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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Marseille.
3 verschiebbare Dampfwinches, 38 Windlasses und ein hydraulischer Dersick von
120 t Tragkraft.

Trotz des grossen Fassungsraumes des alten Hafens, des Handels-
hafens La Joliette und der Docks ist der Hafen stets so gefüllt, dass
die Schiffe zum Löschen und Laden nicht mit der Breitseite an den
Quais anlegen dürfen, sondern alle diese Manipulationen durch Ver-
mittlung von Barken und Lichterfahrzeugen vor sich gehen. Die unter
Ballast ausgehenden Schiffe nehmen als solchen Bruchsteine von der
Küste, die sich vortrefflich zum Pflastern und Chaussiren eignen.

Zum Hafen von Marseille gehört die grosse Quarantaine-Anstalt,
welche in einem durch Verbindung der beiden Inseln Ratoneau und
Pomegues gebildeten Hafen (Port du Frioul) erbaut wurde.

Die ganzen Hafenanlagen haben bisher 95 Millionen Francs ge-
kostet und werden wohl auch noch weitere 5 Millionen Francs in
Anspruch nehmen.

Der Transport der Waaren vom Hafen nach dem Innern der
Stadt geschieht durch zweiräderige mit schweren, normännischen oder
Percherons-Pferden bespannten Karren, die oft, geschickt geladen, 5--6 t
Waaren führen und in den engen Strassen Marseilles wohl sobald
durch kein anderes Transportmittel ersetzt werden können. Eigen-
thümlich ist das eigenartige, oben in Form eines Hornes auslaufende
Kummetgeschirr dieser Zugpferde.

Das Anwachsen des Schiffsverkehrs in Marseille hat zu Studien
über die so wünschenswerthe Erweiterung des neuen Hafens geführt,
der trotz seiner Grösse kaum mehr den Anforderungen zu entsprechen
vermag und es scheint, dass man sich zum Bau eines neuen Wellen-
brechers, der seewärts des bestehenden zu liegen käme, wird ent-
schliessen müssen.

Ebenso ist ein Project im Studium, welches dahin geht, nächst
der Bucht des Catalans einen durch Wellenbrecher geschützten Süd-
hafen herzustellen.

So zeigt das Stück dürftigen, nur zum Wein- und Oelbau ge-
eigneten Bodens, welches die ionischen Seefahrer aus Phokaea um
600 v. Chr. von dem ligurischen Stamme der Salyer erkauft, dank
seiner geographischen Lage jene unverwüstliche Lebenskraft, welche
die wahren Emporien des Handels dem Phönix gleich aus dem Wechsel
der Zeiten immer wieder erblühen lässt. Denn kein zweiter Platz
im westlichen Mittelmeere ist so vortheilhaft für den europäischen
Verkehr gelegen wie Marseille. Mit ihrem von Höhen eingeschlossenen
sicheren Hafenbecken ist die Stadt, wie II. Kiepert sagt, entfernt

Marseille.
3 verschiebbare Dampfwinches, 38 Windlasses und ein hydraulischer Dersick von
120 t Tragkraft.

Trotz des grossen Fassungsraumes des alten Hafens, des Handels-
hafens La Joliette und der Docks ist der Hafen stets so gefüllt, dass
die Schiffe zum Löschen und Laden nicht mit der Breitseite an den
Quais anlegen dürfen, sondern alle diese Manipulationen durch Ver-
mittlung von Barken und Lichterfahrzeugen vor sich gehen. Die unter
Ballast ausgehenden Schiffe nehmen als solchen Bruchsteine von der
Küste, die sich vortrefflich zum Pflastern und Chaussiren eignen.

Zum Hafen von Marseille gehört die grosse Quarantaine-Anstalt,
welche in einem durch Verbindung der beiden Inseln Ratoneau und
Pomègues gebildeten Hafen (Port du Frioul) erbaut wurde.

Die ganzen Hafenanlagen haben bisher 95 Millionen Francs ge-
kostet und werden wohl auch noch weitere 5 Millionen Francs in
Anspruch nehmen.

Der Transport der Waaren vom Hafen nach dem Innern der
Stadt geschieht durch zweiräderige mit schweren, normännischen oder
Percherons-Pferden bespannten Karren, die oft, geschickt geladen, 5—6 t
Waaren führen und in den engen Strassen Marseilles wohl sobald
durch kein anderes Transportmittel ersetzt werden können. Eigen-
thümlich ist das eigenartige, oben in Form eines Hornes auslaufende
Kummetgeschirr dieser Zugpferde.

