dergleichen). Das Holz entzündet sich und nach einiger Zeit treten auch glühende Koks vor die Formen. Sobald die erste Schlacke sich zeigt, pflegt man den Wind mit schwacher Pressung anzulassen. Der Abstich wird vorher mit feuerfester Masse, welche fest eingestampft wird, soweit geschlossen, dass nur eine engere (durch Einlegen eines Holzmodelles beim Einstampfen der Masse frei gehaltene) Oeffnung, die eigentliche Stichöffnung für das Roheisen, noch offen bleibt1); gewöhn- lich lässt man, um den Boden des Ofens noch besser vorzuwärmen, anfänglich die Gase durch dieselbe austreten (sofern nicht die Brust des Ofens offen ist) und schliesst sie erst, wenn die Schlacke anfängt, aus derselben auszufliessen.
Die Winderhitzungsapparate werden, sofern es irgend angeht, zuvor mit natürlichem Brennstoffe geheizt, damit der Wind bereits erhitzt dem Ofen zugeführt werde. Bei eisernen Apparaten, welche regel- mässig mit Rostfeuerung versehen zu sein pflegen, ist dieses leicht zu bewirken; bei steinernen Apparaten wird man nur dann mit warmem Winde blasen können, wenn Gase eines andern schon im Betriebe befindlichen Ofens zur Heizung der Apparate verfügbar sind.
Die Gasfänge und Gichtverschlüsse werden vor dem Anlassen des Windes an Ort und Stelle gebracht und in gehörigen Stand gesetzt; die Benutzung der Hochofengase zur Heizung der Kessel, Winderhitzer u. s. w. beginnt, sobald sie sich als brennbar erweisen.
In dem Maasse, wie die Beschaffenheit des erfolgenden Roheisens und der Schlacke es als zulässig erscheinen lassen, steigert man nun- mehr die Windpressung wie den Erzsatz, und nach Verlauf von drei bis vier Tagen pflegt der Betrieb des Ofens in völlig regelrechtem Gange sich zu befinden.
Beispiele.
1) Anblasen des Hochofens zu Meppen im Juli 1869. 2) Raum- inhalt des Ofens ca. 135 cbm. Zu unterst Holzfüllung wie beschrieben; darauf 250 kg Holzkohlen, 5000 kg Koks. Alsdann 62 Gichten a 700 kg Koks, die ersten derselben erhielten einen Erzsatz von 700 kg (incl. Kalksteinzuschlag), welcher bei den letzten vier bis auf 1280 kg ge- steigert wurde.
2) Anblasen eines Hochofens zu Hoerde. 3) Höhe des Ofens 15.7 m. Auf die Holzfüllung kamen 5000 kg Koks mit 500 kg Kalkstein, dann 6000 kg Koks mit abermals 500 kg Kalkstein, hierauf Koksgichten von je 1100 kg, und zwar 1 Gicht mit 1100 kg basischer Hochofenschlacke, 5 Gichten mit a 850 kg Möller (incl. des erforderlichen Kalkzuschlages)
1) Die in dem Wallsteine oder, bei Oefen mit geschlossener Brust, in einem Gestellsteine ausgesparte Oeffnung muss beträchtlich grösser sein als die eigentliche Stichöffnung, damit man nöthigenfalls Versetzungen beseitigen kann, ohne den Stein zu beschädigen u. s. w. Sobald sich bei der öfteren Benutzung die in der Masse- ausfüllung gelassene engere Stichöffnung allzu sehr erweitert hat, wird die Ausfüllung erneuert.
2)Kerpely, Bericht über die Fortschritte der Eisenhüttentechnik im Jahre 1869, S. 120.
3) Privatnotiz.
Der Hochofenbetrieb.
dergleichen). Das Holz entzündet sich und nach einiger Zeit treten auch glühende Koks vor die Formen. Sobald die erste Schlacke sich zeigt, pflegt man den Wind mit schwacher Pressung anzulassen. Der Abstich wird vorher mit feuerfester Masse, welche fest eingestampft wird, soweit geschlossen, dass nur eine engere (durch Einlegen eines Holzmodelles beim Einstampfen der Masse frei gehaltene) Oeffnung, die eigentliche Stichöffnung für das Roheisen, noch offen bleibt1); gewöhn- lich lässt man, um den Boden des Ofens noch besser vorzuwärmen, anfänglich die Gase durch dieselbe austreten (sofern nicht die Brust des Ofens offen ist) und schliesst sie erst, wenn die Schlacke anfängt, aus derselben auszufliessen.
Die Winderhitzungsapparate werden, sofern es irgend angeht, zuvor mit natürlichem Brennstoffe geheizt, damit der Wind bereits erhitzt dem Ofen zugeführt werde. Bei eisernen Apparaten, welche regel- mässig mit Rostfeuerung versehen zu sein pflegen, ist dieses leicht zu bewirken; bei steinernen Apparaten wird man nur dann mit warmem Winde blasen können, wenn Gase eines andern schon im Betriebe befindlichen Ofens zur Heizung der Apparate verfügbar sind.
Die Gasfänge und Gichtverschlüsse werden vor dem Anlassen des Windes an Ort und Stelle gebracht und in gehörigen Stand gesetzt; die Benutzung der Hochofengase zur Heizung der Kessel, Winderhitzer u. s. w. beginnt, sobald sie sich als brennbar erweisen.
In dem Maasse, wie die Beschaffenheit des erfolgenden Roheisens und der Schlacke es als zulässig erscheinen lassen, steigert man nun- mehr die Windpressung wie den Erzsatz, und nach Verlauf von drei bis vier Tagen pflegt der Betrieb des Ofens in völlig regelrechtem Gange sich zu befinden.
