betriebe, nicht von der mangelhaften Düngung reden, wodurch die Entwicklung des Unkrautes begünstigt ist. Näher liegt uns der Hin- weis auf die theueren Arbeitskräfte zur Zeit der Ernte. Wegen dieser hohen Löhne haben im Jahre 1888 die Arbeiter die Kohlenbergwerke am Donetz verlassen und sind in die Getreide bauenden Theile Süd- russlands gezogen.
Die reichen Ernten lieferten den Russen die Mittel, Ackerbau- maschinen anzuschaffen, um die menschliche Arbeitskraft wenigstens zum Theile entbehren zu können. Alles dies wird beitragen, im Laufe der Zeit seine Production zu heben. Aber der Ertrag des Getreide- baues könnte unmittelbar bedeutend steigen, wenn der Russe die ge- naue Arbeit des Amerikaners beim Verladen des Getreides sich zu- eigen machte. Es ist unglaublich, welche Mengen von Getreide in Russland durch die sehr nachlässige Verladung des Getreides verloren gehen. Von dem Arbeiter, der es aus der Kleete nachlässig in einem Sack füllt, angefangen, bis zu dem Lastträger in dem Verschiffungs- hafen, alle bemühen sich, Getreide zu verstreuen. In den südlichen Häfen Odessa, Rostow u. s. w. rechnet man den Verlust auf 3--6 %.
Nach dieser Schilderung ist Getreide die Grundlage der Ausfuhr Odessas; nicht weniger als 117·6 Millionen Rubel, das sind 72 % der Gesammtausfuhr Odessas, entfielen 1888 auf Erzeugnisse des Ackerbaues. Unter diesen ist Weizen besonders hervorragend, wie die unten folgende Tabelle zeigt, da sein Anbaugebiet im Süden Russlands liegt, während Roggen und Oelsaat die ihnen günstiger liegenden baltischen Häfen aufsuchen. Dass sich die Weizenausfuhr jetzt mehr auf die Herbst- monate concentrirt, während früher das Frühjahr die Handelssaison war, ist die Folge der fortschreitenden Besserung der Verkehrsmittel, welche gestattet, die Getreidemassen schneller in das Ausland abzustossen, als dies früher der Fall war. Die wichtigsten Bezugsländer für Weizen und die anderen Brotfrüchte sind Gross- britannien, Holland, Frankreich, Italien, Belgien, Griechenland und die Türkei: von Gerste und Roggen gehen ansehnliche Ladungen direct nach Deutschland ab.
Die Ausfuhr Odessas betrug in Metercentner:
[Tabelle]
Das Mittelmeerbecken.
betriebe, nicht von der mangelhaften Düngung reden, wodurch die Entwicklung des Unkrautes begünstigt ist. Näher liegt uns der Hin- weis auf die theueren Arbeitskräfte zur Zeit der Ernte. Wegen dieser hohen Löhne haben im Jahre 1888 die Arbeiter die Kohlenbergwerke am Donetz verlassen und sind in die Getreide bauenden Theile Süd- russlands gezogen.
Die reichen Ernten lieferten den Russen die Mittel, Ackerbau- maschinen anzuschaffen, um die menschliche Arbeitskraft wenigstens zum Theile entbehren zu können. Alles dies wird beitragen, im Laufe der Zeit seine Production zu heben. Aber der Ertrag des Getreide- baues könnte unmittelbar bedeutend steigen, wenn der Russe die ge- naue Arbeit des Amerikaners beim Verladen des Getreides sich zu- eigen machte. Es ist unglaublich, welche Mengen von Getreide in Russland durch die sehr nachlässige Verladung des Getreides verloren gehen. Von dem Arbeiter, der es aus der Kleete nachlässig in einem Sack füllt, angefangen, bis zu dem Lastträger in dem Verschiffungs- hafen, alle bemühen sich, Getreide zu verstreuen. In den südlichen Häfen Odessa, Rostow u. s. w. rechnet man den Verlust auf 3—6 %.
