nun die Anschwemmungen durch Wassergewalt wegreissen, so öffnet man die Canäle bei Ebbe, und nun schiesst das Wasser aus den gefüllten Bassins mit Riesengewalt gegen die schlammige Sohle des Vorhafens und reinigt sie. Um dies gründlich zu erzielen, wurden auch vier Canäle von 2·4 m Durchmesser in die Mitte des Vorhafens geführt. Werden alle Canäle in Thätigkeit gesetzt, was nicht immer nothwendig ist, so stürzen 1·7 Millionen Cubikfuss (64.000 m3) Wasser in der Minute hervor und verrichten die Wegräumung der Sinkstoffe in kürzester Zeit.
Nördlich und südlich von Queen-Channel führt gleichfalls zwischen weitläufigen Bänken je ein Wasserweg für kleine Schiffe nach Liverpool, und zwar der Old Formby-Channel im Norden und der Horse-Channel im Süden. Schwierig ist die Schiffahrt bei Nebel, aber gerade da zeigt sich die Vollkommenheit der Liverpooler Hafen- einrichtungen. In keinem zweiten Hafen der Welt haben wir ein so präcis arbeitendes System von Lichtern, Bojen, Nebelhörnern u. dgl.
Werfen wir nun einen Blick auf die Handelsbewegung dieses Hafens, so zeigt sich uns folgendes Bild:
Wiewohl Liverpool dem Schiffsverkehr und dem Gesammtwerthe seiner Handelsbewegung im Allgemeinen noch hinter London zurücksteht, muss es dagegen als der erste Ausfuhrhafen Englands für inländische Erzeugnisse betrachtet werden. Der Importwerth Liverpools weist gegenüber dem Londons vom Jahre 1889 L 111 Millionen gegen L 144 Millionen, also ein Minus von L 33 Millionen auf, dagegen beziffert sich im selben Jahre die Ausfuhr Liverpools an Erzeug- nissen des vereinigten Königreiches auf L 102 Millionen gegen L 48 Millionen, die aus London ausgeführt wurden. In dem Exporte fremder Producte behauptet allerdings London wieder den Vorrang.
Bei der Gegenüberstellung der Werthe des Totalverkehres beider Städte, der bei London rund L 232 Millionen, bei Liverpool rund L 226 Millionen beträgt, sieht man die Differenz eine sehr geringe werden.
Die Handelsbewegung Liverpools während der letzten fünf Jahre geht aus nachstehender Zusammenstellung hervor:
[Tabelle]
Aus dieser Tabelle wird ersichtlich, dass sowohl die Ein- wie die Ausfuhr Liverpools von Jahr zu Jahr erhebliche Fortschritte machen, während letztere in den Ausweisen Londons während der gleichen Zeitperiode sich kaum auf der alten Höhe behauptet.
Bei näherer Betrachtung des Importes muss der Menge wegen die Einfuhr von Getreide an die Spitze gestellt werden. Der Uebersicht halber mögen die
Der atlantische Ocean.
nun die Anschwemmungen durch Wassergewalt wegreissen, so öffnet man die Canäle bei Ebbe, und nun schiesst das Wasser aus den gefüllten Bassins mit Riesengewalt gegen die schlammige Sohle des Vorhafens und reinigt sie. Um dies gründlich zu erzielen, wurden auch vier Canäle von 2·4 m Durchmesser in die Mitte des Vorhafens geführt. Werden alle Canäle in Thätigkeit gesetzt, was nicht immer nothwendig ist, so stürzen 1·7 Millionen Cubikfuss (64.000 m3) Wasser in der Minute hervor und verrichten die Wegräumung der Sinkstoffe in kürzester Zeit.
Nördlich und südlich von Queen-Channel führt gleichfalls zwischen weitläufigen Bänken je ein Wasserweg für kleine Schiffe nach Liverpool, und zwar der Old Formby-Channel im Norden und der Horse-Channel im Süden. Schwierig ist die Schiffahrt bei Nebel, aber gerade da zeigt sich die Vollkommenheit der Liverpooler Hafen- einrichtungen. In keinem zweiten Hafen der Welt haben wir ein so präcis arbeitendes System von Lichtern, Bojen, Nebelhörnern u. dgl.
