Ueber Verbrennung, Reduction, Wärmeerzeugung und Wärmeabgabe.
meistens -- bei den Brennstoffen im engeren Sinne regelmässig -- gasförmig. Verschiedene Umstände können die Wärmeabgabe beein- flussen. Sie wird begünstigt:
1. Durch grosse Temperaturdifferenz der wärmeabgebenden und wärmeaufnehmenden Körper; also allgemein durch eine hohe Temperatur der ersteren. Bezeichnet t die Temperaturdifferenz, so steigert sich nach Versuchen von Dulong und Petit bei der Zunahme derselben die Geschwindigkeit der Wärmeabgabe in dem Verhältnisse t 1·232. Es folgt hieraus, dass alle jene besprochenen Mittel, welche die Erzielung hoher Verbrennungstemperaturen bewirken, auch die Wärmeabgabe begünstigen.
2. Durch längere Zeitdauer der Einwirkung. Dieser Satz bedarf keines Beweises, erklärt aber mancherlei Vorkommnisse der Praxis. Je länger die Verbrennungsgase innerhalb eines Ofens mit den zu erhitzenden Körpern in Berührung bleiben, desto mehr Wärme können sie an diese abgeben, desto abgekühlter verlassen sie selbst den Ofen.
3. Durch grosse Berührungsfläche zwischen den wärmeabgebenden und wärmeaufnehmenden Körpern.
4. Durch ein grosses Wärmeleitungsvermögen der zu erwärmenden Körper, welche die Wärme zunächst an ihrer Aussenfläche aufnehmen und dann nach den inneren Theilen hin fortpflanzen.
5. Durch grosse specifische Wärme der wärmeaufnehmenden Körper. Sie nehmen um so grössere Wärmemengen auf und werden um so langsamer erwärmt werden, entziehen also den Verbrennungserzeugnissen um so grössere Wärmemengen, je grösser ihre specifische Wärme ist.
6. Durch entgegengesetzte Bewegung der zu erwärmenden und der wärmeabgebenden Körper. Dieser unter dem Namen Gegenstrom- princip bekannte Lehrsatz ist von grösster Bedeutung für die Wärme- abgabe bei irgend einem Processe. Man erreicht bei diesem Vorgange nicht allein eine längere gegenseitige Einwirkung, sondern, was noch wichtiger ist, man bewirkt, dass die Temperaturdifferenzen zwischen beiden Körpern weniger rasch als im andern Falle ausgeglichen werden. Denkt man sich an dem einen Ende eines geschlossenen Apparates (Ofens) die heissen Verbrennungsgase eintreten und den am entgegen- gesetzten Ende eintretenden, zu erwärmenden Körpern entgegenrücken, so werden sie auf ihrem Wege ununterbrochen Wärme an diese abgeben können und bei ausreichend langer Einwirkung den Ofen im fast, d. h. auf die Anfangstemperatur des zu erwärmenden Körpers, abgekühlten Zu- stande verlassen können; treten aber beide an derselben Stelle ein und bewegen sich in gleicher Richtung oder verharrt der zu erwärmende Körper in Ruhe, so können die wärmeabgebenden Körper natürlicher- weise stets nur auf diejenige Temperatur abgekühlt werden, welche bei der gegenseitigen Einwirkung jener Körper selbst annimmt, die Er- hitzung dieses letzteren (welche im ersteren Falle bis fast auf die Anfangs- temperatur der wärmeabgebenden Körper gesteigert werden kann) ist geringer, die Wärmeausnutzung erheblich ungünstiger.
Ueber Verbrennung, Reduction, Wärmeerzeugung und Wärmeabgabe.
meistens — bei den Brennstoffen im engeren Sinne regelmässig — gasförmig. Verschiedene Umstände können die Wärmeabgabe beein- flussen. Sie wird begünstigt:
1. Durch grosse Temperaturdifferenz der wärmeabgebenden und wärmeaufnehmenden Körper; also allgemein durch eine hohe Temperatur der ersteren. Bezeichnet t die Temperaturdifferenz, so steigert sich nach Versuchen von Dulong und Petit bei der Zunahme derselben die Geschwindigkeit der Wärmeabgabe in dem Verhältnisse t 1·232. Es folgt hieraus, dass alle jene besprochenen Mittel, welche die Erzielung hoher Verbrennungstemperaturen bewirken, auch die Wärmeabgabe begünstigen.
2. Durch längere Zeitdauer der Einwirkung. Dieser Satz bedarf keines Beweises, erklärt aber mancherlei Vorkommnisse der Praxis. Je länger die Verbrennungsgase innerhalb eines Ofens mit den zu erhitzenden Körpern in Berührung bleiben, desto mehr Wärme können sie an diese abgeben, desto abgekühlter verlassen sie selbst den Ofen.
3. Durch grosse Berührungsfläche zwischen den wärmeabgebenden und wärmeaufnehmenden Körpern.
4. Durch ein grosses Wärmeleitungsvermögen der zu erwärmenden Körper, welche die Wärme zunächst an ihrer Aussenfläche aufnehmen und dann nach den inneren Theilen hin fortpflanzen.
5. Durch grosse specifische Wärme der wärmeaufnehmenden Körper. Sie nehmen um so grössere Wärmemengen auf und werden um so langsamer erwärmt werden, entziehen also den Verbrennungserzeugnissen um so grössere Wärmemengen, je grösser ihre specifische Wärme ist.
