Der mächtige Nil, "der Vater des Segens" (Abu el Baraka), theilt nächst Kairo sein Gewässer in sieben Hauptarme, welche strahlenförmig nordwärts ziehend, längs einer Deltabasis von 250 km Länge das Mittelmeer erreichen. Die Endpunkte des Deltas sind im Westen Alexandria, im Osten Port Said (vor Ausbau des Suez-Canals reichte das Delta bis Pelusium).
Die Küstenstrecke des Deltas hat eine nahezu kreisförmige Krümmung, aus welcher nur die Mündungen von Damietta und Rosetta, dann das Promontorium von Abukir zungenartig heraustreten.
Die Küste ist hier flach und von See aus erst auf geringe Ent- fernung wahrnehmbar, doch erleichtern hohe Leuchthürme die Orien- tirung. Hinter den Nehrungen der Küste dehnen sich haffartige Seen und Lagunen von Brakwasser aus, deren westlichster, der Mareotis- oder Mariut-See, bis 15 km westlich von Alexandria reicht.
Die ehrwürdige Residenzstadt der Kleopatra liegt jedoch auf keiner angeschwemmten Nehrung, sondern auf felsigem Boden, da von der libyschen Küste aus eine flache Terrainwelle gegen Abukir streicht, und diesem Theil der Deltaküste einen besonderen Charakter aufprägt, der nur dort, wo durch Bewässerung und fleissige Arbeit Culturen gewonnen wurden, freundlich, ja lieblich erscheint, sonst aber das Gepräge der öden Wüste, über die der Sandsturm braust, aufweist. So trägt die nächste Umgebung von Alexandria ein Doppelbild, den Contrast zwischen Oase und Wüste, zur Schau und schliesst sich so recht der Eigenthümlichkeit Egyptens an, in dessen Landschaftsbildern scharfe Gegensätze, wie Leben und Tod, hart aneinanderstossen.
Die Beschaffenheit des Hafens von Alexandria ist aus unserem Plane zu ersehen. Der eigentliche Hafen liegt, durch den langen, in einer gebrochenen Linie geführten Wellenbrecher geschützt, im Westen
Alexandria.
Der mächtige Nil, „der Vater des Segens“ (Abu el Baraka), theilt nächst Kairo sein Gewässer in sieben Hauptarme, welche strahlenförmig nordwärts ziehend, längs einer Deltabasis von 250 km Länge das Mittelmeer erreichen. Die Endpunkte des Deltas sind im Westen Alexandria, im Osten Port Saïd (vor Ausbau des Suez-Canals reichte das Delta bis Pelusium).
Die Küstenstrecke des Deltas hat eine nahezu kreisförmige Krümmung, aus welcher nur die Mündungen von Damietta und Rosetta, dann das Promontorium von Abukir zungenartig heraustreten.
Die Küste ist hier flach und von See aus erst auf geringe Ent- fernung wahrnehmbar, doch erleichtern hohe Leuchthürme die Orien- tirung. Hinter den Nehrungen der Küste dehnen sich haffartige Seen und Lagunen von Brakwasser aus, deren westlichster, der Mareotis- oder Mariut-See, bis 15 km westlich von Alexandria reicht.
Die ehrwürdige Residenzstadt der Kleopatra liegt jedoch auf keiner angeschwemmten Nehrung, sondern auf felsigem Boden, da von der libyschen Küste aus eine flache Terrainwelle gegen Abukir streicht, und diesem Theil der Deltaküste einen besonderen Charakter aufprägt, der nur dort, wo durch Bewässerung und fleissige Arbeit Culturen gewonnen wurden, freundlich, ja lieblich erscheint, sonst aber das Gepräge der öden Wüste, über die der Sandsturm braust, aufweist. So trägt die nächste Umgebung von Alexandria ein Doppelbild, den Contrast zwischen Oase und Wüste, zur Schau und schliesst sich so recht der Eigenthümlichkeit Egyptens an, in dessen Landschaftsbildern scharfe Gegensätze, wie Leben und Tod, hart aneinanderstossen.
