gogen, ein griechisches und ein bulgarisches Gymnasium, dann eine Handelsschule, endlich, den Bedürfnissen der zahlreichen Nationali- täten ihrer Bevölkerung entsprechend, griechische, bulgarische, ita- lienische, französische, israelitische und türkische Volksschulen.
An Humanitätsanstalten bestehen drei Spitäler (je ein türkisches, griechisches und französisches).
Mit dem Aufblühen der Stadt hat auch die industrielle Thätig- keit derselben sich gehoben. Es bestehen gegenwärtig 7 Dampf- mühlen, 2 Baumwollspinnereien mit Dampfbetrieb, die zusammen 500 Arbeiter beschäftigen, 5 Seifensiedereien, eine Gerberei, eine Spiritusfabrik u. a. m.
Am nördlichen Ende des Stadtquais sind in nächster Nähe zahl- reiche Lagerhäuser errichtet worden, von welchen Salonich mehr als 150 besitzt.
Leider entbehrt aber der Hafen der modernen Hilfsmittel für die schnelle Erledigung der Verkehrsoperationen. Das Löschen und Laden erfolgt mittelst Lichterbooten (maone), was ebenso kostspielig wie namentlich zeitraubend ist; auch können grössere Schiffe am Quai nicht anlegen, weil sie dort nur 1--3 m Wassertiefe finden. Manch- mal müssen Schiffe 8 Tage zuwarten, bis sie die nöthigen Lichter- boote zur Verfügung haben.
Die Hafenbucht bietet zwar unter gewöhnlichen Umständen aus- reichenden Schutz und hat bei 13--24 m Tiefe einen recht guten Ankergrund, allein bei steifen NNW- und Südwinden ereignet es sich oft, dass der Verkehr mit dem Lande ganz eingestellt werden muss.
Die Durchführung eines entsprechenden Hafenbaues wird daher auf die Länge der Zeit kaum zu vermeiden sein; ein solches Werk wäre eine Wohlthat für den Verkehr des regen Platzes. Projecte für Hafenbauten in Salonich liegen übrigens vor. Nebst der Schaffung von durch einen äusseren Wellenbrecher geschlossenen Bassins be- zwecken sie auch die Erweiterung der Quaifläche und die Verlänge- rung des Schienengeleises bis zum südlichen Ende derselben.
Salonich hat seiner Alterthumsschätze wegen schon lange die Aufmerksamkeit der Archäologen auf sich gelenkt, und man könnte fast sagen, dass die archäologische Erschliessung der Stadt noch nicht vollzogen ist.
Die 6--8 m hohen und 2 m dicken Befestigungsmauern der Stadt stammen aus dem Mittelalter und sind aus Resten antiker Bauten auf kyklopischen Fundamenten aufgeführt. Die Ringmauer endet im Westen an einer geschlossenen Bastion, der Fortezza, im Südosten aber an
Das Mittelmeerbecken.
gogen, ein griechisches und ein bulgarisches Gymnasium, dann eine Handelsschule, endlich, den Bedürfnissen der zahlreichen Nationali- täten ihrer Bevölkerung entsprechend, griechische, bulgarische, ita- lienische, französische, israelitische und türkische Volksschulen.
An Humanitätsanstalten bestehen drei Spitäler (je ein türkisches, griechisches und französisches).
Mit dem Aufblühen der Stadt hat auch die industrielle Thätig- keit derselben sich gehoben. Es bestehen gegenwärtig 7 Dampf- mühlen, 2 Baumwollspinnereien mit Dampfbetrieb, die zusammen 500 Arbeiter beschäftigen, 5 Seifensiedereien, eine Gerberei, eine Spiritusfabrik u. a. m.
Am nördlichen Ende des Stadtquais sind in nächster Nähe zahl- reiche Lagerhäuser errichtet worden, von welchen Salonich mehr als 150 besitzt.
Leider entbehrt aber der Hafen der modernen Hilfsmittel für die schnelle Erledigung der Verkehrsoperationen. Das Löschen und Laden erfolgt mittelst Lichterbooten (maone), was ebenso kostspielig wie namentlich zeitraubend ist; auch können grössere Schiffe am Quai nicht anlegen, weil sie dort nur 1—3 m Wassertiefe finden. Manch- mal müssen Schiffe 8 Tage zuwarten, bis sie die nöthigen Lichter- boote zur Verfügung haben.
