Anregung und Beschäftigung. Deshalb sind die vielen Paläste grössten- theils mit herrlichen Kunstwerken geziert und enthalten kostbare Galerien.
Alessi ist auch der Erbauer der auf einem 53 m hohen Terrain- vorsprung an der Südostseite der Stadt sich erhebenden Renaissance- kirche St. Maria in Carignano, die in kleineren Verhältnissen an den Gedanken sich lehnt, dem Bramante und Michel Angelo beim Baue der Peterskirche in Rom gefolgt waren. Von der Galerie der obersten Kuppel geniesst man einen prächtigen Ausblick auf die Stadt und den Hafen sowie auf den malerischen Strand der Riviera. Auch die schöne Loggia dei Banchi, die Börse, vor welcher jetzt das Cavour- Denkmal sich erhebt, und die Paläste Cambiaso, Giorgio Doria, Adorno, Serra u. a. entstammen den Plänen Alessi's.
Neben diesem fruchtbaren Meister haben auch andere Künstler von gutem Namen die Stadt durch bewunderungswerthe Bauten ge- ziert, und der lange Strassenzug der Via Balbi, der Via Nuovissima und der Via Garibaldi kann durch den Reichthum an Palästen, die besonders in der letztgenannten Strasse sehr zahlreich sind, eine Galerie von Palästen genannt werden, welche an die venetianischen des Canal grande erinnert. Was die Geschichte Genuas an hervor- ragenden Namen, wie Doria, Spinola, Balbi, Deferrari (Galliera), Durazzo u. s. w., aufzuweisen hat, ist hier in schönen Bauwerken der bleibenden Erinnerung geweiht.
Der grosse Palazzo Doria (zuweilen auch D'Oria geschrieben), der nächst dem Westbahnhofe von der Piazza del Principe liegt, ragt wie eine Insel aus dem ihn umgebenden Gewirre von Schienensträn- gen empor. Nirgends sonst in der Stadt zeigt sich der Gegensatz zwi- schen den Forderungen der neuen Zeit und den Erinnerungen an die Vergangenheit so unvermittelt wie bei dem erwähnten Bauwerke.
Dieser mit reichen Fresken geschmückte Palast wurde dem be- rühmten Flottenführer Admiral Andrea Doria, dem "Padre della Patria", als Ruhesitz geschenkt, "damit er", wie die Inschrift besagt, "sein thaten- reiches Leben in ehrenvoller Ruhe beschliesse".
In Doria, von dem Ariosto sagt: "Das ist jener Doria, der euer Meer gegen die Piraten sichert auf allen Seiten", ist das Heldenthum der Genuesen verkörpert, wie überhaupt das alte Adelsgeschlecht der Doria der Republik viele Seehelden und sonst bedeutende Männer schenkte. Andrea Doria aber, dessen wir bereits Eingangs erwähnten, zählt unstreitig zu den glänzendsten derselben.
An die Zeit der alten Republik erinnert der ursprünglich aus
Genua.
Anregung und Beschäftigung. Deshalb sind die vielen Paläste grössten- theils mit herrlichen Kunstwerken geziert und enthalten kostbare Galerien.
Alessi ist auch der Erbauer der auf einem 53 m hohen Terrain- vorsprung an der Südostseite der Stadt sich erhebenden Renaissance- kirche St. Maria in Carignano, die in kleineren Verhältnissen an den Gedanken sich lehnt, dem Bramante und Michel Angelo beim Baue der Peterskirche in Rom gefolgt waren. Von der Galerie der obersten Kuppel geniesst man einen prächtigen Ausblick auf die Stadt und den Hafen sowie auf den malerischen Strand der Riviera. Auch die schöne Loggia dei Banchi, die Börse, vor welcher jetzt das Cavour- Denkmal sich erhebt, und die Paläste Cambiaso, Giorgio Doria, Adorno, Serra u. a. entstammen den Plänen Alessi’s.
Neben diesem fruchtbaren Meister haben auch andere Künstler von gutem Namen die Stadt durch bewunderungswerthe Bauten ge- ziert, und der lange Strassenzug der Via Balbi, der Via Nuovissima und der Via Garibaldi kann durch den Reichthum an Palästen, die besonders in der letztgenannten Strasse sehr zahlreich sind, eine Galerie von Palästen genannt werden, welche an die venetianischen des Canal grande erinnert. Was die Geschichte Genuas an hervor- ragenden Namen, wie Doria, Spinola, Balbi, Deferrari (Galliera), Durazzo u. s. w., aufzuweisen hat, ist hier in schönen Bauwerken der bleibenden Erinnerung geweiht.
