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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der Suez-Canal.
Egyptens, eine Rivalin von Alexandria. Sein Gesammtverkehr hat
sich bedeutend gehoben, weil seit dem Februar 1888 nicht weniger
als 7 grosse Postdampferlinien, die früher Alexandria anliefen, direct
nach Port Said gehen. Damals wurden Post und Passagiere mit
der Bahn über Alexandria, Kairo und Ismailia nach Suez befördert,
heute benützen die Reisenden, welche in Egypten bleiben wollen,
vielfach den Canal bis Ismailia, von wo sie die Waggons der Strecke
Ismailia--Zagazig durch Staub und Sand ins Innere bringen.

Noch vor wenigen Jahren brauchte ein Dampfer von Alexandria
über Port Said nach Suez 4--6 Tage. Diese Zeit benützten alle
besseren Passagiere, um per Bahn über Kairo nach Suez zu gehen,
was circa 22 Stunden in Anspruch nimmt, und den Rest der Zeit, um
Kairo und dessen Sehenswürdigkeiten (die Pyramiden etc.) zu bewun-
dern. Dass nun in Ismailia so viele Reisende den Boden Egyptens
betreten, ist für die Canalgesellschaft, wie schon erwähnt, ein Gewinn
von je 5 Francs per Passagier.

Ueber Port Said, die Station der grossen Route zwischen Europa
und Asien--Australien, kommt man am schnellsten nach Egypten;
die "Oceana" der Peninsular und Oriental Company legte einmal die
Strecke Brindisi--Port Said (930 Seemeilen) in 581/2 Stunden zurück.
Der Weg Salonich--Port Said könnte, wie bekannt, in 48 bis
50 Stunden zurückgelegt werden. Aber Port Said hat nichts von
seiner günstigen Lage an einer Linie des Weltverkehrs, wie wir eben
gesehen haben; es entbehrt noch immer eines Anschlusses an das
sonst gut angelegte Eisenbahnnetz Egyptens.

Eine Bahn von Port Said nach Ismailia oder Salihijeh würde
den grössten Theil des Personenverkehres von Alexandria nach Port
Said lenken, diesen Hafen zum Ausfuhrplatze des nordöstlichen
Egyptens und somit zu einem gefährlichen Concurrenten Alexandrias
machen.

Wurden doch durch Vermittlung der Egyptischen Bank über
Port Said 1886 7316, 1887 6720 Ballen egyptischer Baumwolle,
ausserdem grössere Mengen Baumwollsamen, die bis Ismailia auf
dem Süsswassercanale, dann auf dem Hauptcanale gegangen waren,
geschickt.

Es ist daher begreiflich, dass man in Port Said der Eröffnung
des neuen Süsswassercanals von Ismailia her auch aus dem Grunde mit
Spannung entgegensieht, weil man eine Benützung desselben wenig-
stens durch kleine Schiffe hofft, obwohl es in der Concession für den
Bau ausdrücklich heisst, er dürfe nicht breiter sein, als die Wasser-

Der Suez-Canal.
Egyptens, eine Rivalin von Alexandria. Sein Gesammtverkehr hat
sich bedeutend gehoben, weil seit dem Februar 1888 nicht weniger
als 7 grosse Postdampferlinien, die früher Alexandria anliefen, direct
nach Port Saïd gehen. Damals wurden Post und Passagiere mit
der Bahn über Alexandria, Kairo und Ismaïlia nach Suez befördert,
heute benützen die Reisenden, welche in Egypten bleiben wollen,
vielfach den Canal bis Ismaïlia, von wo sie die Waggons der Strecke
Ismaïlia—Zagazig durch Staub und Sand ins Innere bringen.

Noch vor wenigen Jahren brauchte ein Dampfer von Alexandria
über Port Saïd nach Suez 4—6 Tage. Diese Zeit benützten alle
besseren Passagiere, um per Bahn über Kairo nach Suez zu gehen,
was circa 22 Stunden in Anspruch nimmt, und den Rest der Zeit, um
Kairo und dessen Sehenswürdigkeiten (die Pyramiden etc.) zu bewun-
dern. Dass nun in Ismaïlia so viele Reisende den Boden Egyptens
betreten, ist für die Canalgesellschaft, wie schon erwähnt, ein Gewinn
von je 5 Francs per Passagier.

