ader geht von der durch luxuriöse Bauwerke gezierten Piazza del Plebiscito aus, besitzt aber keinen Reichthum an besonders hervor- ragenden Gebäuden. Beachtenswerth ist die Ausweitung des Dante- Platzes, auf dem sich das 1872 enthüllte Marmorstandbild des un- sterblichen Dichters der göttlichen Komödie erhebt. Dort steht auch das 1757 von der Stadt zu Ehren Karls III. errichtete und mit 27, die Tugenden desselben symbolisirenden Figuren geschmückte Gebäude, welches seit 1861 den Namen Liceo ginnasiale Vittorio Emanuele führt.
Mehrere der zahlreichen meist sehenswerthen Kirchen Neapels sind in den Häuserzeilen der Via Roma eingebaut. Diese steigt nun allmälig gegen Capodimonte auf und wechselt den Namen. Vom Dante-Platz an heisst sie Salita del Museo und vom Museum an wird sie Strada nuova di Capodimonti genannt.
Das Museum (Museo nazionale), ein höchst ansehnliches Gebäude mit rother Facade, ist eines der allerbedeutendsten Museen der Erde, welches nebst der reichen Fülle interessanter Reliquien aus der alt- römischen Zeit, insbesondere aus Pompeji und Herculanum, auch die Sammlungen der neapolitanischen Krone, dann die farnesischen aus Rom und Parma, und die aus den Palästen von Capodimonte und Portici enthält und dadurch zu einer hervorragenden kunsthistorischen Anstalt und Sehenswürdigkeit ersten Ranges geworden ist. Die Südfront des Gebäudes blickt auf die schöne breite Strada Foria, welche hier in die Via Roma einmündet. Dort ist gegenüber dem Museum die eines Besuches würdige Galleria Principe di Napoli, ein mit reichem architektonischen Schmuck ausgestatteter eleganter Bazar, wie ein solcher unter anderem auch in Mailand, allerdings in grösseren Dimensionen, besteht.
Aus der Via Foria, an welcher die Piazza Cavour und ein schöner und gutgepflegter botanischer Garten liegen, gelangt man in die Via del Duomo, die Domstrasse. Hier erhebt sich die dem heili- gen Januarius (San Gennaro) geweihte, von Karl I. von Anjon 1272 an der Stelle eines Neptuntempels erbaute Kathedrale, deren Facade gegen- wärtig restaurirt und mit Thürmen ausgestattet wird. In diesem an alten Kunstwerken reichen Gotteshause ist die berühmte Capelle des heiligen Gennaro, in deren Tabernakel das Blut des Märtyrers in zwei Prunkgefässen aufbewahrt wird. Das bekannte Flüssigwerden des Blutes an drei bestimmten Tagen im Jahre füllt die Kirche mit zahl- reichen Andächtigen.
Einer der effectvollsten Plätze von Neapel ist die bereits früher
Das Mittelmeerbecken.
ader geht von der durch luxuriöse Bauwerke gezierten Piazza del Plebiscito aus, besitzt aber keinen Reichthum an besonders hervor- ragenden Gebäuden. Beachtenswerth ist die Ausweitung des Dante- Platzes, auf dem sich das 1872 enthüllte Marmorstandbild des un- sterblichen Dichters der göttlichen Komödie erhebt. Dort steht auch das 1757 von der Stadt zu Ehren Karls III. errichtete und mit 27, die Tugenden desselben symbolisirenden Figuren geschmückte Gebäude, welches seit 1861 den Namen Liceo ginnasiale Vittorio Emanuele führt.
Mehrere der zahlreichen meist sehenswerthen Kirchen Neapels sind in den Häuserzeilen der Via Roma eingebaut. Diese steigt nun allmälig gegen Capodimonte auf und wechselt den Namen. Vom Dante-Platz an heisst sie Salita del Museo und vom Museum an wird sie Strada nuova di Capodimonti genannt.
Das Museum (Museo nazionale), ein höchst ansehnliches Gebäude mit rother Façade, ist eines der allerbedeutendsten Museen der Erde, welches nebst der reichen Fülle interessanter Reliquien aus der alt- römischen Zeit, insbesondere aus Pompeji und Herculanum, auch die Sammlungen der neapolitanischen Krone, dann die farnesischen aus Rom und Parma, und die aus den Palästen von Capodimonte und Portici enthält und dadurch zu einer hervorragenden kunsthistorischen Anstalt und Sehenswürdigkeit ersten Ranges geworden ist. Die Südfront des Gebäudes blickt auf die schöne breite Strada Foria, welche hier in die Via Roma einmündet. Dort ist gegenüber dem Museum die eines Besuches würdige Galleria Principe di Napoli, ein mit reichem architektonischen Schmuck ausgestatteter eleganter Bazar, wie ein solcher unter anderem auch in Mailand, allerdings in grösseren Dimensionen, besteht.
