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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
das Seinige dazu bei, dass auch in der Einrichtung der Docks auf
die Bedürfnisse dieses Exportartikels vorwiegend Rücksicht ge-
nommen ist.

Die Zufahrt nach Cardiff ist für grössere Schiffe sowohl über die
seichte Rhede wie aufwärts am Taff-Flüsschen nur bei Hochwasser
möglich. Dieses erreicht hier aber die enorme Höhe von 11·4 m über
dem Ebbestand, gestattet daher den Verkehr der grössten Ocean-
dampfer. Doch ist die Zufahrt nicht ohne Gefahren.

Die Bedeutung von Cardiff steht in engem Zusammenhange mit
den Gruben von Wales, jede Fluctuation in denselben wirkt auf den
Verkehr der Stadt zurück, und der günstigste Umstand, dessen
man bisher sich immer noch erfreuen konnte, liegt in der noch un-
übertroffenen Qualität der Cardiffer Kohle. Würde hierin anderswo
eine bedenkliche Concurrenz entstehen, dann könnte freilich Cardiff
seinen heutigen Rang nicht mehr so aufrecht behaupten.

Neuestens wird nächst der 15 km südwestlich von Cardiff ent-
fernten Küsteninsel Barry eine weitere Hafenanlage gebaut, weil
der in Cardiff riesig anwachsende Verkehr nicht mehr in einem Hafen
bewältigt werden kann.

Die Barry-Docks, welche mit 40 ha Fläche zu den grössten
in England gerechnet werden, sind die Unternehmung einer Privat-
gesellschaft, "Barry Dock and Railway-Company", welche auch den
Bau einer 27 km langen Eisenbahn zur Verbindung des neuen
Hafens mit dem Kohlendistricte in Angriff genommen hat. Die Ein-
fahrt in die Barry-Docks liegt an der Ostseite der Barry-Insel und
wird durch zwei Wellenbrecher geschützt, welche einen Canal von
107 m Breite und 443 m Länge bis zum eigentlichen Fluthafen
(Dock) bilden. Schleussen werden das grosse Bassin und die Vor-
kammer desselben abschliessen. Die Baukosten dürften etwa 9 Millionen
Gulden betragen. Die Dockbauten wurden im November 1884 be-
gonnen und waren 1889 nahezu vollendet.

Die Barry-Docks haben gegenüber Cardiff den Vortheil, dass
die Zufahrt mit geringeren Schwierigkeiten verbunden ist, deshalb
steht zu erwarten, dass die neue Anlage für die alte Rivalin eine
gefährliche Concurrentin werden wird.

Die folgende Tabelle stellt die Handelsbewegung Cardiffs von 1887 bis
1889 dar:

[Tabelle]

Der atlantische Ocean.
das Seinige dazu bei, dass auch in der Einrichtung der Docks auf
die Bedürfnisse dieses Exportartikels vorwiegend Rücksicht ge-
nommen ist.

Die Zufahrt nach Cardiff ist für grössere Schiffe sowohl über die
seichte Rhede wie aufwärts am Taff-Flüsschen nur bei Hochwasser
möglich. Dieses erreicht hier aber die enorme Höhe von 11·4 m über
dem Ebbestand, gestattet daher den Verkehr der grössten Ocean-
dampfer. Doch ist die Zufahrt nicht ohne Gefahren.

Die Bedeutung von Cardiff steht in engem Zusammenhange mit
den Gruben von Wales, jede Fluctuation in denselben wirkt auf den
Verkehr der Stadt zurück, und der günstigste Umstand, dessen
man bisher sich immer noch erfreuen konnte, liegt in der noch un-
übertroffenen Qualität der Cardiffer Kohle. Würde hierin anderswo
eine bedenkliche Concurrenz entstehen, dann könnte freilich Cardiff
seinen heutigen Rang nicht mehr so aufrecht behaupten.

Neuestens wird nächst der 15 km südwestlich von Cardiff ent-
fernten Küsteninsel Barry eine weitere Hafenanlage gebaut, weil
der in Cardiff riesig anwachsende Verkehr nicht mehr in einem Hafen
bewältigt werden kann.

