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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Algier.
zur normalen bei günstigem Wetter zu machen. Jetzt werden auf der Werfte von
Penhoet neue Dampfer gebaut, die eine Geschwindigkeit von 18 Knoten erreichen
und den Weg nach Marseille in 22 Stunden zurücklegen sollen.

Algier hat durch die Compagnie generale transatlantique mit Marseille
täglich Postverbindung, mit Port Vendres und den Küstenplätzen bis Tunis ein-
mal in der Woche.

Nach Algier kommen ferner die Compagnie anonyme de navigation mixte
von Marseille, die Messageries maritimes, die Compagnie generale de bateaux a
vapeur a helice du Nord, die Compagnie Havraise, die Compagnie Havraise Pen-
insulaire Algerienne. Den Verkehr über Oran und Cette nach Marseille richtet die
Dampfschiffahrts-Gesellschaft E. Collal et A. Saintpierre ein.

Seit 1889 ist, wie schon erwähnt, die Schiffahrt zwischen Frankreich und
den Häfen Algiers französischen Schiffen vorbehalten und dadurch eine Ver-
theuerung des Transportes eingetreten.

Von Algier führen die Eisenbahnzüge den Reisenden zweimal täglich in
13 Stunden nach Oran (421 km), einmal täglich in 19 Stunden nach Constantine
(464 km).

Algier ist mit Marseille durch drei Kabel verbunden, welche der franzö-
sischen Regierung gehören.

In Algier haben die Bank von Algier (la Banque d'Algerie), die Compagnie
Algerienne, die Credit foncier et agricole d'Algerie, die Compagnie Algerienne und
eine Succursale des Credit Lyonnais ihren Sitz. Zahlreich sind die Wechselstuben,
dafür gibt es hier nur wenige Banquiers.

Consulate haben in Algier: Argentinien, Belgien, Bolivia, Brasilien, Co-
lumbia, Dänemark, Deutsches Reich, Dominikanische Republik, Griechenland,
Grossbritannien, Haiti, Italien, Monaco, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Paraguay,
Peru, Portugal, Russland, Schweden-Norwegen, Schweiz, Spanien, Uruguay, Vene-
zuela, Vereinigte Staaten von Amerika.

Kein zweiter grösserer Hafen Algiers liegt dem europäischen
Continente so nahe wie Oran, aber die Verbindungen mit Marseille und
Port Vendres durch die Cie generale transatlantique und mit Carta-
gena durch E. Collal et A. Saintpierre gehören nicht zu den Eil-
linien.

Der Hafen von Oran bildet ein grossartiges Panorama. Seine
Bucht wird im Westen durch den mehr als 400 m hohen Dschebel
Murdschadocho, im Osten durch den Dschebel Khar oder Löwenberg
abgeschlossen, und in dem Thale des zwischen diesen Schutzwehren
mündenden Ued er Rehhi und an den Abhängen der Berge erstreckt
sich weit nach Süden hin die Hauptstadt des westlichen Departe-
ments von Algier.

Oran ist viel mehr europäische Stadt als Algier, denn es war
seit Jahrhunderten wiederholt längere Zeit von den Spaniern besetzt.
Hier tritt der Orient in den Hintergrund und das ganze Leben
erinnert an das nahe Cartagena, weil von den 67.681 Einwohnern

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Algier.
zur normalen bei günstigem Wetter zu machen. Jetzt werden auf der Werfte von
Penhoët neue Dampfer gebaut, die eine Geschwindigkeit von 18 Knoten erreichen
und den Weg nach Marseille in 22 Stunden zurücklegen sollen.

Algier hat durch die Compagnie générale transatlantique mit Marseille
täglich Postverbindung, mit Port Vendres und den Küstenplätzen bis Tunis ein-
mal in der Woche.

Nach Algier kommen ferner die Compagnie anonyme de navigation mixte
von Marseille, die Messageries maritimes, die Compagnie générale de bateaux à
vapeur à helice du Nord, die Compagnie Havraise, die Compagnie Havraise Pen-
insulaire Algérienne. Den Verkehr über Oran und Cette nach Marseille richtet die
Dampfschiffahrts-Gesellschaft E. Collal et A. Saintpierre ein.

Seit 1889 ist, wie schon erwähnt, die Schiffahrt zwischen Frankreich und
den Häfen Algiers französischen Schiffen vorbehalten und dadurch eine Ver-
theuerung des Transportes eingetreten.

Von Algier führen die Eisenbahnzüge den Reisenden zweimal täglich in
13 Stunden nach Oran (421 km), einmal täglich in 19 Stunden nach Constantine
(464 km).

Algier ist mit Marseille durch drei Kabel verbunden, welche der franzö-
sischen Regierung gehören.

In Algier haben die Bank von Algier (la Banque d’Algérie), die Compagnie
Algérienne, die Credit foncier et agricole d’Algérie, die Compagnie Algérienne und
eine Succursale des Credit Lyonnais ihren Sitz. Zahlreich sind die Wechselstuben,
dafür gibt es hier nur wenige Banquiers.

