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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.

Verlässt man die Docks auf der Itchen-Seite, so zieht sich das
Ufer in nördlicher Richtung entlang, und längs desselben sind zahl-
reiche Quais und Anlageplätze für Schiffe vorhanden, sowie einige
Werften. Hier wickelt sich ein grosser Theil des Schiffsverkehres,
welcher von den Docks allein nicht bewältigt werden kann, ab und
herrscht ununterbrochen die regste Thätigkeit. Der schönere Theil des
Ufers liegt auf der Test-Seite, wenn man vom Royal Pier sich nördlich
wendet. Dort sind auch die Seebäder, welche im Sommer einen An-
ziehungspunkt von Southampton bilden.

Die Stadt zählt mit ihren Vororten eine Bevölkerung von
100.000 Seelen. Nicht der Lage, aber der Bedeutung nach bildet
High Street die grosse Axe der Stadt, welche von Süd nach Nord,
vom Town Quai -- beim Town Pier -- bis zum Bar Gate, einem
alten Thorweg, zieht und sich dann zum oberen Stadttheile fortsetzt.
In dieser sehr hübschen Strasse liegt eine Reihe ansehnlicher Ge-
bäude, so das naturwissenschaftlichen Studien gewidmete Hartley-
Institute, das Municipalgebäude, das Postamt, die Holyrood-Kirche,
welche im XIV. Jahrhundert erbaut ward, angeblich aber an ein
angelsächsisches Bauwerk anknüpfte. High Street war auch der Kern
der alten Stadt Southampton. Parallel mit High Street zieht sich
French Street hin, welche Strasse davon ihren Namen hat, weil sich
in derselben einstens zumeist die aus der Normandie gekommenen
Kaufleute niedergelassen hatten. Mehrere andere Strassen laufen noch
ziemlich parallel mit den beiden genannten von Süd nach Nord und
markiren das Hauptgerippe der Stadt, zu deren Wahrzeichen mehrere
schöne Parkanlagen gehören, so der durch eine Statue Lord Pal-
merston's gezierte East-Park, dann der Queenpark, nahe dem Town Quai.

Im nördlichen Theile der Stadt befindet sich das grosse Eta-
blissement der Ordnance Survey, welches mit der Durchführung und
Evidenzhaltung der Landesaufnahme des ganzen Königreiches betraut
ist und in dem die verschiedenen Karten hergestellt werden. Es ist
eine grosse, mit allen Anforderungen moderner Wissenschaft und
Technik ausgerüstete Anstalt, welche früher im Tower zu London ihren
Sitz hatte, seit 1841 aber nach Southampton verlegt worden ist.
Beim Ordnance Office beginnt die sogenannte Avenue, einst eine
Allee herrlicher Ulmen und eine Zierde der Stadt, deren Bäume
jedoch grösstentheils durch eine Art von Bohrwurm zerstört worden sind.

Southampton ist heute vor Allem ein Hafen, in welchem einer-
seits mehrere grosse Dampferlinien für den indischen, australischen,
afrikanischen und südamerikanischen Dienst ihren Ausgangspunkt haben

Der atlantische Ocean.

Verlässt man die Docks auf der Itchen-Seite, so zieht sich das
Ufer in nördlicher Richtung entlang, und längs desselben sind zahl-
reiche Quais und Anlageplätze für Schiffe vorhanden, sowie einige
Werften. Hier wickelt sich ein grosser Theil des Schiffsverkehres,
welcher von den Docks allein nicht bewältigt werden kann, ab und
herrscht ununterbrochen die regste Thätigkeit. Der schönere Theil des
Ufers liegt auf der Test-Seite, wenn man vom Royal Pier sich nördlich
wendet. Dort sind auch die Seebäder, welche im Sommer einen An-
ziehungspunkt von Southampton bilden.

Die Stadt zählt mit ihren Vororten eine Bevölkerung von
100.000 Seelen. Nicht der Lage, aber der Bedeutung nach bildet
High Street die grosse Axe der Stadt, welche von Süd nach Nord,
vom Town Quai — beim Town Pier — bis zum Bar Gate, einem
alten Thorweg, zieht und sich dann zum oberen Stadttheile fortsetzt.
In dieser sehr hübschen Strasse liegt eine Reihe ansehnlicher Ge-
bäude, so das naturwissenschaftlichen Studien gewidmete Hartley-
Institute, das Municipalgebäude, das Postamt, die Holyrood-Kirche,
welche im XIV. Jahrhundert erbaut ward, angeblich aber an ein
angelsächsisches Bauwerk anknüpfte. High Street war auch der Kern
der alten Stadt Southampton. Parallel mit High Street zieht sich
French Street hin, welche Strasse davon ihren Namen hat, weil sich
in derselben einstens zumeist die aus der Normandie gekommenen
Kaufleute niedergelassen hatten. Mehrere andere Strassen laufen noch
ziemlich parallel mit den beiden genannten von Süd nach Nord und
markiren das Hauptgerippe der Stadt, zu deren Wahrzeichen mehrere
schöne Parkanlagen gehören, so der durch eine Statue Lord Pal-
merston’s gezierte East-Park, dann der Queenpark, nahe dem Town Quai.