Der grosse Palazzo Doria (zuweilen auch D’Oria geschrieben), der nächst dem Westbahnhofe von der Piazza del Principe liegt, ragt wie eine Insel aus dem ihn umgebenden Gewirre von Schienensträn- gen empor. Nirgends sonst in der Stadt zeigt sich der Gegensatz zwi- schen den Forderungen der neuen Zeit und den Erinnerungen an die Vergangenheit so unvermittelt wie bei dem erwähnten Bauwerke.
Dieser mit reichen Fresken geschmückte Palast wurde dem be- rühmten Flottenführer Admiral Andrea Doria, dem „Padre della Patria“, als Ruhesitz geschenkt, „damit er“, wie die Inschrift besagt, „sein thaten- reiches Leben in ehrenvoller Ruhe beschliesse“.
In Doria, von dem Ariosto sagt: „Das ist jener Doria, der euer Meer gegen die Piraten sichert auf allen Seiten“, ist das Heldenthum der Genuesen verkörpert, wie überhaupt das alte Adelsgeschlecht der Doria der Republik viele Seehelden und sonst bedeutende Männer schenkte. Andrea Doria aber, dessen wir bereits Eingangs erwähnten, zählt unstreitig zu den glänzendsten derselben.
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Genua.
Anregung und Beschäftigung. Deshalb sind die vielen Paläste grössten-
theils mit herrlichen Kunstwerken geziert und enthalten kostbare
Galerien.
Alessi ist auch der Erbauer der auf einem 53 m hohen Terrain-
vorsprung an der Südostseite der Stadt sich erhebenden Renaissance-
kirche St. Maria in Carignano, die in kleineren Verhältnissen an den
Gedanken sich lehnt, dem Bramante und Michel Angelo beim Baue der
Peterskirche in Rom gefolgt waren. Von der Galerie der obersten
Kuppel geniesst man einen prächtigen Ausblick auf die Stadt und
den Hafen sowie auf den malerischen Strand der Riviera. Auch die
schöne Loggia dei Banchi, die Börse, vor welcher jetzt das Cavour-
Denkmal sich erhebt, und die Paläste Cambiaso, Giorgio Doria,
Adorno, Serra u. a. entstammen den Plänen Alessi’s.
Neben diesem fruchtbaren Meister haben auch andere Künstler
von gutem Namen die Stadt durch bewunderungswerthe Bauten ge-
ziert, und der lange Strassenzug der Via Balbi, der Via Nuovissima
und der Via Garibaldi kann durch den Reichthum an Palästen, die
besonders in der letztgenannten Strasse sehr zahlreich sind, eine
Galerie von Palästen genannt werden, welche an die venetianischen
des Canal grande erinnert. Was die Geschichte Genuas an hervor-
ragenden Namen, wie Doria, Spinola, Balbi, Deferrari (Galliera),
Durazzo u. s. w., aufzuweisen hat, ist hier in schönen Bauwerken der
bleibenden Erinnerung geweiht.
Der grosse Palazzo Doria (zuweilen auch D’Oria geschrieben),
der nächst dem Westbahnhofe von der Piazza del Principe liegt, ragt
wie eine Insel aus dem ihn umgebenden Gewirre von Schienensträn-
gen empor. Nirgends sonst in der Stadt zeigt sich der Gegensatz zwi-
schen den Forderungen der neuen Zeit und den Erinnerungen an die
Vergangenheit so unvermittelt wie bei dem erwähnten Bauwerke.
Dieser mit reichen Fresken geschmückte Palast wurde dem be-
rühmten Flottenführer Admiral Andrea Doria, dem „Padre della Patria“, als
Ruhesitz geschenkt, „damit er“, wie die Inschrift besagt, „sein thaten-
reiches Leben in ehrenvoller Ruhe beschliesse“.
In Doria, von dem Ariosto sagt: „Das ist jener Doria, der euer
Meer gegen die Piraten sichert auf allen Seiten“, ist das Heldenthum
der Genuesen verkörpert, wie überhaupt das alte Adelsgeschlecht der
Doria der Republik viele Seehelden und sonst bedeutende Männer
schenkte. Andrea Doria aber, dessen wir bereits Eingangs erwähnten,
zählt unstreitig zu den glänzendsten derselben.
An die Zeit der alten Republik erinnert der ursprünglich aus
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/387>, abgerufen am 24.11.2024.
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