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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Livorno.
Schiffsaufzüge, ein Dock und drei Werften für den Bau von Schiffen bis 100 m
Länge, dann zwei solche für Schiffe von 60 m Länge, endlich eine Werfte in Stein-
construction für Kriegsschiffe von ausserordentlicher Grösse.

Die Schiffsaufzüge bewältigen mittelst eines Systemes hydraulischer durch
Dampfmaschinen betriebener Pressen das Aufholen von Schiffen bis zu 1500 t
Gehalt, wozu eine Zeit von drei Stunden erforderlich ist. Die Werften enthalten
selbstverständlich alle für den Neubau und die Reparatur von Schiffen erforder-
lichen Werkstätten und Mechanismen und verfügen über Eisenbahngeleise in der
Gesammtlänge von 2 km. Orlando beschäftigt durchschnittlich 1700 Arbeiter.

Die Werften sind mit einem hohen drehbaren Dampfkrahn von 50 t Hebe-
fähigkeit ausgestattet.

Das Trockendock misst 135 m Länge, 22 m Breite und 7·4 m Tiefe. Dieses
Bassin wird mittelst Dampfpumpen in 6 Stunden trocken gelegt.

Die Societa "Vetraria" hat eine grosse Fabrik für Fensterglas in der
Vorstadt Torretta mit 4 Glasschmelzöfen und einem Beckenofen für continuirliche
Arbeit und fabricirt Fensterglas (jährlich 600.000 m2), Glasglocken u. s. w. Die
Fabrik beschäftigt bei 500 Arbeiter. Das Umsatzgebiet erstreckt sich bis Turin,
Mailand, Rom und Sicilien.

Das zweite neue grosse Etablissement Societa metallurgica Italiana befindet
sich ebenfalls in der Vorstadt Torretta, besitzt eigene Geleise zur Station San
Marco und durch den schiffbaren Canal "Delle Cateratte" Verbindung mit dem
Hafen. Hier werden die Kupfererze der Maremma und fremde verhüttet, Kupfer,
Messing und Bronze erzeugt und auch Platten, Röhren und Drähte verarbeitet.
Die Unternehmung beschäftigt ungefähr 700 Arbeiter.

Noch andere grosse Unternehmungen sind geplant und die Stadt
gestaltet sich immer mehr zu einem industriellen Platze aus, als Er-
satz dafür, dass sie seit Eröffnung der Gotthardbahn als Handels-
platz
von dem rührigeren Genua überflügelt wird.

Livornos Handel, bei welchem die Einfuhr weit grösser ist als die Ausfuhr,
macht keine Fortschritte.

Der einzige Lichtpunkt ist 1888 die Errichtung eines Behälters von
2400 t Fassungsraum, bestimmt für russisches Petroleum; denn dadurch wird
Livorno ein Depotplatz für kaukasisches Petroleum.

Es kommt in Cisternenschiffen aus Batum. Die Manipulation mit Petroleum
besorgen Dampfpumpen. Der Versandt aus dem Behälter geschieht in Cisternen-
wagen, Fässern und Kisten. In einer eigenen Fabrik sollen täglich 5000 Blech-
büchsen und halb so viele Holzkisten erzeugt werden.

Die Handelsverhältnisse Livornos sind übrigens, wie die aller Häfen Italiens,
durch den Zollkrieg des Landes mit Frankreich anormal. So erklärt sich das ge-
waltige Sinken der Ausfuhr von 1888 gegen 1887, doch, selbst abgesehen von der
Ausfuhr nach Frankreich, lässt sich ein Rückgang des Exportes feststellen. Die
Abnahme der Einfuhr aber des Jahres 1888 gegenüber 1887 ist in dem Umstande
gelegen, dass 1887 wegen drohenden Zollerhöhungen manche Artikel in weit
grösserer Menge eingeführt wurden als unter gewöhnlichen Verhältnissen.