Die Beschaffenheit des Hafens von Alexandria ist aus unserem Plane zu ersehen. Der eigentliche Hafen liegt, durch den langen, in einer gebrochenen Linie geführten Wellenbrecher geschützt, im Westen
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0296"n="[276]"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Alexandria.</hi></head><lb/><p>Der mächtige Nil, „der Vater des Segens“ (Abu el Baraka),<lb/>
theilt nächst Kairo sein Gewässer in sieben Hauptarme, welche<lb/>
strahlenförmig nordwärts ziehend, längs einer Deltabasis von 250 <hirendition="#i">km</hi><lb/>
Länge das Mittelmeer erreichen. Die Endpunkte des Deltas sind im<lb/>
Westen Alexandria, im Osten Port Saïd (vor Ausbau des Suez-Canals<lb/>
reichte das Delta bis Pelusium).</p><lb/><p>Die Küstenstrecke des Deltas hat eine nahezu kreisförmige<lb/>
Krümmung, aus welcher nur die Mündungen von Damietta und Rosetta,<lb/>
dann das Promontorium von Abukir zungenartig heraustreten.</p><lb/><p>Die Küste ist hier flach und von See aus erst auf geringe Ent-<lb/>
fernung wahrnehmbar, doch erleichtern hohe Leuchthürme die Orien-<lb/>
tirung. Hinter den Nehrungen der Küste dehnen sich haffartige Seen<lb/>
und Lagunen von Brakwasser aus, deren westlichster, der Mareotis-<lb/>
oder Mariut-See, bis 15 <hirendition="#i">km</hi> westlich von <hirendition="#g">Alexandria</hi> reicht.</p><lb/><p>Die ehrwürdige Residenzstadt der Kleopatra liegt jedoch auf<lb/>
keiner angeschwemmten Nehrung, sondern auf felsigem Boden, da<lb/>
von der libyschen Küste aus eine flache Terrainwelle gegen<lb/>
Abukir streicht, und diesem Theil der Deltaküste einen besonderen<lb/>
Charakter aufprägt, der nur dort, wo durch Bewässerung und fleissige<lb/>
Arbeit Culturen gewonnen wurden, freundlich, ja lieblich erscheint,<lb/>
sonst aber das Gepräge der öden Wüste, über die der Sandsturm<lb/>
braust, aufweist. So trägt die nächste Umgebung von Alexandria<lb/>
ein Doppelbild, den Contrast zwischen Oase und Wüste, zur Schau<lb/>
und schliesst sich so recht der Eigenthümlichkeit Egyptens an, in<lb/>
dessen Landschaftsbildern scharfe Gegensätze, wie Leben und Tod,<lb/>
hart aneinanderstossen.</p><lb/><p>Die Beschaffenheit des Hafens von Alexandria ist aus unserem<lb/>
Plane zu ersehen. Der eigentliche Hafen liegt, durch den langen, in<lb/>
einer gebrochenen Linie geführten Wellenbrecher geschützt, im Westen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[276]/0296]
Alexandria.
Der mächtige Nil, „der Vater des Segens“ (Abu el Baraka),
theilt nächst Kairo sein Gewässer in sieben Hauptarme, welche
strahlenförmig nordwärts ziehend, längs einer Deltabasis von 250 km
Länge das Mittelmeer erreichen. Die Endpunkte des Deltas sind im
Westen Alexandria, im Osten Port Saïd (vor Ausbau des Suez-Canals
reichte das Delta bis Pelusium).
Die Küstenstrecke des Deltas hat eine nahezu kreisförmige
Krümmung, aus welcher nur die Mündungen von Damietta und Rosetta,
dann das Promontorium von Abukir zungenartig heraustreten.
Die Küste ist hier flach und von See aus erst auf geringe Ent-
fernung wahrnehmbar, doch erleichtern hohe Leuchthürme die Orien-
tirung. Hinter den Nehrungen der Küste dehnen sich haffartige Seen
und Lagunen von Brakwasser aus, deren westlichster, der Mareotis-
oder Mariut-See, bis 15 km westlich von Alexandria reicht.
Die ehrwürdige Residenzstadt der Kleopatra liegt jedoch auf
keiner angeschwemmten Nehrung, sondern auf felsigem Boden, da
von der libyschen Küste aus eine flache Terrainwelle gegen
Abukir streicht, und diesem Theil der Deltaküste einen besonderen
Charakter aufprägt, der nur dort, wo durch Bewässerung und fleissige
Arbeit Culturen gewonnen wurden, freundlich, ja lieblich erscheint,
sonst aber das Gepräge der öden Wüste, über die der Sandsturm
braust, aufweist. So trägt die nächste Umgebung von Alexandria
ein Doppelbild, den Contrast zwischen Oase und Wüste, zur Schau
und schliesst sich so recht der Eigenthümlichkeit Egyptens an, in
dessen Landschaftsbildern scharfe Gegensätze, wie Leben und Tod,
hart aneinanderstossen.
Die Beschaffenheit des Hafens von Alexandria ist aus unserem
Plane zu ersehen. Der eigentliche Hafen liegt, durch den langen, in
einer gebrochenen Linie geführten Wellenbrecher geschützt, im Westen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [276]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/296>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.