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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Cardiff.

Zwischen der Südküste von Wales und dem südöstlichen Theile
von England öffnet sich der breite Bristol-Canal, im Norden von
Milford Haven, im Süden an der Seite von Cornwall durch Hartland
Houd markirt. Es ist ein breiter Meerbusen, dessen nördliche, die
Walliser Seite, mehrere grosse, für Schiffe sichere Buchten, namentlich
Milford Haven und die Buchten von Caermaerthen, Swansea und
Cardiff aufweist. Im Hintergrund des Canales noch im südlichen
Wales liegt etwa 3 km aufwärts des Taff-Flüsschens Cardiff, die
Kohlenstadt. Hier haben die ausgezeichneten, mächtigen Gruben von
Glamorganshire ihren Exporthafen, und von hier aus werden die von
der Schiffahrt allüberall wegen ihrer besonderen Güte mit Vorliebe
gesuchten Cardiff-Kohlen nach allen Theilen der Welt versendet.
Cardiff verdankt Alles der Kohle und dem durch den Dampfbetrieb
so ungeheuer gesteigerten Bedarf nach diesem Brennstoffe. Noch im
Jahre 1830 zählte Cardiff rund 6000 Einwohner, zu Anfang des
Jahrhunderts waren deren gar nur 1000 vorhanden. Heute ist Cardiff
der erste Kohlenhafen der Welt, seine Bevölkerung auf 130.000 Seelen
angewachsen.

Cardiff (das "Caer", oder Schloss, am Taff) ist ein alter Ort, insoferne
als sich daselbst seit undenklichen Zeiten eine Siedelung befand und man sogar
von einer römischen Station daselbst wissen will. Die Geschichte der Stadt und
ihr Name knüpft an das Cardiff Castle an, welches lange vor der Normannenzeit
bestand und als Besitz ansehnlicher Feudalherren auch heftige Kämpfe um seine
Mauern und nicht minder gewaltsame Scenen innerhalb derselben sah. Das Schloss
ist heute Eigenthum des Lord Bute und wurde im Laufe dieses Jahrhunderts
einer gründlichen Restaurirung unterzogen.

Die Stadt Cardiff hat selbstverständlich einen modernen Charakter,
aber was der Annehmlichkeit der Stadt Abbruch thut, ist eben das-
jenige, wovon sie lebt, die Kohle. Man könnte Cardiff auch die
schwarze Stadt nennen; man sieht nichts als Kohle, Kohlenstaub oder
kohlengeschwärzte Gesichter und spricht von nichts als von der Kohle.

Cardiff.

Zwischen der Südküste von Wales und dem südöstlichen Theile
von England öffnet sich der breite Bristol-Canal, im Norden von
Milford Haven, im Süden an der Seite von Cornwall durch Hartland
Houd markirt. Es ist ein breiter Meerbusen, dessen nördliche, die
Walliser Seite, mehrere grosse, für Schiffe sichere Buchten, namentlich
Milford Haven und die Buchten von Caermaerthen, Swansea und
Cardiff aufweist. Im Hintergrund des Canales noch im südlichen
Wales liegt etwa 3 km aufwärts des Taff-Flüsschens Cardiff, die
Kohlenstadt. Hier haben die ausgezeichneten, mächtigen Gruben von
Glamorganshire ihren Exporthafen, und von hier aus werden die von
der Schiffahrt allüberall wegen ihrer besonderen Güte mit Vorliebe
gesuchten Cardiff-Kohlen nach allen Theilen der Welt versendet.
Cardiff verdankt Alles der Kohle und dem durch den Dampfbetrieb
so ungeheuer gesteigerten Bedarf nach diesem Brennstoffe. Noch im
Jahre 1830 zählte Cardiff rund 6000 Einwohner, zu Anfang des
Jahrhunderts waren deren gar nur 1000 vorhanden. Heute ist Cardiff
der erste Kohlenhafen der Welt, seine Bevölkerung auf 130.000 Seelen
angewachsen.

Cardiff (das „Caer“, oder Schloss, am Taff) ist ein alter Ort, insoferne
als sich daselbst seit undenklichen Zeiten eine Siedelung befand und man sogar
von einer römischen Station daselbst wissen will. Die Geschichte der Stadt und
ihr Name knüpft an das Cardiff Castle an, welches lange vor der Normannenzeit
bestand und als Besitz ansehnlicher Feudalherren auch heftige Kämpfe um seine
Mauern und nicht minder gewaltsame Scenen innerhalb derselben sah. Das Schloss
ist heute Eigenthum des Lord Bute und wurde im Laufe dieses Jahrhunderts
einer gründlichen Restaurirung unterzogen.

Die Stadt Cardiff hat selbstverständlich einen modernen Charakter,
aber was der Annehmlichkeit der Stadt Abbruch thut, ist eben das-
jenige, wovon sie lebt, die Kohle. Man könnte Cardiff auch die
schwarze Stadt nennen; man sieht nichts als Kohle, Kohlenstaub oder
kohlengeschwärzte Gesichter und spricht von nichts als von der Kohle.

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[[1048]/1068] Cardiff. Zwischen der Südküste von Wales und dem südöstlichen Theile von England öffnet sich der breite Bristol-Canal, im Norden von Milford Haven, im Süden an der Seite von Cornwall durch Hartland Houd markirt. Es ist ein breiter Meerbusen, dessen nördliche, die Walliser Seite, mehrere grosse, für Schiffe sichere Buchten, namentlich Milford Haven und die Buchten von Caermaerthen, Swansea und Cardiff aufweist. Im Hintergrund des Canales noch im südlichen Wales liegt etwa 3 km aufwärts des Taff-Flüsschens Cardiff, die Kohlenstadt. Hier haben die ausgezeichneten, mächtigen Gruben von Glamorganshire ihren Exporthafen, und von hier aus werden die von der Schiffahrt allüberall wegen ihrer besonderen Güte mit Vorliebe gesuchten Cardiff-Kohlen nach allen Theilen der Welt versendet. Cardiff verdankt Alles der Kohle und dem durch den Dampfbetrieb so ungeheuer gesteigerten Bedarf nach diesem Brennstoffe. Noch im Jahre 1830 zählte Cardiff rund 6000 Einwohner, zu Anfang des Jahrhunderts waren deren gar nur 1000 vorhanden. Heute ist Cardiff der erste Kohlenhafen der Welt, seine Bevölkerung auf 130.000 Seelen angewachsen. Cardiff (das „Caer“, oder Schloss, am Taff) ist ein alter Ort, insoferne als sich daselbst seit undenklichen Zeiten eine Siedelung befand und man sogar von einer römischen Station daselbst wissen will. Die Geschichte der Stadt und ihr Name knüpft an das Cardiff Castle an, welches lange vor der Normannenzeit bestand und als Besitz ansehnlicher Feudalherren auch heftige Kämpfe um seine Mauern und nicht minder gewaltsame Scenen innerhalb derselben sah. Das Schloss ist heute Eigenthum des Lord Bute und wurde im Laufe dieses Jahrhunderts einer gründlichen Restaurirung unterzogen. Die Stadt Cardiff hat selbstverständlich einen modernen Charakter, aber was der Annehmlichkeit der Stadt Abbruch thut, ist eben das- jenige, wovon sie lebt, die Kohle. Man könnte Cardiff auch die schwarze Stadt nennen; man sieht nichts als Kohle, Kohlenstaub oder kohlengeschwärzte Gesichter und spricht von nichts als von der Kohle.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [1048]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1068>, abgerufen am 23.11.2024.