Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

Tunis.
Said, die Sommerfrische der muselmanischen Aristokratie. In der
dortigen Moschee wird das Grab des Sidi-bu-Said andachtsvoll ver-
ehrt; der fromme Todte ist aber kein anderer als der heilige Ludwig.

Nächst dem Dorfe liegt die schöne Besitzung des Cardinals
Lavigerie mit blühender Rebencultur.

Von der Höhe des Leuchtthurmes ist eine der grossartigsten Aus-
sichten auf die ganze Umgebung zu geniessen. Vor allem ruht der

[Abbildung] Tunis. (Sonden und Höhen in Metern.)

A Ankerplatz bei Goletta, B Brücke, C inneres Bassin, D Bahira- oder Tunis-See, E Eisenbahnstation,
F Leuchtfeuer, G Paläste des Bey, H grosse Cisternen, J Cisternen, K Canal nach Tunis, L Landungs-
platz in Tunis, M Frankenstadt, N Friedhof, O Vorstadt Bab-el-Tjazira, P Vorstadt Medina, Q Vor-
stadt Bab-es-Suika, R Citadelle Kasbah, S Fort Fil-Fil, T Fort des Andalouses, U Fort Manubia,
V Volksgarten.

Blick auf dem Trümmerfelde von Carthago und auf dessen Erben, dem
neuen Hafen von Tunis.

Die Macht Carthagos, in dessen Nähe heute Tunis-Goletta stehen,
war durch den zweiten punischen Krieg gebrochen, die Weltherrschaft
des römischen Staates durch den Sieg der Scipionen über den syrischen
Grosskönig Antiochus III. bei Magnesia (190 v. Ch.) entschieden, und
doch schloss Cato der Aeltere jede seiner Reden im Senate, mochte
sie welchen Inhalt immer haben, mit den Worten: "Im Uebrigen
aber glaube ich, Carthago muss zerstört werden", und Rom scheute

Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 39

Tunis.
Saïd, die Sommerfrische der muselmanischen Aristokratie. In der
dortigen Moschee wird das Grab des Sidi-bu-Saïd andachtsvoll ver-
ehrt; der fromme Todte ist aber kein anderer als der heilige Ludwig.

Nächst dem Dorfe liegt die schöne Besitzung des Cardinals
Lavigerie mit blühender Rebencultur.

Von der Höhe des Leuchtthurmes ist eine der grossartigsten Aus-
sichten auf die ganze Umgebung zu geniessen. Vor allem ruht der

[Abbildung] Tunis. (Sonden und Höhen in Metern.)

A Ankerplatz bei Goletta, B Brücke, C inneres Bassin, D Bahira- oder Tunis-See, E Eisenbahnstation,
F Leuchtfeuer, G Paläste des Bey, H grosse Cisternen, J Cisternen, K Canal nach Tunis, L Landungs-
platz in Tunis, M Frankenstadt, N Friedhof, O Vorstadt Bab-el-Tjazira, P Vorstadt Medina, Q Vor-
stadt Bab-es-Suika, R Citadelle Kasbah, S Fort Fil-Fil, T Fort des Andalouses, U Fort Manubia,
V Volksgarten.

Blick auf dem Trümmerfelde von Carthago und auf dessen Erben, dem
neuen Hafen von Tunis.

Die Macht Carthagos, in dessen Nähe heute Tunis-Goletta stehen,
war durch den zweiten punischen Krieg gebrochen, die Weltherrschaft
des römischen Staates durch den Sieg der Scipionen über den syrischen
Grosskönig Antiochus III. bei Magnesia (190 v. Ch.) entschieden, und
doch schloss Cato der Aeltere jede seiner Reden im Senate, mochte
sie welchen Inhalt immer haben, mit den Worten: „Im Uebrigen
aber glaube ich, Carthago muss zerstört werden“, und Rom scheute

Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 39
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0325" n="305"/><fw place="top" type="header">Tunis.</fw><lb/>
Saïd, die Sommerfrische der muselmanischen Aristokratie. In der<lb/>
dortigen Moschee wird das Grab des Sidi-bu-Saïd andachtsvoll ver-<lb/>
ehrt; der fromme Todte ist aber kein anderer als der heilige Ludwig.</p><lb/>
          <p>Nächst dem Dorfe liegt die schöne Besitzung des Cardinals<lb/>
Lavigerie mit blühender Rebencultur.</p><lb/>
          <p>Von der Höhe des Leuchtthurmes ist eine der grossartigsten Aus-<lb/>
sichten auf die ganze Umgebung zu geniessen. Vor allem ruht der<lb/><figure><head><hi rendition="#b">Tunis.</hi> (Sonden und Höhen in Metern.)</head><lb/><p><hi rendition="#b">A</hi> Ankerplatz bei Goletta, <hi rendition="#b">B</hi> Brücke, <hi rendition="#b">C</hi> inneres Bassin, <hi rendition="#b">D</hi> Bahira- oder Tunis-See, <hi rendition="#b">E</hi> Eisenbahnstation,<lb/><hi rendition="#b">F</hi> Leuchtfeuer, <hi rendition="#b">G</hi> Paläste des Bey, <hi rendition="#b">H</hi> grosse Cisternen, <hi rendition="#b">J</hi> Cisternen, <hi rendition="#b">K</hi> Canal nach Tunis, <hi rendition="#b">L</hi> Landungs-<lb/>
platz in Tunis, <hi rendition="#b">M</hi> Frankenstadt, <hi rendition="#b">N</hi> Friedhof, <hi rendition="#b">O</hi> Vorstadt Bab-el-Tjazira, <hi rendition="#b">P</hi> Vorstadt Medina, <hi rendition="#b">Q</hi> Vor-<lb/>
stadt Bab-es-Suika, <hi rendition="#b">R</hi> Citadelle Kasbah, <hi rendition="#b">S</hi> Fort Fil-Fil, <hi rendition="#b">T</hi> Fort des Andalouses, <hi rendition="#b">U</hi> Fort Manubia,<lb/><hi rendition="#b">V</hi> Volksgarten.</p></figure><lb/>
Blick auf dem Trümmerfelde von Carthago und auf dessen Erben, dem<lb/>
neuen Hafen von Tunis.</p><lb/>
          <p>Die Macht Carthagos, in dessen Nähe heute Tunis-Goletta stehen,<lb/>
war durch den zweiten punischen Krieg gebrochen, die Weltherrschaft<lb/>
des römischen Staates durch den Sieg der Scipionen über den syrischen<lb/>
Grosskönig Antiochus III. bei Magnesia (190 v. Ch.) entschieden, und<lb/>
doch schloss Cato der Aeltere jede seiner Reden im Senate, mochte<lb/>
sie welchen Inhalt immer haben, mit den Worten: &#x201E;Im Uebrigen<lb/>
aber glaube ich, Carthago muss zerstört werden&#x201C;, und Rom scheute<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 39</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0325] Tunis. Saïd, die Sommerfrische der muselmanischen Aristokratie. In der dortigen Moschee wird das Grab des Sidi-bu-Saïd andachtsvoll ver- ehrt; der fromme Todte ist aber kein anderer als der heilige Ludwig. Nächst dem Dorfe liegt die schöne Besitzung des Cardinals Lavigerie mit blühender Rebencultur. Von der Höhe des Leuchtthurmes ist eine der grossartigsten Aus- sichten auf die ganze Umgebung zu geniessen. Vor allem ruht der [Abbildung Tunis. (Sonden und Höhen in Metern.) A Ankerplatz bei Goletta, B Brücke, C inneres Bassin, D Bahira- oder Tunis-See, E Eisenbahnstation, F Leuchtfeuer, G Paläste des Bey, H grosse Cisternen, J Cisternen, K Canal nach Tunis, L Landungs- platz in Tunis, M Frankenstadt, N Friedhof, O Vorstadt Bab-el-Tjazira, P Vorstadt Medina, Q Vor- stadt Bab-es-Suika, R Citadelle Kasbah, S Fort Fil-Fil, T Fort des Andalouses, U Fort Manubia, V Volksgarten.] Blick auf dem Trümmerfelde von Carthago und auf dessen Erben, dem neuen Hafen von Tunis. Die Macht Carthagos, in dessen Nähe heute Tunis-Goletta stehen, war durch den zweiten punischen Krieg gebrochen, die Weltherrschaft des römischen Staates durch den Sieg der Scipionen über den syrischen Grosskönig Antiochus III. bei Magnesia (190 v. Ch.) entschieden, und doch schloss Cato der Aeltere jede seiner Reden im Senate, mochte sie welchen Inhalt immer haben, mit den Worten: „Im Uebrigen aber glaube ich, Carthago muss zerstört werden“, und Rom scheute Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 39

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/325
Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/325>, abgerufen am 24.11.2024.