Im nördlichen Theile der Stadt befindet sich das grosse Eta-
blissement der Ordnance Survey, welches mit der Durchführung und
Evidenzhaltung der Landesaufnahme des ganzen Königreiches betraut
ist und in dem die verschiedenen Karten hergestellt werden. Es ist
eine grosse, mit allen Anforderungen moderner Wissenschaft und
Technik ausgerüstete Anstalt, welche früher im Tower zu London ihren
Sitz hatte, seit 1841 aber nach Southampton verlegt worden ist.
Beim Ordnance Office beginnt die sogenannte Avenue, einst eine
Allee herrlicher Ulmen und eine Zierde der Stadt, deren Bäume
jedoch grösstentheils durch eine Art von Bohrwurm zerstört worden sind.

Southampton ist heute vor Allem ein Hafen, in welchem einer-
seits mehrere grosse Dampferlinien für den indischen, australischen,
afrikanischen und südamerikanischen Dienst ihren Ausgangspunkt haben

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[1066/1086] Der atlantische Ocean. Verlässt man die Docks auf der Itchen-Seite, so zieht sich das Ufer in nördlicher Richtung entlang, und längs desselben sind zahl- reiche Quais und Anlageplätze für Schiffe vorhanden, sowie einige Werften. Hier wickelt sich ein grosser Theil des Schiffsverkehres, welcher von den Docks allein nicht bewältigt werden kann, ab und herrscht ununterbrochen die regste Thätigkeit. Der schönere Theil des Ufers liegt auf der Test-Seite, wenn man vom Royal Pier sich nördlich wendet. Dort sind auch die Seebäder, welche im Sommer einen An- ziehungspunkt von Southampton bilden. Die Stadt zählt mit ihren Vororten eine Bevölkerung von 100.000 Seelen. Nicht der Lage, aber der Bedeutung nach bildet High Street die grosse Axe der Stadt, welche von Süd nach Nord, vom Town Quai — beim Town Pier — bis zum Bar Gate, einem alten Thorweg, zieht und sich dann zum oberen Stadttheile fortsetzt. In dieser sehr hübschen Strasse liegt eine Reihe ansehnlicher Ge- bäude, so das naturwissenschaftlichen Studien gewidmete Hartley- Institute, das Municipalgebäude, das Postamt, die Holyrood-Kirche, welche im XIV. Jahrhundert erbaut ward, angeblich aber an ein angelsächsisches Bauwerk anknüpfte. High Street war auch der Kern der alten Stadt Southampton. Parallel mit High Street zieht sich French Street hin, welche Strasse davon ihren Namen hat, weil sich in derselben einstens zumeist die aus der Normandie gekommenen Kaufleute niedergelassen hatten. Mehrere andere Strassen laufen noch ziemlich parallel mit den beiden genannten von Süd nach Nord und markiren das Hauptgerippe der Stadt, zu deren Wahrzeichen mehrere schöne Parkanlagen gehören, so der durch eine Statue Lord Pal- merston’s gezierte East-Park, dann der Queenpark, nahe dem Town Quai. Im nördlichen Theile der Stadt befindet sich das grosse Eta- blissement der Ordnance Survey, welches mit der Durchführung und Evidenzhaltung der Landesaufnahme des ganzen Königreiches betraut ist und in dem die verschiedenen Karten hergestellt werden. Es ist eine grosse, mit allen Anforderungen moderner Wissenschaft und Technik ausgerüstete Anstalt, welche früher im Tower zu London ihren Sitz hatte, seit 1841 aber nach Southampton verlegt worden ist. Beim Ordnance Office beginnt die sogenannte Avenue, einst eine Allee herrlicher Ulmen und eine Zierde der Stadt, deren Bäume jedoch grösstentheils durch eine Art von Bohrwurm zerstört worden sind. Southampton ist heute vor Allem ein Hafen, in welchem einer- seits mehrere grosse Dampferlinien für den indischen, australischen, afrikanischen und südamerikanischen Dienst ihren Ausgangspunkt haben

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 1066. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/1086>, abgerufen am 23.11.2024.