auf andere Körper einwirkt, deren Verwandtschaft
zum Sauerstoffe in jenen Temperaturen höher als die des Kohlenoxydes
ist. Eben deshalb verliert aber das Kohlenoxyd um so mehr an redu-
cirender Kraft, je höher die Temperatur über eine gewisse Grenze hinaus
steigt, welche durch die Oxydationsfähigkeit des zu reducirenden Körpers
in höheren Temperaturen gegeben ist; und ein und dasselbe Gemisch
von Kohlensäure und Kohlenoxyd (welches stets entsteht, sobald ein
kohlenoxydhaltiger Gasstrom Reduction ausübt) kann in niedrigeren
Temperaturen reducirend, in höheren Temperaturen oxydirend auf den
nämlichen Körper einwirken. Nach Versuchen von L. Bell verhält
sich ein Gemisch beider Gase gegenüber metallischem Eisen neutral,
d. h. es wirkt weder reducirend noch oxydirend, wenn es
in Weissgluth . . 90 Vol. Kohlenoxyd neben 10 Vol. Kohlensäure
„ heller Rothgluth 68 „ „ „ 32 „ „
„ dunkler „ 40 „ „ „ 60 „ „
enthält.
Durch den gasförmigen Zustand des Kohlenoxydes wird seine Be-
rührung mit zu reducirenden festen Körpern erleichtert; es umhüllt
dieselben, dringt in die Poren derselben ein u. s. w. Zwischen einem
festen Körper und Kohle dagegen ist die gegenseitige Berührung um
so unvollkommener, je grobstückiger beide sind; sie wird vergrössert,
wenn Schmelzung des ersteren eintritt.
Alle diese Unterschiede in dem Verhalten der Kohle und des
Kohlenoxydes liefern eine genügende Erklärung für die Thatsache, dass
für Reductionsprocesse, welche in niedrigeren Tempe-
raturen ausführbar sind, Kohlenoxyd das geeignetere
Reductionsmittel ist, während Kohle als Reductionsmittel
um so werthvoller wird, je höher die Temperatur steigt,
und in den höchsten Temperaturen unserer Oefen einzig
und allein zur Reduction benutzbar bleibt. Metalle, deren
Oxyde durch Kohlenoxyd reducirbar sind, nennen wir leicht redu-
cirbar, solche, die nur noch durch Kohle in Weissgluth reducirt
werden können, schwer reducirbar.
Aus jener oxydirenden Wirkung der Kohlensäure in höheren
Temperaturen erklärt sich dann auch leicht die bekannte Erscheinung,
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/41>, abgerufen am 26.11.2024.
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