Der Handel Livornos betrug in Lire:

[Tabelle]

Livorno.
Schiffsaufzüge, ein Dock und drei Werften für den Bau von Schiffen bis 100 m
Länge, dann zwei solche für Schiffe von 60 m Länge, endlich eine Werfte in Stein-
construction für Kriegsschiffe von ausserordentlicher Grösse.

Die Schiffsaufzüge bewältigen mittelst eines Systemes hydraulischer durch
Dampfmaschinen betriebener Pressen das Aufholen von Schiffen bis zu 1500 t
Gehalt, wozu eine Zeit von drei Stunden erforderlich ist. Die Werften enthalten
selbstverständlich alle für den Neubau und die Reparatur von Schiffen erforder-
lichen Werkstätten und Mechanismen und verfügen über Eisenbahngeleise in der
Gesammtlänge von 2 km. Orlando beschäftigt durchschnittlich 1700 Arbeiter.

Die Werften sind mit einem hohen drehbaren Dampfkrahn von 50 t Hebe-
fähigkeit ausgestattet.

Das Trockendock misst 135 m Länge, 22 m Breite und 7·4 m Tiefe. Dieses
Bassin wird mittelst Dampfpumpen in 6 Stunden trocken gelegt.

Die Società „Vetraria“ hat eine grosse Fabrik für Fensterglas in der
Vorstadt Torretta mit 4 Glasschmelzöfen und einem Beckenofen für continuirliche
Arbeit und fabricirt Fensterglas (jährlich 600.000 m2), Glasglocken u. s. w. Die
Fabrik beschäftigt bei 500 Arbeiter. Das Umsatzgebiet erstreckt sich bis Turin,
Mailand, Rom und Sicilien.

Das zweite neue grosse Etablissement Società metallurgica Italiana befindet
sich ebenfalls in der Vorstadt Torretta, besitzt eigene Geleise zur Station San
Marco und durch den schiffbaren Canal „Delle Cateratte“ Verbindung mit dem
Hafen. Hier werden die Kupfererze der Maremma und fremde verhüttet, Kupfer,
Messing und Bronze erzeugt und auch Platten, Röhren und Drähte verarbeitet.
Die Unternehmung beschäftigt ungefähr 700 Arbeiter.

Noch andere grosse Unternehmungen sind geplant und die Stadt
gestaltet sich immer mehr zu einem industriellen Platze aus, als Er-
satz dafür, dass sie seit Eröffnung der Gotthardbahn als Handels-
platz
von dem rührigeren Genua überflügelt wird.

Livornos Handel, bei welchem die Einfuhr weit grösser ist als die Ausfuhr,
macht keine Fortschritte.

Der einzige Lichtpunkt ist 1888 die Errichtung eines Behälters von
2400 t Fassungsraum, bestimmt für russisches Petroleum; denn dadurch wird
Livorno ein Depotplatz für kaukasisches Petroleum.

Es kommt in Cisternenschiffen aus Batum. Die Manipulation mit Petroleum
besorgen Dampfpumpen. Der Versandt aus dem Behälter geschieht in Cisternen-
wagen, Fässern und Kisten. In einer eigenen Fabrik sollen täglich 5000 Blech-
büchsen und halb so viele Holzkisten erzeugt werden.

Die Handelsverhältnisse Livornos sind übrigens, wie die aller Häfen Italiens,
durch den Zollkrieg des Landes mit Frankreich anormal. So erklärt sich das ge-
waltige Sinken der Ausfuhr von 1888 gegen 1887, doch, selbst abgesehen von der
Ausfuhr nach Frankreich, lässt sich ein Rückgang des Exportes feststellen. Die
Abnahme der Einfuhr aber des Jahres 1888 gegenüber 1887 ist in dem Umstande
gelegen, dass 1887 wegen drohenden Zollerhöhungen manche Artikel in weit
grösserer Menge eingeführt wurden als unter gewöhnlichen Verhältnissen.

