den aber sehen, daß sie bey denen Flötzen gantz anders verfahren habe, ja wir finden auch so gar die Metallmutter in denen uran- fänglichen, oder Gang Gebürgen von gantz anderer Art, als in denen letztern. Hier ler- net man aus denen würckenden Handlun- gen der Natur, was der seelige Berg-Rath Henckel in seinen wahrhaftig güldnen Ab- handlungen von der Aneignung und Erzeu- gung derer Steine, so vernünftig und pra- ctisch lehret. Hier ist kein heftiges Feuer, keine unordentliche Schmiererey: Lufft und Wasser thun es durch die Action und Re- action. Jch habe vor einigen Jahren hier- von weitläuftiger in meiner Abhandlung von Metallmüttern gehandelt, ich stelle es daher dem geehrten Leser frey, ob sich derselbe die Mühe geben will, was ich damals davon ge- sagt, hierbey nachzuschlagen; ja die Natur ar- beitet noch täglich durch auflösen, scheiden, von neuen zusammen setzen, und verändern. Ja diese Veränderung gehet so weit, daß sie nicht allein die Gestalt, sondern auch das Wesen derer Körper selbst betrifft. Jch will noch weiter gehen. Es ist sehr wahrscheinlich, und sogar in der Erfahrung gegründet, daß die Natur auf Ganggebürgen, Gänge wieder auflöset, und solche anderwärts ansetzet; da- her rühret es, daß man öfters Gänge voll Quartz und Spath-Drusen findet, welche vielleicht öfters von nichts als solchen Spath
und
den aber ſehen, daß ſie bey denen Floͤtzen gantz anders verfahren habe, ja wir finden auch ſo gar die Metallmutter in denen uran- faͤnglichen, oder Gang Gebuͤrgen von gantz anderer Art, als in denen letztern. Hier ler- net man aus denen wuͤrckenden Handlun- gen der Natur, was der ſeelige Berg-Rath Henckel in ſeinen wahrhaftig guͤldnen Ab- handlungen von der Aneignung und Erzeu- gung derer Steine, ſo vernuͤnftig und pra- ctiſch lehret. Hier iſt kein heftiges Feuer, keine unordentliche Schmiererey: Lufft und Waſſer thun es durch die Action und Re- action. Jch habe vor einigen Jahren hier- von weitlaͤuftiger in meiner Abhandlung von Metallmuͤttern gehandelt, ich ſtelle es daher dem geehrten Leſer frey, ob ſich derſelbe die Muͤhe geben will, was ich damals davon ge- ſagt, hierbey nachzuſchlagen; ja die Natur ar- beitet noch taͤglich durch aufloͤſen, ſcheiden, von neuen zuſammen ſetzen, und veraͤndern. Ja dieſe Veraͤnderung gehet ſo weit, daß ſie nicht allein die Geſtalt, ſondern auch das Weſen derer Koͤrper ſelbſt betrifft. Jch will noch weiter gehen. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, und ſogar in der Erfahrung gegruͤndet, daß die Natur auf Ganggebuͤrgen, Gaͤnge wieder aufloͤſet, und ſolche anderwaͤrts anſetzet; da- her ruͤhret es, daß man oͤfters Gaͤnge voll Quartz und Spath-Druſen findet, welche vielleicht oͤfters von nichts als ſolchen Spath
und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0209"n="123"/>
den aber ſehen, daß ſie bey denen Floͤtzen<lb/>
gantz anders verfahren habe, ja wir finden<lb/>
auch ſo gar die Metallmutter in denen uran-<lb/>
faͤnglichen, oder Gang Gebuͤrgen von gantz<lb/>
anderer Art, als in denen letztern. Hier ler-<lb/>
net man aus denen wuͤrckenden Handlun-<lb/>
gen der Natur, was der ſeelige Berg-Rath<lb/>
Henckel in ſeinen wahrhaftig guͤldnen Ab-<lb/>
handlungen von der Aneignung und Erzeu-<lb/>
gung derer Steine, ſo vernuͤnftig und pra-<lb/>
ctiſch lehret. Hier iſt kein heftiges Feuer,<lb/>
keine unordentliche Schmiererey: Lufft und<lb/>
Waſſer thun es durch die <hirendition="#aq">Action</hi> und <hirendition="#aq">Re-<lb/>
action.</hi> Jch habe vor einigen Jahren hier-<lb/>
von weitlaͤuftiger in meiner Abhandlung von<lb/>
Metallmuͤttern gehandelt, ich ſtelle es daher<lb/>
dem geehrten Leſer frey, ob ſich derſelbe die<lb/>
Muͤhe geben will, was ich damals davon ge-<lb/>ſagt, hierbey nachzuſchlagen; ja die Natur ar-<lb/>
beitet noch taͤglich durch aufloͤſen, ſcheiden,<lb/>
von neuen zuſammen ſetzen, und veraͤndern. Ja<lb/>
dieſe Veraͤnderung gehet ſo weit, daß ſie nicht<lb/>
allein die Geſtalt, ſondern auch das Weſen<lb/>
derer Koͤrper ſelbſt betrifft. Jch will noch<lb/>
weiter gehen. Es iſt ſehr wahrſcheinlich,<lb/>
und ſogar in der Erfahrung gegruͤndet, daß<lb/>
die Natur auf Ganggebuͤrgen, Gaͤnge wieder<lb/>
aufloͤſet, und ſolche anderwaͤrts anſetzet; da-<lb/>
her ruͤhret es, daß man oͤfters Gaͤnge voll<lb/>
Quartz und Spath-Druſen findet, welche<lb/>
vielleicht oͤfters von nichts als ſolchen Spath<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[123/0209]
den aber ſehen, daß ſie bey denen Floͤtzen
gantz anders verfahren habe, ja wir finden
auch ſo gar die Metallmutter in denen uran-
faͤnglichen, oder Gang Gebuͤrgen von gantz
anderer Art, als in denen letztern. Hier ler-
net man aus denen wuͤrckenden Handlun-
gen der Natur, was der ſeelige Berg-Rath
Henckel in ſeinen wahrhaftig guͤldnen Ab-
handlungen von der Aneignung und Erzeu-
gung derer Steine, ſo vernuͤnftig und pra-
ctiſch lehret. Hier iſt kein heftiges Feuer,
keine unordentliche Schmiererey: Lufft und
Waſſer thun es durch die Action und Re-
action. Jch habe vor einigen Jahren hier-
von weitlaͤuftiger in meiner Abhandlung von
Metallmuͤttern gehandelt, ich ſtelle es daher
dem geehrten Leſer frey, ob ſich derſelbe die
Muͤhe geben will, was ich damals davon ge-
ſagt, hierbey nachzuſchlagen; ja die Natur ar-
beitet noch taͤglich durch aufloͤſen, ſcheiden,
von neuen zuſammen ſetzen, und veraͤndern. Ja
dieſe Veraͤnderung gehet ſo weit, daß ſie nicht
allein die Geſtalt, ſondern auch das Weſen
derer Koͤrper ſelbſt betrifft. Jch will noch
weiter gehen. Es iſt ſehr wahrſcheinlich,
und ſogar in der Erfahrung gegruͤndet, daß
die Natur auf Ganggebuͤrgen, Gaͤnge wieder
aufloͤſet, und ſolche anderwaͤrts anſetzet; da-
her ruͤhret es, daß man oͤfters Gaͤnge voll
Quartz und Spath-Druſen findet, welche
vielleicht oͤfters von nichts als ſolchen Spath
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehmann, Johann Gottlob: Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen. Berlin, 1756, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehmann_versuch_1756/209>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.