Die Barry-Docks, welche mit 40 ha Fläche zu den grössten
in England gerechnet werden, sind die Unternehmung einer Privat-
gesellschaft, „Barry Dock and Railway-Company“, welche auch den
Bau einer 27 km langen Eisenbahn zur Verbindung des neuen
Hafens mit dem Kohlendistricte in Angriff genommen hat. Die Ein-
fahrt in die Barry-Docks liegt an der Ostseite der Barry-Insel und
wird durch zwei Wellenbrecher geschützt, welche einen Canal von
107 m Breite und 443 m Länge bis zum eigentlichen Fluthafen
(Dock) bilden. Schleussen werden das grosse Bassin und die Vor-
kammer desselben abschliessen. Die Baukosten dürften etwa 9 Millionen
Gulden betragen. Die Dockbauten wurden im November 1884 be-
gonnen und waren 1889 nahezu vollendet.

Die Barry-Docks haben gegenüber Cardiff den Vortheil, dass
die Zufahrt mit geringeren Schwierigkeiten verbunden ist, deshalb
steht zu erwarten, dass die neue Anlage für die alte Rivalin eine
gefährliche Concurrentin werden wird.

Die folgende Tabelle stellt die Handelsbewegung Cardiffs von 1887 bis
1889 dar:

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[1050/1070] Der atlantische Ocean. das Seinige dazu bei, dass auch in der Einrichtung der Docks auf die Bedürfnisse dieses Exportartikels vorwiegend Rücksicht ge- nommen ist. Die Zufahrt nach Cardiff ist für grössere Schiffe sowohl über die seichte Rhede wie aufwärts am Taff-Flüsschen nur bei Hochwasser möglich. Dieses erreicht hier aber die enorme Höhe von 11·4 m über dem Ebbestand, gestattet daher den Verkehr der grössten Ocean- dampfer. Doch ist die Zufahrt nicht ohne Gefahren. Die Bedeutung von Cardiff steht in engem Zusammenhange mit den Gruben von Wales, jede Fluctuation in denselben wirkt auf den Verkehr der Stadt zurück, und der günstigste Umstand, dessen man bisher sich immer noch erfreuen konnte, liegt in der noch un- übertroffenen Qualität der Cardiffer Kohle. Würde hierin anderswo eine bedenkliche Concurrenz entstehen, dann könnte freilich Cardiff seinen heutigen Rang nicht mehr so aufrecht behaupten. Neuestens wird nächst der 15 km südwestlich von Cardiff ent- fernten Küsteninsel Barry eine weitere Hafenanlage gebaut, weil der in Cardiff riesig anwachsende Verkehr nicht mehr in einem Hafen bewältigt werden kann. Die Barry-Docks, welche mit 40 ha Fläche zu den grössten in England gerechnet werden, sind die Unternehmung einer Privat- gesellschaft, „Barry Dock and Railway-Company“, welche auch den Bau einer 27 km langen Eisenbahn zur Verbindung des neuen Hafens mit dem Kohlendistricte in Angriff genommen hat. Die Ein- fahrt in die Barry-Docks liegt an der Ostseite der Barry-Insel und wird durch zwei Wellenbrecher geschützt, welche einen Canal von 107 m Breite und 443 m Länge bis zum eigentlichen Fluthafen (Dock) bilden. Schleussen werden das grosse Bassin und die Vor- kammer desselben abschliessen. Die Baukosten dürften etwa 9 Millionen Gulden betragen. Die Dockbauten wurden im November 1884 be- gonnen und waren 1889 nahezu vollendet. Die Barry-Docks haben gegenüber Cardiff den Vortheil, dass die Zufahrt mit geringeren Schwierigkeiten verbunden ist, deshalb steht zu erwarten, dass die neue Anlage für die alte Rivalin eine gefährliche Concurrentin werden wird. Die folgende Tabelle stellt die Handelsbewegung Cardiffs von 1887 bis 1889 dar: _

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 1050. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1070>, abgerufen am 23.11.2024.