Consulate haben in Algier: Argentinien, Belgien, Bolivia, Brasilien, Co-
lumbia, Dänemark, Deutsches Reich, Dominikanische Republik, Griechenland,
Grossbritannien, Haïti, Italien, Monaco, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Paraguay,
Peru, Portugal, Russland, Schweden-Norwegen, Schweiz, Spanien, Uruguay, Vene-
zuela, Vereinigte Staaten von Amerika.

Kein zweiter grösserer Hafen Algiers liegt dem europäischen
Continente so nahe wie Oran, aber die Verbindungen mit Marseille und
Port Vendres durch die Cie générale transatlantique und mit Carta-
gena durch E. Collal et A. Saintpierre gehören nicht zu den Eil-
linien.

Der Hafen von Oran bildet ein grossartiges Panorama. Seine
Bucht wird im Westen durch den mehr als 400 m hohen Dschebel
Murdschadocho, im Osten durch den Dschebel Khar oder Löwenberg
abgeschlossen, und in dem Thale des zwischen diesen Schutzwehren
mündenden Ued er Rehhi und an den Abhängen der Berge erstreckt
sich weit nach Süden hin die Hauptstadt des westlichen Departe-
ments von Algier.

Oran ist viel mehr europäische Stadt als Algier, denn es war
seit Jahrhunderten wiederholt längere Zeit von den Spaniern besetzt.
Hier tritt der Orient in den Hintergrund und das ganze Leben
erinnert an das nahe Cartagena, weil von den 67.681 Einwohnern

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[435/0455] Algier. zur normalen bei günstigem Wetter zu machen. Jetzt werden auf der Werfte von Penhoët neue Dampfer gebaut, die eine Geschwindigkeit von 18 Knoten erreichen und den Weg nach Marseille in 22 Stunden zurücklegen sollen. Algier hat durch die Compagnie générale transatlantique mit Marseille täglich Postverbindung, mit Port Vendres und den Küstenplätzen bis Tunis ein- mal in der Woche. Nach Algier kommen ferner die Compagnie anonyme de navigation mixte von Marseille, die Messageries maritimes, die Compagnie générale de bateaux à vapeur à helice du Nord, die Compagnie Havraise, die Compagnie Havraise Pen- insulaire Algérienne. Den Verkehr über Oran und Cette nach Marseille richtet die Dampfschiffahrts-Gesellschaft E. Collal et A. Saintpierre ein. Seit 1889 ist, wie schon erwähnt, die Schiffahrt zwischen Frankreich und den Häfen Algiers französischen Schiffen vorbehalten und dadurch eine Ver- theuerung des Transportes eingetreten. Von Algier führen die Eisenbahnzüge den Reisenden zweimal täglich in 13 Stunden nach Oran (421 km), einmal täglich in 19 Stunden nach Constantine (464 km). Algier ist mit Marseille durch drei Kabel verbunden, welche der franzö- sischen Regierung gehören. In Algier haben die Bank von Algier (la Banque d’Algérie), die Compagnie Algérienne, die Credit foncier et agricole d’Algérie, die Compagnie Algérienne und eine Succursale des Credit Lyonnais ihren Sitz. Zahlreich sind die Wechselstuben, dafür gibt es hier nur wenige Banquiers. Consulate haben in Algier: Argentinien, Belgien, Bolivia, Brasilien, Co- lumbia, Dänemark, Deutsches Reich, Dominikanische Republik, Griechenland, Grossbritannien, Haïti, Italien, Monaco, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Paraguay, Peru, Portugal, Russland, Schweden-Norwegen, Schweiz, Spanien, Uruguay, Vene- zuela, Vereinigte Staaten von Amerika. Kein zweiter grösserer Hafen Algiers liegt dem europäischen Continente so nahe wie Oran, aber die Verbindungen mit Marseille und Port Vendres durch die Cie générale transatlantique und mit Carta- gena durch E. Collal et A. Saintpierre gehören nicht zu den Eil- linien. Der Hafen von Oran bildet ein grossartiges Panorama. Seine Bucht wird im Westen durch den mehr als 400 m hohen Dschebel Murdschadocho, im Osten durch den Dschebel Khar oder Löwenberg abgeschlossen, und in dem Thale des zwischen diesen Schutzwehren mündenden Ued er Rehhi und an den Abhängen der Berge erstreckt sich weit nach Süden hin die Hauptstadt des westlichen Departe- ments von Algier. Oran ist viel mehr europäische Stadt als Algier, denn es war seit Jahrhunderten wiederholt längere Zeit von den Spaniern besetzt. Hier tritt der Orient in den Hintergrund und das ganze Leben erinnert an das nahe Cartagena, weil von den 67.681 Einwohnern 55*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/455>, abgerufen am 22.11.2024.