Beispiele.
1) Anblasen des Hochofens zu Meppen im Juli 1869. 2) Raum- inhalt des Ofens ca. 135 cbm. Zu unterst Holzfüllung wie beschrieben; darauf 250 kg Holzkohlen, 5000 kg Koks. Alsdann 62 Gichten à 700 kg Koks, die ersten derselben erhielten einen Erzsatz von 700 kg (incl. Kalksteinzuschlag), welcher bei den letzten vier bis auf 1280 kg ge- steigert wurde.
2) Anblasen eines Hochofens zu Hoerde. 3) Höhe des Ofens 15.7 m. Auf die Holzfüllung kamen 5000 kg Koks mit 500 kg Kalkstein, dann 6000 kg Koks mit abermals 500 kg Kalkstein, hierauf Koksgichten von je 1100 kg, und zwar 1 Gicht mit 1100 kg basischer Hochofenschlacke, 5 Gichten mit à 850 kg Möller (incl. des erforderlichen Kalkzuschlages)
1) Die in dem Wallsteine oder, bei Oefen mit geschlossener Brust, in einem Gestellsteine ausgesparte Oeffnung muss beträchtlich grösser sein als die eigentliche Stichöffnung, damit man nöthigenfalls Versetzungen beseitigen kann, ohne den Stein zu beschädigen u. s. w. Sobald sich bei der öfteren Benutzung die in der Masse- ausfüllung gelassene engere Stichöffnung allzu sehr erweitert hat, wird die Ausfüllung erneuert.
2)Kerpely, Bericht über die Fortschritte der Eisenhüttentechnik im Jahre 1869, S. 120.
3) Privatnotiz.
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Der Hochofenbetrieb.
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auch glühende Koks vor die Formen. Sobald die erste Schlacke sich
zeigt, pflegt man den Wind mit schwacher Pressung anzulassen. Der
Abstich wird vorher mit feuerfester Masse, welche fest eingestampft
wird, soweit geschlossen, dass nur eine engere (durch Einlegen eines
Holzmodelles beim Einstampfen der Masse frei gehaltene) Oeffnung, die
eigentliche Stichöffnung für das Roheisen, noch offen bleibt 1); gewöhn-
lich lässt man, um den Boden des Ofens noch besser vorzuwärmen,
anfänglich die Gase durch dieselbe austreten (sofern nicht die Brust
des Ofens offen ist) und schliesst sie erst, wenn die Schlacke anfängt,
aus derselben auszufliessen.
Die Winderhitzungsapparate werden, sofern es irgend angeht, zuvor
mit natürlichem Brennstoffe geheizt, damit der Wind bereits erhitzt
dem Ofen zugeführt werde. Bei eisernen Apparaten, welche regel-
mässig mit Rostfeuerung versehen zu sein pflegen, ist dieses leicht zu
bewirken; bei steinernen Apparaten wird man nur dann mit warmem
Winde blasen können, wenn Gase eines andern schon im Betriebe
befindlichen Ofens zur Heizung der Apparate verfügbar sind.
Die Gasfänge und Gichtverschlüsse werden vor dem Anlassen des
Windes an Ort und Stelle gebracht und in gehörigen Stand gesetzt;
die Benutzung der Hochofengase zur Heizung der Kessel, Winderhitzer
u. s. w. beginnt, sobald sie sich als brennbar erweisen.
In dem Maasse, wie die Beschaffenheit des erfolgenden Roheisens
und der Schlacke es als zulässig erscheinen lassen, steigert man nun-
mehr die Windpressung wie den Erzsatz, und nach Verlauf von drei
bis vier Tagen pflegt der Betrieb des Ofens in völlig regelrechtem
Gange sich zu befinden.
Beispiele.
1) Anblasen des Hochofens zu Meppen im Juli 1869. 2) Raum-
inhalt des Ofens ca. 135 cbm. Zu unterst Holzfüllung wie beschrieben;
darauf 250 kg Holzkohlen, 5000 kg Koks. Alsdann 62 Gichten à 700 kg
Koks, die ersten derselben erhielten einen Erzsatz von 700 kg (incl.
Kalksteinzuschlag), welcher bei den letzten vier bis auf 1280 kg ge-
steigert wurde.
2) Anblasen eines Hochofens zu Hoerde. 3) Höhe des Ofens 15.7 m.
Auf die Holzfüllung kamen 5000 kg Koks mit 500 kg Kalkstein, dann
6000 kg Koks mit abermals 500 kg Kalkstein, hierauf Koksgichten von
je 1100 kg, und zwar 1 Gicht mit 1100 kg basischer Hochofenschlacke,
5 Gichten mit à 850 kg Möller (incl. des erforderlichen Kalkzuschlages)
1) Die in dem Wallsteine oder, bei Oefen mit geschlossener Brust, in einem
Gestellsteine ausgesparte Oeffnung muss beträchtlich grösser sein als die eigentliche
Stichöffnung, damit man nöthigenfalls Versetzungen beseitigen kann, ohne den Stein
zu beschädigen u. s. w. Sobald sich bei der öfteren Benutzung die in der Masse-
ausfüllung gelassene engere Stichöffnung allzu sehr erweitert hat, wird die Ausfüllung
erneuert.
2) Kerpely, Bericht über die Fortschritte der Eisenhüttentechnik im Jahre
1869, S. 120.
3) Privatnotiz.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/568>, abgerufen am 17.09.2024.
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