Ueber Port Saïd, die Station der grossen Route zwischen Europa
und Asien—Australien, kommt man am schnellsten nach Egypten;
die „Oceana“ der Peninsular und Oriental Company legte einmal die
Strecke Brindisi—Port Saïd (930 Seemeilen) in 58½ Stunden zurück.
Der Weg Salonich—Port Saïd könnte, wie bekannt, in 48 bis
50 Stunden zurückgelegt werden. Aber Port Saïd hat nichts von
seiner günstigen Lage an einer Linie des Weltverkehrs, wie wir eben
gesehen haben; es entbehrt noch immer eines Anschlusses an das
sonst gut angelegte Eisenbahnnetz Egyptens.

Eine Bahn von Port Saïd nach Ismaïlia oder Salihijeh würde
den grössten Theil des Personenverkehres von Alexandria nach Port
Saïd lenken, diesen Hafen zum Ausfuhrplatze des nordöstlichen
Egyptens und somit zu einem gefährlichen Concurrenten Alexandrias
machen.

Wurden doch durch Vermittlung der Egyptischen Bank über
Port Saïd 1886 7316, 1887 6720 Ballen egyptischer Baumwolle,
ausserdem grössere Mengen Baumwollsamen, die bis Ismaïlia auf
dem Süsswassercanale, dann auf dem Hauptcanale gegangen waren,
geschickt.

Es ist daher begreiflich, dass man in Port Saïd der Eröffnung
des neuen Süsswassercanals von Ismaïlia her auch aus dem Grunde mit
Spannung entgegensieht, weil man eine Benützung desselben wenig-
stens durch kleine Schiffe hofft, obwohl es in der Concession für den
Bau ausdrücklich heisst, er dürfe nicht breiter sein, als die Wasser-

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[271/0291] Der Suez-Canal. Egyptens, eine Rivalin von Alexandria. Sein Gesammtverkehr hat sich bedeutend gehoben, weil seit dem Februar 1888 nicht weniger als 7 grosse Postdampferlinien, die früher Alexandria anliefen, direct nach Port Saïd gehen. Damals wurden Post und Passagiere mit der Bahn über Alexandria, Kairo und Ismaïlia nach Suez befördert, heute benützen die Reisenden, welche in Egypten bleiben wollen, vielfach den Canal bis Ismaïlia, von wo sie die Waggons der Strecke Ismaïlia—Zagazig durch Staub und Sand ins Innere bringen. Noch vor wenigen Jahren brauchte ein Dampfer von Alexandria über Port Saïd nach Suez 4—6 Tage. Diese Zeit benützten alle besseren Passagiere, um per Bahn über Kairo nach Suez zu gehen, was circa 22 Stunden in Anspruch nimmt, und den Rest der Zeit, um Kairo und dessen Sehenswürdigkeiten (die Pyramiden etc.) zu bewun- dern. Dass nun in Ismaïlia so viele Reisende den Boden Egyptens betreten, ist für die Canalgesellschaft, wie schon erwähnt, ein Gewinn von je 5 Francs per Passagier. Ueber Port Saïd, die Station der grossen Route zwischen Europa und Asien—Australien, kommt man am schnellsten nach Egypten; die „Oceana“ der Peninsular und Oriental Company legte einmal die Strecke Brindisi—Port Saïd (930 Seemeilen) in 58½ Stunden zurück. Der Weg Salonich—Port Saïd könnte, wie bekannt, in 48 bis 50 Stunden zurückgelegt werden. Aber Port Saïd hat nichts von seiner günstigen Lage an einer Linie des Weltverkehrs, wie wir eben gesehen haben; es entbehrt noch immer eines Anschlusses an das sonst gut angelegte Eisenbahnnetz Egyptens. Eine Bahn von Port Saïd nach Ismaïlia oder Salihijeh würde den grössten Theil des Personenverkehres von Alexandria nach Port Saïd lenken, diesen Hafen zum Ausfuhrplatze des nordöstlichen Egyptens und somit zu einem gefährlichen Concurrenten Alexandrias machen. Wurden doch durch Vermittlung der Egyptischen Bank über Port Saïd 1886 7316, 1887 6720 Ballen egyptischer Baumwolle, ausserdem grössere Mengen Baumwollsamen, die bis Ismaïlia auf dem Süsswassercanale, dann auf dem Hauptcanale gegangen waren, geschickt. Es ist daher begreiflich, dass man in Port Saïd der Eröffnung des neuen Süsswassercanals von Ismaïlia her auch aus dem Grunde mit Spannung entgegensieht, weil man eine Benützung desselben wenig- stens durch kleine Schiffe hofft, obwohl es in der Concession für den Bau ausdrücklich heisst, er dürfe nicht breiter sein, als die Wasser-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/291>, abgerufen am 22.11.2024.