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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Palermo.

Wenngleich die Insel Sicilien geographisch und geologisch dem
italienischen Festlande zugehört und von diesem nur durch die in
der engsten Stelle 3200 m breite Enge von Messina getrennt ist, so
haben die Entwicklung der Culturverhältnisse und die Gestaltung der
Schicksale seiner Bewohner dennoch eigene, lange Zeiträume hindurch
von Italien unabhängige Wege genommen; und so viele Völker im
Laufe der geschichtlichen Periode auf der Insel gewohnt oder geherrscht
und Zeugnisse ihrer künstlerischen Befähigung zurückgelassen hatten:
sie vermochten die specifisch-sicilianische Eigenart in keiner Richtung
zu vernichten.

So erscheint uns denn Sicilien mit seiner grossartigen Natur und
reichen Production, seinen eigenthümlichen Volkssitten und ehrwürdigen
Traditionen, seinen die Kunstepochen dreier Jahrtausende repräsen-
tirenden Monumenten als ein für sich abgeschlossenes Gebiet, als ein
Eiland, dem an allgemeinem Interesse wenige Flecken der Erde
gleichgestellt werden können.

Die Insel (griechisch Sikelia und Trinakria) ist bei einem
Flächeninhalte von 25.800 km2 die bedeutendste des Mittelmeeres.
Sie ist fast durchwegs gebirgig, und finden sich an ihrer 820 km
langen Steilküste nur kurze Strecken mit seichtem Strande vor.

Zahlreiche landfest gewordene Küsteninseln bilden mitunter
prächtige natürliche Häfen, wie jene von Syrakus, Augusta, Trapani
und andere Hafenbildungen durch Anschwemmung entstanden, z. B. bei
Messina wohl durch die scharfe Gezeitenströmung in der Meerenge.

Eine Eigenthümlichkeit der sicilianischen Küsten sind die zahl-
reichen, jedoch wasserarmen Flüsse, die in oft sehr breiten mit Ge-
rölle bedeckten Rinnsalen den grössten Theil des Jahres als dünne
Wasseradern hinströmen, aber nach Regengüssen mit furchtbarer
Gewalt und oft Verheerungen anrichtend dem Meere zustürzen.


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Palermo.

Wenngleich die Insel Sicilien geographisch und geologisch dem
italienischen Festlande zugehört und von diesem nur durch die in
der engsten Stelle 3200 m breite Enge von Messina getrennt ist, so
haben die Entwicklung der Culturverhältnisse und die Gestaltung der
Schicksale seiner Bewohner dennoch eigene, lange Zeiträume hindurch
von Italien unabhängige Wege genommen; und so viele Völker im
Laufe der geschichtlichen Periode auf der Insel gewohnt oder geherrscht
und Zeugnisse ihrer künstlerischen Befähigung zurückgelassen hatten:
sie vermochten die specifisch-sicilianische Eigenart in keiner Richtung
zu vernichten.

So erscheint uns denn Sicilien mit seiner grossartigen Natur und
reichen Production, seinen eigenthümlichen Volkssitten und ehrwürdigen
Traditionen, seinen die Kunstepochen dreier Jahrtausende repräsen-
tirenden Monumenten als ein für sich abgeschlossenes Gebiet, als ein
Eiland, dem an allgemeinem Interesse wenige Flecken der Erde
gleichgestellt werden können.

Die Insel (griechisch Sikelia und Trinakria) ist bei einem
Flächeninhalte von 25.800 km2 die bedeutendste des Mittelmeeres.
Sie ist fast durchwegs gebirgig, und finden sich an ihrer 820 km
langen Steilküste nur kurze Strecken mit seichtem Strande vor.

Zahlreiche landfest gewordene Küsteninseln bilden mitunter
prächtige natürliche Häfen, wie jene von Syrakus, Augusta, Trapani
und andere Hafenbildungen durch Anschwemmung entstanden, z. B. bei
Messina wohl durch die scharfe Gezeitenströmung in der Meerenge.

Eine Eigenthümlichkeit der sicilianischen Küsten sind die zahl-
reichen, jedoch wasserarmen Flüsse, die in oft sehr breiten mit Ge-
rölle bedeckten Rinnsalen den grössten Theil des Jahres als dünne
Wasseradern hinströmen, aber nach Regengüssen mit furchtbarer
Gewalt und oft Verheerungen anrichtend dem Meere zustürzen.


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[[323]/0343] Palermo. Wenngleich die Insel Sicilien geographisch und geologisch dem italienischen Festlande zugehört und von diesem nur durch die in der engsten Stelle 3200 m breite Enge von Messina getrennt ist, so haben die Entwicklung der Culturverhältnisse und die Gestaltung der Schicksale seiner Bewohner dennoch eigene, lange Zeiträume hindurch von Italien unabhängige Wege genommen; und so viele Völker im Laufe der geschichtlichen Periode auf der Insel gewohnt oder geherrscht und Zeugnisse ihrer künstlerischen Befähigung zurückgelassen hatten: sie vermochten die specifisch-sicilianische Eigenart in keiner Richtung zu vernichten. So erscheint uns denn Sicilien mit seiner grossartigen Natur und reichen Production, seinen eigenthümlichen Volkssitten und ehrwürdigen Traditionen, seinen die Kunstepochen dreier Jahrtausende repräsen- tirenden Monumenten als ein für sich abgeschlossenes Gebiet, als ein Eiland, dem an allgemeinem Interesse wenige Flecken der Erde gleichgestellt werden können. Die Insel (griechisch Sikelia und Trinakria) ist bei einem Flächeninhalte von 25.800 km2 die bedeutendste des Mittelmeeres. Sie ist fast durchwegs gebirgig, und finden sich an ihrer 820 km langen Steilküste nur kurze Strecken mit seichtem Strande vor. Zahlreiche landfest gewordene Küsteninseln bilden mitunter prächtige natürliche Häfen, wie jene von Syrakus, Augusta, Trapani und andere Hafenbildungen durch Anschwemmung entstanden, z. B. bei Messina wohl durch die scharfe Gezeitenströmung in der Meerenge. Eine Eigenthümlichkeit der sicilianischen Küsten sind die zahl- reichen, jedoch wasserarmen Flüsse, die in oft sehr breiten mit Ge- rölle bedeckten Rinnsalen den grössten Theil des Jahres als dünne Wasseradern hinströmen, aber nach Regengüssen mit furchtbarer Gewalt und oft Verheerungen anrichtend dem Meere zustürzen. 41*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [323]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/343>, abgerufen am 24.11.2024.