Das Anwachsen des Schiffsverkehrs in Marseille hat zu Studien
über die so wünschenswerthe Erweiterung des neuen Hafens geführt,
der trotz seiner Grösse kaum mehr den Anforderungen zu entsprechen
vermag und es scheint, dass man sich zum Bau eines neuen Wellen-
brechers, der seewärts des bestehenden zu liegen käme, wird ent-
schliessen müssen.

Ebenso ist ein Project im Studium, welches dahin geht, nächst
der Bucht des Catalans einen durch Wellenbrecher geschützten Süd-
hafen herzustellen.

So zeigt das Stück dürftigen, nur zum Wein- und Oelbau ge-
eigneten Bodens, welches die ionischen Seefahrer aus Phokaea um
600 v. Chr. von dem ligurischen Stamme der Salyer erkauft, dank
seiner geographischen Lage jene unverwüstliche Lebenskraft, welche
die wahren Emporien des Handels dem Phönix gleich aus dem Wechsel
der Zeiten immer wieder erblühen lässt. Denn kein zweiter Platz
im westlichen Mittelmeere ist so vortheilhaft für den europäischen
Verkehr gelegen wie Marseille. Mit ihrem von Höhen eingeschlossenen
sicheren Hafenbecken ist die Stadt, wie II. Kiepert sagt, entfernt

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[399/0419] Marseille. 3 verschiebbare Dampfwinches, 38 Windlasses und ein hydraulischer Dersick von 120 t Tragkraft. Trotz des grossen Fassungsraumes des alten Hafens, des Handels- hafens La Joliette und der Docks ist der Hafen stets so gefüllt, dass die Schiffe zum Löschen und Laden nicht mit der Breitseite an den Quais anlegen dürfen, sondern alle diese Manipulationen durch Ver- mittlung von Barken und Lichterfahrzeugen vor sich gehen. Die unter Ballast ausgehenden Schiffe nehmen als solchen Bruchsteine von der Küste, die sich vortrefflich zum Pflastern und Chaussiren eignen. Zum Hafen von Marseille gehört die grosse Quarantaine-Anstalt, welche in einem durch Verbindung der beiden Inseln Ratoneau und Pomègues gebildeten Hafen (Port du Frioul) erbaut wurde. Die ganzen Hafenanlagen haben bisher 95 Millionen Francs ge- kostet und werden wohl auch noch weitere 5 Millionen Francs in Anspruch nehmen. Der Transport der Waaren vom Hafen nach dem Innern der Stadt geschieht durch zweiräderige mit schweren, normännischen oder Percherons-Pferden bespannten Karren, die oft, geschickt geladen, 5—6 t Waaren führen und in den engen Strassen Marseilles wohl sobald durch kein anderes Transportmittel ersetzt werden können. Eigen- thümlich ist das eigenartige, oben in Form eines Hornes auslaufende Kummetgeschirr dieser Zugpferde. Das Anwachsen des Schiffsverkehrs in Marseille hat zu Studien über die so wünschenswerthe Erweiterung des neuen Hafens geführt, der trotz seiner Grösse kaum mehr den Anforderungen zu entsprechen vermag und es scheint, dass man sich zum Bau eines neuen Wellen- brechers, der seewärts des bestehenden zu liegen käme, wird ent- schliessen müssen. Ebenso ist ein Project im Studium, welches dahin geht, nächst der Bucht des Catalans einen durch Wellenbrecher geschützten Süd- hafen herzustellen. So zeigt das Stück dürftigen, nur zum Wein- und Oelbau ge- eigneten Bodens, welches die ionischen Seefahrer aus Phokaea um 600 v. Chr. von dem ligurischen Stamme der Salyer erkauft, dank seiner geographischen Lage jene unverwüstliche Lebenskraft, welche die wahren Emporien des Handels dem Phönix gleich aus dem Wechsel der Zeiten immer wieder erblühen lässt. Denn kein zweiter Platz im westlichen Mittelmeere ist so vortheilhaft für den europäischen Verkehr gelegen wie Marseille. Mit ihrem von Höhen eingeschlossenen sicheren Hafenbecken ist die Stadt, wie II. Kiepert sagt, entfernt

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/419>, abgerufen am 22.11.2024.