Nach dieser Schilderung ist Getreide die Grundlage der Ausfuhr Odessas; nicht weniger als 117·6 Millionen Rubel, das sind 72 % der Gesammtausfuhr Odessas, entfielen 1888 auf Erzeugnisse des Ackerbaues. Unter diesen ist Weizen besonders hervorragend, wie die unten folgende Tabelle zeigt, da sein Anbaugebiet im Süden Russlands liegt, während Roggen und Oelsaat die ihnen günstiger liegenden baltischen Häfen aufsuchen. Dass sich die Weizenausfuhr jetzt mehr auf die Herbst- monate concentrirt, während früher das Frühjahr die Handelssaison war, ist die Folge der fortschreitenden Besserung der Verkehrsmittel, welche gestattet, die Getreidemassen schneller in das Ausland abzustossen, als dies früher der Fall war. Die wichtigsten Bezugsländer für Weizen und die anderen Brotfrüchte sind Gross- britannien, Holland, Frankreich, Italien, Belgien, Griechenland und die Türkei: von Gerste und Roggen gehen ansehnliche Ladungen direct nach Deutschland ab.
Die Ausfuhr Odessas betrug in Metercentner:
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Das Mittelmeerbecken.
betriebe, nicht von der mangelhaften Düngung reden, wodurch die
Entwicklung des Unkrautes begünstigt ist. Näher liegt uns der Hin-
weis auf die theueren Arbeitskräfte zur Zeit der Ernte. Wegen dieser
hohen Löhne haben im Jahre 1888 die Arbeiter die Kohlenbergwerke
am Donetz verlassen und sind in die Getreide bauenden Theile Süd-
russlands gezogen.
Die reichen Ernten lieferten den Russen die Mittel, Ackerbau-
maschinen anzuschaffen, um die menschliche Arbeitskraft wenigstens
zum Theile entbehren zu können. Alles dies wird beitragen, im Laufe
der Zeit seine Production zu heben. Aber der Ertrag des Getreide-
baues könnte unmittelbar bedeutend steigen, wenn der Russe die ge-
naue Arbeit des Amerikaners beim Verladen des Getreides sich zu-
eigen machte. Es ist unglaublich, welche Mengen von Getreide in
Russland durch die sehr nachlässige Verladung des Getreides verloren
gehen. Von dem Arbeiter, der es aus der Kleete nachlässig in einem
Sack füllt, angefangen, bis zu dem Lastträger in dem Verschiffungs-
hafen, alle bemühen sich, Getreide zu verstreuen. In den südlichen
Häfen Odessa, Rostow u. s. w. rechnet man den Verlust auf 3—6 %.
Nach dieser Schilderung ist Getreide die Grundlage der Ausfuhr Odessas;
nicht weniger als 117·6 Millionen Rubel, das sind 72 % der Gesammtausfuhr
Odessas, entfielen 1888 auf Erzeugnisse des Ackerbaues. Unter diesen ist Weizen
besonders hervorragend, wie die unten folgende Tabelle zeigt, da sein Anbaugebiet im
Süden Russlands liegt, während Roggen und Oelsaat die ihnen günstiger liegenden
baltischen Häfen aufsuchen. Dass sich die Weizenausfuhr jetzt mehr auf die Herbst-
monate concentrirt, während früher das Frühjahr die Handelssaison war, ist die
Folge der fortschreitenden Besserung der Verkehrsmittel, welche gestattet, die
Getreidemassen schneller in das Ausland abzustossen, als dies früher der Fall war.
Die wichtigsten Bezugsländer für Weizen und die anderen Brotfrüchte sind Gross-
britannien, Holland, Frankreich, Italien, Belgien, Griechenland und die Türkei: von
Gerste und Roggen gehen ansehnliche Ladungen direct nach Deutschland ab.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/194>, abgerufen am 21.11.2024.
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