Werfen wir nun einen Blick auf die Handelsbewegung dieses Hafens, so zeigt sich uns folgendes Bild:
Wiewohl Liverpool dem Schiffsverkehr und dem Gesammtwerthe seiner Handelsbewegung im Allgemeinen noch hinter London zurücksteht, muss es dagegen als der erste Ausfuhrhafen Englands für inländische Erzeugnisse betrachtet werden. Der Importwerth Liverpools weist gegenüber dem Londons vom Jahre 1889 ₤ 111 Millionen gegen ₤ 144 Millionen, also ein Minus von ₤ 33 Millionen auf, dagegen beziffert sich im selben Jahre die Ausfuhr Liverpools an Erzeug- nissen des vereinigten Königreiches auf ₤ 102 Millionen gegen ₤ 48 Millionen, die aus London ausgeführt wurden. In dem Exporte fremder Producte behauptet allerdings London wieder den Vorrang.
Bei der Gegenüberstellung der Werthe des Totalverkehres beider Städte, der bei London rund ₤ 232 Millionen, bei Liverpool rund ₤ 226 Millionen beträgt, sieht man die Differenz eine sehr geringe werden.
Die Handelsbewegung Liverpools während der letzten fünf Jahre geht aus nachstehender Zusammenstellung hervor:
[Tabelle]
Aus dieser Tabelle wird ersichtlich, dass sowohl die Ein- wie die Ausfuhr Liverpools von Jahr zu Jahr erhebliche Fortschritte machen, während letztere in den Ausweisen Londons während der gleichen Zeitperiode sich kaum auf der alten Höhe behauptet.
Bei näherer Betrachtung des Importes muss der Menge wegen die Einfuhr von Getreide an die Spitze gestellt werden. Der Uebersicht halber mögen die
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Der atlantische Ocean.
nun die Anschwemmungen durch Wassergewalt wegreissen, so
öffnet man die Canäle bei Ebbe, und nun schiesst das Wasser aus
den gefüllten Bassins mit Riesengewalt gegen die schlammige Sohle
des Vorhafens und reinigt sie. Um dies gründlich zu erzielen, wurden
auch vier Canäle von 2·4 m Durchmesser in die Mitte des Vorhafens
geführt. Werden alle Canäle in Thätigkeit gesetzt, was nicht immer
nothwendig ist, so stürzen 1·7 Millionen Cubikfuss (64.000 m3)
Wasser in der Minute hervor und verrichten die Wegräumung der
Sinkstoffe in kürzester Zeit.
Nördlich und südlich von Queen-Channel führt gleichfalls
zwischen weitläufigen Bänken je ein Wasserweg für kleine Schiffe
nach Liverpool, und zwar der Old Formby-Channel im Norden und
der Horse-Channel im Süden. Schwierig ist die Schiffahrt bei Nebel,
aber gerade da zeigt sich die Vollkommenheit der Liverpooler Hafen-
einrichtungen. In keinem zweiten Hafen der Welt haben wir ein so
präcis arbeitendes System von Lichtern, Bojen, Nebelhörnern u. dgl.
Werfen wir nun einen Blick auf die Handelsbewegung dieses
Hafens, so zeigt sich uns folgendes Bild:
Wiewohl Liverpool dem Schiffsverkehr und dem Gesammtwerthe seiner
Handelsbewegung im Allgemeinen noch hinter London zurücksteht, muss es
dagegen als der erste Ausfuhrhafen Englands für inländische Erzeugnisse betrachtet
werden. Der Importwerth Liverpools weist gegenüber dem Londons vom Jahre
1889 ₤ 111 Millionen gegen ₤ 144 Millionen, also ein Minus von ₤ 33 Millionen
auf, dagegen beziffert sich im selben Jahre die Ausfuhr Liverpools an Erzeug-
nissen des vereinigten Königreiches auf ₤ 102 Millionen gegen ₤ 48 Millionen,
die aus London ausgeführt wurden. In dem Exporte fremder Producte behauptet
allerdings London wieder den Vorrang.
Bei der Gegenüberstellung der Werthe des Totalverkehres beider Städte,
der bei London rund ₤ 232 Millionen, bei Liverpool rund ₤ 226 Millionen beträgt,
sieht man die Differenz eine sehr geringe werden.
Die Handelsbewegung Liverpools während der letzten fünf Jahre geht aus
nachstehender Zusammenstellung hervor:
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Aus dieser Tabelle wird ersichtlich, dass sowohl die Ein- wie die Ausfuhr
Liverpools von Jahr zu Jahr erhebliche Fortschritte machen, während letztere
in den Ausweisen Londons während der gleichen Zeitperiode sich kaum auf der
alten Höhe behauptet.
Bei näherer Betrachtung des Importes muss der Menge wegen die Einfuhr
von Getreide an die Spitze gestellt werden. Der Uebersicht halber mögen die
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 1038. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1058>, abgerufen am 22.11.2024.
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