Die Hafenbucht bietet zwar unter gewöhnlichen Umständen aus- reichenden Schutz und hat bei 13—24 m Tiefe einen recht guten Ankergrund, allein bei steifen NNW- und Südwinden ereignet es sich oft, dass der Verkehr mit dem Lande ganz eingestellt werden muss.
Die Durchführung eines entsprechenden Hafenbaues wird daher auf die Länge der Zeit kaum zu vermeiden sein; ein solches Werk wäre eine Wohlthat für den Verkehr des regen Platzes. Projecte für Hafenbauten in Salonich liegen übrigens vor. Nebst der Schaffung von durch einen äusseren Wellenbrecher geschlossenen Bassins be- zwecken sie auch die Erweiterung der Quaifläche und die Verlänge- rung des Schienengeleises bis zum südlichen Ende derselben.
Salonich hat seiner Alterthumsschätze wegen schon lange die Aufmerksamkeit der Archäologen auf sich gelenkt, und man könnte fast sagen, dass die archäologische Erschliessung der Stadt noch nicht vollzogen ist.
Die 6—8 m hohen und 2 m dicken Befestigungsmauern der Stadt stammen aus dem Mittelalter und sind aus Resten antiker Bauten auf kyklopischen Fundamenten aufgeführt. Die Ringmauer endet im Westen an einer geschlossenen Bastion, der Fortezza, im Südosten aber an
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Das Mittelmeerbecken.
gogen, ein griechisches und ein bulgarisches Gymnasium, dann eine
Handelsschule, endlich, den Bedürfnissen der zahlreichen Nationali-
täten ihrer Bevölkerung entsprechend, griechische, bulgarische, ita-
lienische, französische, israelitische und türkische Volksschulen.
An Humanitätsanstalten bestehen drei Spitäler (je ein türkisches,
griechisches und französisches).
Mit dem Aufblühen der Stadt hat auch die industrielle Thätig-
keit derselben sich gehoben. Es bestehen gegenwärtig 7 Dampf-
mühlen, 2 Baumwollspinnereien mit Dampfbetrieb, die zusammen
500 Arbeiter beschäftigen, 5 Seifensiedereien, eine Gerberei, eine
Spiritusfabrik u. a. m.
Am nördlichen Ende des Stadtquais sind in nächster Nähe zahl-
reiche Lagerhäuser errichtet worden, von welchen Salonich mehr als
150 besitzt.
Leider entbehrt aber der Hafen der modernen Hilfsmittel für die
schnelle Erledigung der Verkehrsoperationen. Das Löschen und Laden
erfolgt mittelst Lichterbooten (maone), was ebenso kostspielig wie
namentlich zeitraubend ist; auch können grössere Schiffe am Quai
nicht anlegen, weil sie dort nur 1—3 m Wassertiefe finden. Manch-
mal müssen Schiffe 8 Tage zuwarten, bis sie die nöthigen Lichter-
boote zur Verfügung haben.
Die Hafenbucht bietet zwar unter gewöhnlichen Umständen aus-
reichenden Schutz und hat bei 13—24 m Tiefe einen recht guten
Ankergrund, allein bei steifen NNW- und Südwinden ereignet es sich
oft, dass der Verkehr mit dem Lande ganz eingestellt werden muss.
Die Durchführung eines entsprechenden Hafenbaues wird daher
auf die Länge der Zeit kaum zu vermeiden sein; ein solches Werk
wäre eine Wohlthat für den Verkehr des regen Platzes. Projecte für
Hafenbauten in Salonich liegen übrigens vor. Nebst der Schaffung
von durch einen äusseren Wellenbrecher geschlossenen Bassins be-
zwecken sie auch die Erweiterung der Quaifläche und die Verlänge-
rung des Schienengeleises bis zum südlichen Ende derselben.
Salonich hat seiner Alterthumsschätze wegen schon lange die
Aufmerksamkeit der Archäologen auf sich gelenkt, und man könnte
fast sagen, dass die archäologische Erschliessung der Stadt noch nicht
vollzogen ist.
Die 6—8 m hohen und 2 m dicken Befestigungsmauern der Stadt
stammen aus dem Mittelalter und sind aus Resten antiker Bauten auf
kyklopischen Fundamenten aufgeführt. Die Ringmauer endet im Westen
an einer geschlossenen Bastion, der Fortezza, im Südosten aber an
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/118>, abgerufen am 26.11.2024.
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