so formirt er in den zweyten Theile ein neues Systema, welches zwar nicht gantz zu verwer- fen, gleichwohl aber von den Herrn Verfas- ser allzu allgemein genommen ist. Ehe wir uns an diesen zweyten Theil machen, so wol- len wir die drey letztern Kapitel des ersten Theils etwas genauer durchgehen, als in welcher er seinen System schon etwas näher tritt, nachdem er das System des Wod- warts und Burnets abgefertiget zu haben vermeynet. Ehe der Herr Moro den zwey- ten Theil seines Werckes anfängt, so weiset er im 27. 28. und 29. Hauptstück des ersten Theiles, daß das Meer niemals über die ho- hen Berge gegangen, und hierdurch die See- Körper auf solche gebracht habe. Sein grö- stes Bedencken ist, weil er eine so grosse Menge Wassers nicht zu lassen weiß, als nö- thig gewesen, den gantzen Erdboden bis über die Spitzen der höchsten Berge zu bedecken. Er sagt, wenn man dieses einräumen wollte, so müsten nothwendig alle diese Länder, wo sich auf denen Spitzen derer Berge Seekörper be- finden, ehedessen überschwemmt gewesen seyn. Jch sehe meines Orts hier keine Schwürigkeit, solches zu glauben, und da dieses eine ausneh- mende Menge Wassers zum voraus setzt, so war es demselben auch leicht möglich, sich einen Weg zu brechen, dergleichen wir an den schwartzen Meere, und der damit zu- sammenhängenden Meerenge bey Constanti-
nopel
ſo formirt er in den zweyten Theile ein neues Syſtema, welches zwar nicht gantz zu verwer- fen, gleichwohl aber von den Herrn Verfaſ- ſer allzu allgemein genommen iſt. Ehe wir uns an dieſen zweyten Theil machen, ſo wol- len wir die drey letztern Kapitel des erſten Theils etwas genauer durchgehen, als in welcher er ſeinen Syſtem ſchon etwas naͤher tritt, nachdem er das Syſtem des Wod- warts und Burnets abgefertiget zu haben vermeynet. Ehe der Herr Moro den zwey- ten Theil ſeines Werckes anfaͤngt, ſo weiſet er im 27. 28. und 29. Hauptſtuͤck des erſten Theiles, daß das Meer niemals uͤber die ho- hen Berge gegangen, und hierdurch die See- Koͤrper auf ſolche gebracht habe. Sein groͤ- ſtes Bedencken iſt, weil er eine ſo groſſe Menge Waſſers nicht zu laſſen weiß, als noͤ- thig geweſen, den gantzen Erdboden bis uͤber die Spitzen der hoͤchſten Berge zu bedecken. Er ſagt, wenn man dieſes einraͤumen wollte, ſo muͤſten nothwendig alle dieſe Laͤnder, wo ſich auf denen Spitzen derer Berge Seekoͤrper be- finden, ehedeſſen uͤberſchwemmt geweſen ſeyn. Jch ſehe meines Orts hier keine Schwuͤrigkeit, ſolches zu glauben, und da dieſes eine ausneh- mende Menge Waſſers zum voraus ſetzt, ſo war es demſelben auch leicht moͤglich, ſich einen Weg zu brechen, dergleichen wir an den ſchwartzen Meere, und der damit zu- ſammenhaͤngenden Meerenge bey Conſtanti-
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ſo formirt er in den zweyten Theile ein neues
Syſtema, welches zwar nicht gantz zu verwer-
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ſer allzu allgemein genommen iſt. Ehe wir
uns an dieſen zweyten Theil machen, ſo wol-
len wir die drey letztern Kapitel des erſten
Theils etwas genauer durchgehen, als in
welcher er ſeinen Syſtem ſchon etwas naͤher
tritt, nachdem er das Syſtem des Wod-
warts und Burnets abgefertiget zu haben
vermeynet. Ehe der Herr Moro den zwey-
ten Theil ſeines Werckes anfaͤngt, ſo weiſet
er im 27. 28. und 29. Hauptſtuͤck des erſten
Theiles, daß das Meer niemals uͤber die ho-
hen Berge gegangen, und hierdurch die See-
Koͤrper auf ſolche gebracht habe. Sein groͤ-
ſtes Bedencken iſt, weil er eine ſo groſſe
Menge Waſſers nicht zu laſſen weiß, als noͤ-
thig geweſen, den gantzen Erdboden bis uͤber
die Spitzen der hoͤchſten Berge zu bedecken.
Er ſagt, wenn man dieſes einraͤumen wollte,
ſo muͤſten nothwendig alle dieſe Laͤnder, wo ſich
auf denen Spitzen derer Berge Seekoͤrper be-
finden, ehedeſſen uͤberſchwemmt geweſen ſeyn.
Jch ſehe meines Orts hier keine Schwuͤrigkeit,
ſolches zu glauben, und da dieſes eine ausneh-
mende Menge Waſſers zum voraus ſetzt,
ſo war es demſelben auch leicht moͤglich,
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Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/118>, abgerufen am 04.12.2024.
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