Der Handel Livornos betrug in Lire:

[Tabelle]
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[359/0379] Livorno. Schiffsaufzüge, ein Dock und drei Werften für den Bau von Schiffen bis 100 m Länge, dann zwei solche für Schiffe von 60 m Länge, endlich eine Werfte in Stein- construction für Kriegsschiffe von ausserordentlicher Grösse. Die Schiffsaufzüge bewältigen mittelst eines Systemes hydraulischer durch Dampfmaschinen betriebener Pressen das Aufholen von Schiffen bis zu 1500 t Gehalt, wozu eine Zeit von drei Stunden erforderlich ist. Die Werften enthalten selbstverständlich alle für den Neubau und die Reparatur von Schiffen erforder- lichen Werkstätten und Mechanismen und verfügen über Eisenbahngeleise in der Gesammtlänge von 2 km. Orlando beschäftigt durchschnittlich 1700 Arbeiter. Die Werften sind mit einem hohen drehbaren Dampfkrahn von 50 t Hebe- fähigkeit ausgestattet. Das Trockendock misst 135 m Länge, 22 m Breite und 7·4 m Tiefe. Dieses Bassin wird mittelst Dampfpumpen in 6 Stunden trocken gelegt. Die Società „Vetraria“ hat eine grosse Fabrik für Fensterglas in der Vorstadt Torretta mit 4 Glasschmelzöfen und einem Beckenofen für continuirliche Arbeit und fabricirt Fensterglas (jährlich 600.000 m2), Glasglocken u. s. w. Die Fabrik beschäftigt bei 500 Arbeiter. Das Umsatzgebiet erstreckt sich bis Turin, Mailand, Rom und Sicilien. Das zweite neue grosse Etablissement Società metallurgica Italiana befindet sich ebenfalls in der Vorstadt Torretta, besitzt eigene Geleise zur Station San Marco und durch den schiffbaren Canal „Delle Cateratte“ Verbindung mit dem Hafen. Hier werden die Kupfererze der Maremma und fremde verhüttet, Kupfer, Messing und Bronze erzeugt und auch Platten, Röhren und Drähte verarbeitet. Die Unternehmung beschäftigt ungefähr 700 Arbeiter. Noch andere grosse Unternehmungen sind geplant und die Stadt gestaltet sich immer mehr zu einem industriellen Platze aus, als Er- satz dafür, dass sie seit Eröffnung der Gotthardbahn als Handels- platz von dem rührigeren Genua überflügelt wird. Livornos Handel, bei welchem die Einfuhr weit grösser ist als die Ausfuhr, macht keine Fortschritte. Der einzige Lichtpunkt ist 1888 die Errichtung eines Behälters von 2400 t Fassungsraum, bestimmt für russisches Petroleum; denn dadurch wird Livorno ein Depotplatz für kaukasisches Petroleum. Es kommt in Cisternenschiffen aus Batum. Die Manipulation mit Petroleum besorgen Dampfpumpen. Der Versandt aus dem Behälter geschieht in Cisternen- wagen, Fässern und Kisten. In einer eigenen Fabrik sollen täglich 5000 Blech- büchsen und halb so viele Holzkisten erzeugt werden. Die Handelsverhältnisse Livornos sind übrigens, wie die aller Häfen Italiens, durch den Zollkrieg des Landes mit Frankreich anormal. So erklärt sich das ge- waltige Sinken der Ausfuhr von 1888 gegen 1887, doch, selbst abgesehen von der Ausfuhr nach Frankreich, lässt sich ein Rückgang des Exportes feststellen. Die Abnahme der Einfuhr aber des Jahres 1888 gegenüber 1887 ist in dem Umstande gelegen, dass 1887 wegen drohenden Zollerhöhungen manche Artikel in weit grösserer Menge eingeführt wurden als unter gewöhnlichen Verhältnissen. Der Handel Livornos betrug in Lire: _

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/379>, abgerufen am 24.11.2024.