wahrscheinlich von Constantin errichtet wurde und prächtige, voll- ständig erhaltene byzantinische Mosaiken enthält.
Die aus dem V. Jahrhundert stammende Eski-Dschami (alte Moschee), die erste Kirche von Thessalonike, die unter Murad als Moschee eingerichtet wurde, soll an der Stelle eines Tempels der Thermäischen Venus erbaut sein und enthält jonische Säulencapitäle in der von den Türken verbauten Vorhalle. (Zwischen 11 und 12 d. Pl.)
Die Aja Sophia genannte alte Kathedrale Santa Sophia von Thessalonike, welche jetzt die Hauptmoschee der Stadt ist, soll an- geblich unter Justinian vom Architekten Anthemius nach den Plänen des Domes gleichen Namens in Constantinopel, aber in kleineren Dimensionen mit Marmorverkleidung, erbaut worden sein.
Die Kuppelwandung enthält auf einer Fläche von 157 m2 ein merkwürdigerweise von den Mohammedanern nicht überklekstes Mosaik- gemälde auf Goldgrund, welches die Himmelfahrt Christi darstellt. Nur die Figur des Heilands übertünchten die Türken mit Kalk, so dass die Füsse des Erlösers allein sichtbar geblieben sind.
Von grosser Bedeutung ist die St. Demetrios-Kirche, die jetzige Kassimieh Moschee, die im V. Jahrhundert auf dem Grabe des h. Demetrios erbaut wurde und seit 1497 (Sultan Bajazid I.) zur Moschee umgewandelt ist. Die Türken üben an dieser Stätte die höchste Toleranz, indem sie den Besuch des Grabes den Griechen gestatten. Noch seien die altchristlichen, jetzt ebenfalls als Moscheen dienenden Kirchen Santi Apostoli, St. Elias und St. Bardias als sehenswerthe Bauwerke hier erwähnt.
Das Klima von Salonich ist trotz der Nähe des Meeres im Winter rauh, im Sommer heiss und wegen der ausgedehnten Sümpfe an der Vardarmündung ungesund. In der warmen Jahreszeit zieht denn auch ein grosser Theil der Bevölkerung hinaus in die Vorstadt Kalamaria, wo überdies ein besseres Trinkwasser als in der Stadt vorhanden ist.
Obgleich Salonich die Wohlthat einer Eisenbahnverbindung ge- niesst und in seiner Nähe der bis Köprülü, also auf eine Entfernung von 160 km, schiffbare Vardar mündet, hat der Karawanenhandel noch nicht aufgehört, und langen noch immer solche Handelszüge von 100 bis 120 Thieren aus Monastir und Serres in der Stadt an.
In Salonich concentrirt sich im Allgemeinen der Seehandel Makedoniens. Denn die übrigen Rheden von der griechischen Grenze bei Platamona bis Porto Lagos vermitteln bloss den Localhandel und Küstenschiffahrt. Eine Ausnahme machen nur Orfano, der Hafen von
Das Mittelmeerbecken.
wahrscheinlich von Constantin errichtet wurde und prächtige, voll- ständig erhaltene byzantinische Mosaiken enthält.
Die aus dem V. Jahrhundert stammende Eski-Dschami (alte Moschee), die erste Kirche von Thessalonike, die unter Murad als Moschee eingerichtet wurde, soll an der Stelle eines Tempels der Thermäischen Venus erbaut sein und enthält jonische Säulencapitäle in der von den Türken verbauten Vorhalle. (Zwischen 11 und 12 d. Pl.)
Die Aja Sophia genannte alte Kathedrale Santa Sophia von Thessalonike, welche jetzt die Hauptmoschee der Stadt ist, soll an- geblich unter Justinian vom Architekten Anthemius nach den Plänen des Domes gleichen Namens in Constantinopel, aber in kleineren Dimensionen mit Marmorverkleidung, erbaut worden sein.
Die Kuppelwandung enthält auf einer Fläche von 157 m2 ein merkwürdigerweise von den Mohammedanern nicht überklekstes Mosaik- gemälde auf Goldgrund, welches die Himmelfahrt Christi darstellt. Nur die Figur des Heilands übertünchten die Türken mit Kalk, so dass die Füsse des Erlösers allein sichtbar geblieben sind.
