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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Liverpool.
der einen Seite die Volksbibliothek im eigenen Gebäude untergebracht,
dann auch der grosse Lime Street-Bahnhof. Von St. Georges Hall
laufen nach verschiedenen Richtungen grosse Strassenzüge aus. Ueber-
haupt zeigt Liverpool vielfach gerade und lange Strassen, was der
Stadt unstreitig einen stattlichen, aber auch monotonen Charakter
verleiht.

Das älteste von den öffentlichen Bauwerken Liverpools ist das
Stadthaus, Town-Hall, welches aus dem Jahre 1749 herrührt. Dasselbe
ist zwar einfach gehalten, birgt aber in seinem Innern einige hübsche
Repräsentationsräume. Dem commerziellen Charakter der Stadt ent-
spricht das stattliche Börsengebäude (Liverpool Exchange), ein Neu-
bau aus den Sechzigerjahren, allwo das geschäftliche Treiben der
ganzen Stadt seinen impulsgebenden Mittelpunkt findet. Bemerkens-
werth ist ferner die Kunstgallerie (Walker Art Gallery), welche einer
grossen Schenkung des Mayors der Stadt, Brauereibesitzer Andreas
Barcley Walker, ihren Ursprung verdankt, eine auf hoher Stein-
säule stehenden Statue des Herzogs von Wellington und die in
London Road befindliche Reiterstatue Georgs III. Erwähnen wir noch
des Liverpool College, des nun vollendeten allgemeinen Krankenhauses,
eines der grössten der Welt, des Armenhauses, allwo 5000 Personen
Unterkunft finden können, und einiger aus neuester Zeit stammender
grossartiger Hotels, so haben wir so ziemlich erschöpft, was im
Inneren der Stadt den Besucher anziehen kann. Selbstverständlich
mangelt es auch hier nicht an einigen hübschen Parkanlagen, welche
etwas Erfrischung in dem grossen, durch Kohlenstaub und Rauch
belästigten Häusermeere darbieten.

Liverpool ist vor Allem grosser Seeplatz, und deshalb concentrirt
sich auch all unsere Aufmerksamkeit auf jene Stellen, wo der Ver-
kehr sich entwickelt, auf die Ufer des Mersey.

Sämmtliche Anlagen, welche sich daselbst befinden, stehen
unter der Verwaltung einer eigenthümlichen Körperschaft, wie solche
in England gerade für grosse öffentliche Unternehmungen häufig zur
Anwendung gelangen. Diese Körperschaft führt den Titel "The Mersey
Dock & Harbour Board". Dieser Board hat das Recht, Anlehen auf-
zunehmen, verwaltet die errichteten Anlagen und ist verpflichtet, die
erzielten Ueberschüsse zur Tilgung der Anleihen zu verwenden. Seine
Befugnisse sind durch Parlamentsacte normirt, innerhalb derselben hat
er aber freie Hand. Der Board besteht aus 28 Mitgliedern, von denen
die Regierung 4 ernennt; die anderen 24 werden von jenen Kaufleuten
erwählt, welche wenigstens 10 £ jährlich an Hafen- und Magazins-

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Liverpool.
der einen Seite die Volksbibliothek im eigenen Gebäude untergebracht,
dann auch der grosse Lime Street-Bahnhof. Von St. Georges Hall
laufen nach verschiedenen Richtungen grosse Strassenzüge aus. Ueber-
haupt zeigt Liverpool vielfach gerade und lange Strassen, was der
Stadt unstreitig einen stattlichen, aber auch monotonen Charakter
verleiht.

Das älteste von den öffentlichen Bauwerken Liverpools ist das
Stadthaus, Town-Hall, welches aus dem Jahre 1749 herrührt. Dasselbe
ist zwar einfach gehalten, birgt aber in seinem Innern einige hübsche
Repräsentationsräume. Dem commerziellen Charakter der Stadt ent-
spricht das stattliche Börsengebäude (Liverpool Exchange), ein Neu-
bau aus den Sechzigerjahren, allwo das geschäftliche Treiben der
ganzen Stadt seinen impulsgebenden Mittelpunkt findet. Bemerkens-
werth ist ferner die Kunstgallerie (Walker Art Gallery), welche einer
grossen Schenkung des Mayors der Stadt, Brauereibesitzer Andreas
Barcley Walker, ihren Ursprung verdankt, eine auf hoher Stein-
säule stehenden Statue des Herzogs von Wellington und die in
London Road befindliche Reiterstatue Georgs III. Erwähnen wir noch
des Liverpool College, des nun vollendeten allgemeinen Krankenhauses,
eines der grössten der Welt, des Armenhauses, allwo 5000 Personen
Unterkunft finden können, und einiger aus neuester Zeit stammender
grossartiger Hôtels, so haben wir so ziemlich erschöpft, was im
Inneren der Stadt den Besucher anziehen kann. Selbstverständlich
mangelt es auch hier nicht an einigen hübschen Parkanlagen, welche
etwas Erfrischung in dem grossen, durch Kohlenstaub und Rauch
belästigten Häusermeere darbieten.