Aus der Via Foria, an welcher die Piazza Cavour und ein schöner und gutgepflegter botanischer Garten liegen, gelangt man in die Via del Duomo, die Domstrasse. Hier erhebt sich die dem heili- gen Januarius (San Gennaro) geweihte, von Karl I. von Anjon 1272 an der Stelle eines Neptuntempels erbaute Kathedrale, deren Façade gegen- wärtig restaurirt und mit Thürmen ausgestattet wird. In diesem an alten Kunstwerken reichen Gotteshause ist die berühmte Capelle des heiligen Gennaro, in deren Tabernakel das Blut des Märtyrers in zwei Prunkgefässen aufbewahrt wird. Das bekannte Flüssigwerden des Blutes an drei bestimmten Tagen im Jahre füllt die Kirche mit zahl- reichen Andächtigen.
Einer der effectvollsten Plätze von Neapel ist die bereits früher
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Das Mittelmeerbecken.
ader geht von der durch luxuriöse Bauwerke gezierten Piazza del
Plebiscito aus, besitzt aber keinen Reichthum an besonders hervor-
ragenden Gebäuden. Beachtenswerth ist die Ausweitung des Dante-
Platzes, auf dem sich das 1872 enthüllte Marmorstandbild des un-
sterblichen Dichters der göttlichen Komödie erhebt. Dort steht auch
das 1757 von der Stadt zu Ehren Karls III. errichtete und mit 27,
die Tugenden desselben symbolisirenden Figuren geschmückte Gebäude,
welches seit 1861 den Namen Liceo ginnasiale Vittorio Emanuele
führt.
Mehrere der zahlreichen meist sehenswerthen Kirchen Neapels
sind in den Häuserzeilen der Via Roma eingebaut. Diese steigt nun
allmälig gegen Capodimonte auf und wechselt den Namen. Vom
Dante-Platz an heisst sie Salita del Museo und vom Museum an wird
sie Strada nuova di Capodimonti genannt.
Das Museum (Museo nazionale), ein höchst ansehnliches Gebäude
mit rother Façade, ist eines der allerbedeutendsten Museen der Erde,
welches nebst der reichen Fülle interessanter Reliquien aus der alt-
römischen Zeit, insbesondere aus Pompeji und Herculanum, auch die
Sammlungen der neapolitanischen Krone, dann die farnesischen aus
Rom und Parma, und die aus den Palästen von Capodimonte und
Portici enthält und dadurch zu einer hervorragenden kunsthistorischen
Anstalt und Sehenswürdigkeit ersten Ranges geworden ist. Die
Südfront des Gebäudes blickt auf die schöne breite Strada Foria,
welche hier in die Via Roma einmündet. Dort ist gegenüber dem
Museum die eines Besuches würdige Galleria Principe di Napoli, ein
mit reichem architektonischen Schmuck ausgestatteter eleganter Bazar,
wie ein solcher unter anderem auch in Mailand, allerdings in grösseren
Dimensionen, besteht.
Aus der Via Foria, an welcher die Piazza Cavour und ein
schöner und gutgepflegter botanischer Garten liegen, gelangt man in
die Via del Duomo, die Domstrasse. Hier erhebt sich die dem heili-
gen Januarius (San Gennaro) geweihte, von Karl I. von Anjon 1272 an
der Stelle eines Neptuntempels erbaute Kathedrale, deren Façade gegen-
wärtig restaurirt und mit Thürmen ausgestattet wird. In diesem an
alten Kunstwerken reichen Gotteshause ist die berühmte Capelle des
heiligen Gennaro, in deren Tabernakel das Blut des Märtyrers in
zwei Prunkgefässen aufbewahrt wird. Das bekannte Flüssigwerden des
Blutes an drei bestimmten Tagen im Jahre füllt die Kirche mit zahl-
reichen Andächtigen.
Einer der effectvollsten Plätze von Neapel ist die bereits früher
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/368>, abgerufen am 24.11.2024.
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