Von grosser Bedeutung ist die St. Demetrios-Kirche, die jetzige Kassimieh Moschee, die im V. Jahrhundert auf dem Grabe des h. Demetrios erbaut wurde und seit 1497 (Sultan Bajazid I.) zur Moschee umgewandelt ist. Die Türken üben an dieser Stätte die höchste Toleranz, indem sie den Besuch des Grabes den Griechen gestatten. Noch seien die altchristlichen, jetzt ebenfalls als Moscheen dienenden Kirchen Santi Apostoli, St. Elias und St. Bardias als sehenswerthe Bauwerke hier erwähnt.
Das Klima von Salonich ist trotz der Nähe des Meeres im Winter rauh, im Sommer heiss und wegen der ausgedehnten Sümpfe an der Vardarmündung ungesund. In der warmen Jahreszeit zieht denn auch ein grosser Theil der Bevölkerung hinaus in die Vorstadt Kalamaria, wo überdies ein besseres Trinkwasser als in der Stadt vorhanden ist.
Obgleich Salonich die Wohlthat einer Eisenbahnverbindung ge- niesst und in seiner Nähe der bis Köprülü, also auf eine Entfernung von 160 km, schiffbare Vardar mündet, hat der Karawanenhandel noch nicht aufgehört, und langen noch immer solche Handelszüge von 100 bis 120 Thieren aus Monastir und Serres in der Stadt an.
In Salonich concentrirt sich im Allgemeinen der Seehandel Makedoniens. Denn die übrigen Rheden von der griechischen Grenze bei Platamona bis Porto Lagos vermitteln bloss den Localhandel und Küstenschiffahrt. Eine Ausnahme machen nur Orfano, der Hafen von
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Das Mittelmeerbecken.
wahrscheinlich von Constantin errichtet wurde und prächtige, voll-
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Die aus dem V. Jahrhundert stammende Eski-Dschami (alte
Moschee), die erste Kirche von Thessalonike, die unter Murad als
Moschee eingerichtet wurde, soll an der Stelle eines Tempels der
Thermäischen Venus erbaut sein und enthält jonische Säulencapitäle in
der von den Türken verbauten Vorhalle. (Zwischen 11 und 12 d. Pl.)
Die Aja Sophia genannte alte Kathedrale Santa Sophia von
Thessalonike, welche jetzt die Hauptmoschee der Stadt ist, soll an-
geblich unter Justinian vom Architekten Anthemius nach den Plänen
des Domes gleichen Namens in Constantinopel, aber in kleineren
Dimensionen mit Marmorverkleidung, erbaut worden sein.
Die Kuppelwandung enthält auf einer Fläche von 157 m2 ein
merkwürdigerweise von den Mohammedanern nicht überklekstes Mosaik-
gemälde auf Goldgrund, welches die Himmelfahrt Christi darstellt.
Nur die Figur des Heilands übertünchten die Türken mit Kalk, so
dass die Füsse des Erlösers allein sichtbar geblieben sind.
Von grosser Bedeutung ist die St. Demetrios-Kirche, die jetzige
Kassimieh Moschee, die im V. Jahrhundert auf dem Grabe des
h. Demetrios erbaut wurde und seit 1497 (Sultan Bajazid I.) zur
Moschee umgewandelt ist. Die Türken üben an dieser Stätte die höchste
Toleranz, indem sie den Besuch des Grabes den Griechen gestatten.
Noch seien die altchristlichen, jetzt ebenfalls als Moscheen dienenden
Kirchen Santi Apostoli, St. Elias und St. Bardias als sehenswerthe
Bauwerke hier erwähnt.
Das Klima von Salonich ist trotz der Nähe des Meeres im Winter
rauh, im Sommer heiss und wegen der ausgedehnten Sümpfe an der
Vardarmündung ungesund. In der warmen Jahreszeit zieht denn auch
ein grosser Theil der Bevölkerung hinaus in die Vorstadt Kalamaria,
wo überdies ein besseres Trinkwasser als in der Stadt vorhanden ist.
Obgleich Salonich die Wohlthat einer Eisenbahnverbindung ge-
niesst und in seiner Nähe der bis Köprülü, also auf eine Entfernung
von 160 km, schiffbare Vardar mündet, hat der Karawanenhandel noch
nicht aufgehört, und langen noch immer solche Handelszüge von 100
bis 120 Thieren aus Monastir und Serres in der Stadt an.
In Salonich concentrirt sich im Allgemeinen der Seehandel
Makedoniens. Denn die übrigen Rheden von der griechischen Grenze
bei Platamona bis Porto Lagos vermitteln bloss den Localhandel und
Küstenschiffahrt. Eine Ausnahme machen nur Orfano, der Hafen von
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/120>, abgerufen am 26.11.2024.
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