Liverpool ist vor Allem grosser Seeplatz, und deshalb concentrirt
sich auch all unsere Aufmerksamkeit auf jene Stellen, wo der Ver-
kehr sich entwickelt, auf die Ufer des Mersey.

Sämmtliche Anlagen, welche sich daselbst befinden, stehen
unter der Verwaltung einer eigenthümlichen Körperschaft, wie solche
in England gerade für grosse öffentliche Unternehmungen häufig zur
Anwendung gelangen. Diese Körperschaft führt den Titel „The Mersey
Dock & Harbour Board“. Dieser Board hat das Recht, Anlehen auf-
zunehmen, verwaltet die errichteten Anlagen und ist verpflichtet, die
erzielten Ueberschüsse zur Tilgung der Anleihen zu verwenden. Seine
Befugnisse sind durch Parlamentsacte normirt, innerhalb derselben hat
er aber freie Hand. Der Board besteht aus 28 Mitgliedern, von denen
die Regierung 4 ernennt; die anderen 24 werden von jenen Kaufleuten
erwählt, welche wenigstens 10 £ jährlich an Hafen- und Magazins-

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[1027/1047] Liverpool. der einen Seite die Volksbibliothek im eigenen Gebäude untergebracht, dann auch der grosse Lime Street-Bahnhof. Von St. Georges Hall laufen nach verschiedenen Richtungen grosse Strassenzüge aus. Ueber- haupt zeigt Liverpool vielfach gerade und lange Strassen, was der Stadt unstreitig einen stattlichen, aber auch monotonen Charakter verleiht. Das älteste von den öffentlichen Bauwerken Liverpools ist das Stadthaus, Town-Hall, welches aus dem Jahre 1749 herrührt. Dasselbe ist zwar einfach gehalten, birgt aber in seinem Innern einige hübsche Repräsentationsräume. Dem commerziellen Charakter der Stadt ent- spricht das stattliche Börsengebäude (Liverpool Exchange), ein Neu- bau aus den Sechzigerjahren, allwo das geschäftliche Treiben der ganzen Stadt seinen impulsgebenden Mittelpunkt findet. Bemerkens- werth ist ferner die Kunstgallerie (Walker Art Gallery), welche einer grossen Schenkung des Mayors der Stadt, Brauereibesitzer Andreas Barcley Walker, ihren Ursprung verdankt, eine auf hoher Stein- säule stehenden Statue des Herzogs von Wellington und die in London Road befindliche Reiterstatue Georgs III. Erwähnen wir noch des Liverpool College, des nun vollendeten allgemeinen Krankenhauses, eines der grössten der Welt, des Armenhauses, allwo 5000 Personen Unterkunft finden können, und einiger aus neuester Zeit stammender grossartiger Hôtels, so haben wir so ziemlich erschöpft, was im Inneren der Stadt den Besucher anziehen kann. Selbstverständlich mangelt es auch hier nicht an einigen hübschen Parkanlagen, welche etwas Erfrischung in dem grossen, durch Kohlenstaub und Rauch belästigten Häusermeere darbieten. Liverpool ist vor Allem grosser Seeplatz, und deshalb concentrirt sich auch all unsere Aufmerksamkeit auf jene Stellen, wo der Ver- kehr sich entwickelt, auf die Ufer des Mersey. Sämmtliche Anlagen, welche sich daselbst befinden, stehen unter der Verwaltung einer eigenthümlichen Körperschaft, wie solche in England gerade für grosse öffentliche Unternehmungen häufig zur Anwendung gelangen. Diese Körperschaft führt den Titel „The Mersey Dock & Harbour Board“. Dieser Board hat das Recht, Anlehen auf- zunehmen, verwaltet die errichteten Anlagen und ist verpflichtet, die erzielten Ueberschüsse zur Tilgung der Anleihen zu verwenden. Seine Befugnisse sind durch Parlamentsacte normirt, innerhalb derselben hat er aber freie Hand. Der Board besteht aus 28 Mitgliedern, von denen die Regierung 4 ernennt; die anderen 24 werden von jenen Kaufleuten erwählt, welche wenigstens 10 £ jährlich an Hafen- und Magazins- 129*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 1027. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1047>, abgerufen am 23.11.2024.