6. Durch entgegengesetzte Bewegung der zu erwärmenden und der wärmeabgebenden Körper. Dieser unter dem Namen Gegenstrom- princip bekannte Lehrsatz ist von grösster Bedeutung für die Wärme- abgabe bei irgend einem Processe. Man erreicht bei diesem Vorgange nicht allein eine längere gegenseitige Einwirkung, sondern, was noch wichtiger ist, man bewirkt, dass die Temperaturdifferenzen zwischen beiden Körpern weniger rasch als im andern Falle ausgeglichen werden. Denkt man sich an dem einen Ende eines geschlossenen Apparates (Ofens) die heissen Verbrennungsgase eintreten und den am entgegen- gesetzten Ende eintretenden, zu erwärmenden Körpern entgegenrücken, so werden sie auf ihrem Wege ununterbrochen Wärme an diese abgeben können und bei ausreichend langer Einwirkung den Ofen im fast, d. h. auf die Anfangstemperatur des zu erwärmenden Körpers, abgekühlten Zu- stande verlassen können; treten aber beide an derselben Stelle ein und bewegen sich in gleicher Richtung oder verharrt der zu erwärmende Körper in Ruhe, so können die wärmeabgebenden Körper natürlicher- weise stets nur auf diejenige Temperatur abgekühlt werden, welche bei der gegenseitigen Einwirkung jener Körper selbst annimmt, die Er- hitzung dieses letzteren (welche im ersteren Falle bis fast auf die Anfangs- temperatur der wärmeabgebenden Körper gesteigert werden kann) ist geringer, die Wärmeausnutzung erheblich ungünstiger.
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Ueber Verbrennung, Reduction, Wärmeerzeugung und Wärmeabgabe.
meistens — bei den Brennstoffen im engeren Sinne regelmässig —
gasförmig. Verschiedene Umstände können die Wärmeabgabe beein-
flussen. Sie wird begünstigt:
1. Durch grosse Temperaturdifferenz der wärmeabgebenden und
wärmeaufnehmenden Körper; also allgemein durch eine hohe Temperatur
der ersteren. Bezeichnet t die Temperaturdifferenz, so steigert sich nach
Versuchen von Dulong und Petit bei der Zunahme derselben die
Geschwindigkeit der Wärmeabgabe in dem Verhältnisse t 1·232. Es
folgt hieraus, dass alle jene besprochenen Mittel, welche die Erzielung
hoher Verbrennungstemperaturen bewirken, auch die Wärmeabgabe
begünstigen.
2. Durch längere Zeitdauer der Einwirkung. Dieser Satz bedarf
keines Beweises, erklärt aber mancherlei Vorkommnisse der Praxis. Je
länger die Verbrennungsgase innerhalb eines Ofens mit den zu erhitzenden
Körpern in Berührung bleiben, desto mehr Wärme können sie an diese
abgeben, desto abgekühlter verlassen sie selbst den Ofen.
3. Durch grosse Berührungsfläche zwischen den wärmeabgebenden
und wärmeaufnehmenden Körpern.
4. Durch ein grosses Wärmeleitungsvermögen der zu erwärmenden
Körper, welche die Wärme zunächst an ihrer Aussenfläche aufnehmen
und dann nach den inneren Theilen hin fortpflanzen.
5. Durch grosse specifische Wärme der wärmeaufnehmenden Körper.
Sie nehmen um so grössere Wärmemengen auf und werden um so
langsamer erwärmt werden, entziehen also den Verbrennungserzeugnissen
um so grössere Wärmemengen, je grösser ihre specifische Wärme ist.
6. Durch entgegengesetzte Bewegung der zu erwärmenden und der
wärmeabgebenden Körper. Dieser unter dem Namen Gegenstrom-
princip bekannte Lehrsatz ist von grösster Bedeutung für die Wärme-
abgabe bei irgend einem Processe. Man erreicht bei diesem Vorgange
nicht allein eine längere gegenseitige Einwirkung, sondern, was noch
wichtiger ist, man bewirkt, dass die Temperaturdifferenzen zwischen
beiden Körpern weniger rasch als im andern Falle ausgeglichen werden.
Denkt man sich an dem einen Ende eines geschlossenen Apparates
(Ofens) die heissen Verbrennungsgase eintreten und den am entgegen-
gesetzten Ende eintretenden, zu erwärmenden Körpern entgegenrücken,
so werden sie auf ihrem Wege ununterbrochen Wärme an diese abgeben
können und bei ausreichend langer Einwirkung den Ofen im fast, d. h.
auf die Anfangstemperatur des zu erwärmenden Körpers, abgekühlten Zu-
stande verlassen können; treten aber beide an derselben Stelle ein
und bewegen sich in gleicher Richtung oder verharrt der zu erwärmende
Körper in Ruhe, so können die wärmeabgebenden Körper natürlicher-
weise stets nur auf diejenige Temperatur abgekühlt werden, welche bei
der gegenseitigen Einwirkung jener Körper selbst annimmt, die Er-
hitzung dieses letzteren (welche im ersteren Falle bis fast auf die Anfangs-
temperatur der wärmeabgebenden Körper gesteigert werden kann) ist
geringer, die Wärmeausnutzung erheblich ungünstiger.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/54>, abgerufen am 27.11.2024.
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